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Leck mich

Leck mich

Titel: Leck mich
Autoren: Raymond Bean
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Haarspitze durchfuhr. Eine solche Last hatte ich noch nie auf meinen Schultern gespürt. Es drückte die schreckliche Wahrheit, dass die Möglichkeit zu versagen extrem groß war. Und da war auch noch das Riesenproblem: Ich hatte keine Ahnung, woran ich arbeiten sollte!
    »Ich wollte dir außerdem sagen, dass ich Scott und Anthony die Erlaubnis gebe, dir zu helfen, und dass ich die Arbeit, die sie dabei leisten, ihren eigenen Projekten anrechne. Doch das liegt ganz bei dir. Schließlich ist es deine Firma. Wenn du ihre Hilfe wünschst, wunderbar. Wenn nicht, sind sie für ihre eigenen Projekte verantwortlich.«
    »Ich werde darüber nachdenken, Mr Michaels.« Mir ging ihre Idee mit dem Silencer durch den Kopf.»Im Augenblick scheinen wir an verschiedenen Ideen zu arbeiten, doch das klären wir noch.«
    Ich stand auf, und wir gaben uns die Hand. Dabei bemerkte ich, dass auf seinem Schlips stand: »Wir ♥ Fürze.« Dann fragte er noch: »Übrigens, hast du schon über einen Firmennamen entschieden?«

    Ich schüttelte den Kopf. »Auch daran arbeite ich noch, Mr Michaels.«
    Als ich sein Büro verließ, gingen mir zwei erschreckende Gedanken durch den Kopf. Der erste war, dass ich noch immer keine Ahnung hatte, was ich für die Präsentation fabrizieren sollte. Und der zweite war, dass Scott und Anthony tatsächlich schon eine Idee hatten. Die beiden Schwachköpfe waren weiter als ich! Dann merkte ich, dass ich auf den Nägeln kaute, während ich auf dem Weg durch den Flur zu meinem Klassenzimmer war.

Zeigen und Riechen
    Später am Abend setzte mich Oma vor unserem Haus ab. Mehrere Stunden hatten wir im Labor gearbeitet, und jetzt war es nach acht Uhr. Emma lag bereits im Bett. Als ich reinkam, saßen meine Eltern am Esstisch. Sie wirkten sehr ernst.
    »Was ist los, Leute?«, fragte ich.
    »Tja, mein Sohn, deine Schwester hatte heute in der Vorschule Zeigen und Erklären. Was glaubst du wohl, was sie mitgenommen hat, um es all ihren kleinen Freunden zu zeigen?«, fragte Dad.
    »Einen Teddybär?« fragte ich hoffnungsvoll.
    »Nein«, unterbrach meine Mutter. »Sie hat einen Rucksack mitgenommen, der gerammelt voll war mit Süße-Fürze -Päckchen. Zwanzig Minuten lang hat sie darüber gesprochen, wie gern sie Gase von sich gibt. Ihre Lehrerin sagt, sie hätte tatsächlich während ihrer Darbietung mehrere Male Gas abgesondert, verdammt noch mal. Die Lehrerin möchte als Erstes morgen früh ein Eltern-Lehrer-Gespräch mit uns!« Mom stand auf und ging in die Küche, um ihren Teller in die Spüle zu stellen. Sie sah aus, als würde sie gleich anfangen zu weinen.
    Ich schaute meinen Dad an. Er hatte die Hand vor den Mund gelegt, als würde er angestrengt nachdenken, doch als ich genauer hinsah, wurde mir klar, dass er versuchte, nicht zu lachen. Er mied meinen Blick. Ihr wisst ja, wie es ist, wenn man krampfhaft versucht, nicht loszuprusten. Er wusste genau, wenn er mich ansah, würde er ausflippen.
    »Mensch, Mom«, sagte ich mit so lauter Stimme, dass sie mich in der Küche hören konnte, »Dad scheint darüber so wütend zu sein, dass er mich nicht mal angucken will.« Ich setzte mich auf den Stuhl ihm gegenüber.
    Mom kam wieder ins Zimmer und setzte sich neben mich. »Komm schon, Keith. Du und ich, wir wissen genau, dass dein Dad nur versucht, nicht zu lachen.« Und da brach mein Dad endlich in hysterisches Gelächter aus.
    »Ich kann nicht anders«, japste er. »Ich hab ständig vor Augen, wie Emma ... wie Emma vor der Klasse zwanzig Minuten lang über Fürze redet. Das haut mich um, so komisch ist das. Sie hat es ›Zeigen undRiechen‹ genannt.« Die Tränen liefen ihm über die Wangen. Meine Mutter und ich zeigten nicht das kleinste Lächeln. Dad bremste sich für eine Sekunde, dann verlor er wieder die Kontrolle.

    »Natürlich«, schaffte er es schließlich zu sagen, »ist das nichts, worüber man lachen sollte.« Er stand auf und gab sein Bestes, um ernst zu bleiben. »Ich kann nicht anders«, sagte er und wischte sich die Tränen aus den Augen, als er aus dem Zimmer ging.
    Mein Mom verzog das Gesicht. »Dein Vater kommt zurück, sobald er sich wieder unter Kontrolle hat. Wir brauchen einen Plan, was wir mit ihr machen, Keith. In der letzten Zeit ist es nicht nur das Ablassen von Gasen bei ihr. Sie isst auch nichts. Du warst in ihrem Alter schwierig, was das Essen betraf, aber bei ihr ist es damit regelrecht unheimlich. Morgen gehe ich nach der Schule mit ihr zur Ärztin, weil sie nicht zunimmt, wie sie
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