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Leck mich

Leck mich

Titel: Leck mich
Autoren: Raymond Bean
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Schreibtisch in meinem Zimmer und starrte meinen Kalender an. Heute war der 4. Oktober. Ich blätterte zum 15. November, schrieb »Mr Gonzales zurück«, und dann ging ich zum 22. und trug »Wissenschaftspräsentation und Helen Winifred Show « ein. Dabei merkte ich, dass die Präsentation in die Thanksgiving-Woche fiel. Wie dankbar ich mich dann fühlen würde, wusste ich nun wirklich noch nicht.
    Noch war niemand außer mir aufgestanden, und so ging ich nach unten und setzte mich einfach für eine Weile an den Küchentisch. Es war angenehm, zur Abwechslung mal einfach nur ruhig dazusitzen. Das war ein verrücktes Wochenende gewesen mit den Interviews, dem Treffen mit Mr Gonzales, dem Kotzfestival und der ernüchternden Erkenntnis,dass unsere bisherigen Ideen sich auf Versuche mit Fürzen und eckigem Obst beschränkten. Ich steckte eindeutig in der Klemme und musste mir schnell etwas einfallen lassen.
    Ich nahm mir eine Schüssel mit Müsli und goss mir ein Glas Orangensaft ein. Plötzlich hatte ich das Gefühl, als würde mich jemand beobachten. Man weiß es einfach, wenn einen jemand beobachtet. Ich drehte mich um, und da saß Emma am Tisch. »Guten Morgen, Emma«, sagte ich und schob mir einen Löffel Müsli rein. Mir wurde klar, dass ich mich das ganze Wochenende nicht um sie gekümmert hatte, und das machte mir ein schlechtes Gewissen. Ich ging zu ihr und küsste sie auf die Stirn.
    Sofort rüttelte sie an einem der hölzernen Küchenstühle. »Heute Heidelbeefen, großef Brudef«, flüsterte sie und streckte beide Daumen hoch.
    Puh , dachte ich. Mom hat recht . Emma war vom Furzen ein bisschen zu sehr hingerissen. Sie schien nicht zu verstehen, dass das etwas war, das man immer noch nicht in der Gegenwart anderer machen sollte, auch wenn ich es hinbekommen hatte, die Fürze gut riechen zu lassen. Ich beschloss, dass es Zeit war für ein Gespräch zwischen großem Bruder und kleiner Schwester.
    »Emma«, fing ich an, »du weißt doch, dass du nichtimmer, wenn du gerade willst, einen Blubber loslassen kannst, stimmt’s? Das ist einfach unhöflich.«
    »Ja schon, weiß ich. Ich find es nur so lustig.« Sie lächelte mich mit dem süßesten Lächeln an, das man sich vorstellen kann.
    »Okay, aber du weißt auch, dass man das nicht an Orten wie in der Schule und so machen soll, stimmt’s?«
    »Warum nicht? Sie riechen so schön. Jeden Tag esse ich einen anderen Geruch. Morgen will ich Ofange nehmen.« Immer noch das Lächeln.
    »Du meinst Orange.« Ich wusste nicht so genau, was ich ihr sagen sollte.
    In diesem Augenblick kam Mom herein. »Guten Morgen, ihr zwei«, sagte sie. »Keith, ich sehe, du hast schon dein Frühstück. Emma, mein Schatz, was möchtest du frühstücken?«
    »Ich möchte Süßigkeiten, bitte«, sagte Emma mit einem strahlenden Lächeln.
    »Emma, du kannst jetzt keine Süßigkeiten kriegen«, erinnerte ich sie.
    »Aber das will ich«, erwiderte sie.
    »Was willst du denn sonst noch zum Frühstück?«, fragte ich.
    »Außer Süßigkeiten?«
    »Ja.«
    »Alsooo, so ziemlich gar nichts.«
    Ich blickte Mom an. Sie machte ein Gesicht, als wollte sie sagen: Ich hab’s dir ja gesagt. »Emma, ich mache dir Pfannkuchen, und du hast dann genau fünfzehn Minuten, um sie zu essen.«
    »Ich mag keine Pfannkuchen. Ich will Süßigkeiten – hmmm!«, sagte Emma und verschränkte die Arme. Sie schien zu glauben, dass das Verschränken der Arme alle dazu brächte, auf sie zu hören. Dabei entging ihr allerdings, dass sie Mom damit nur wütend machte.
    »Ich würde ja gern noch hier rumhängen, um mitzukriegen, wie das ausgeht, aber ich muss zur Schule«, sagte ich. »Nach der Schule bin ich heute im Labor, deshalb komme ich erst später nach Hause. Oma holt mich nach der Schule ab und bringt mich hin.«
    »Ich will auch ins Labof gehen«, quengelte Emma.
    »Das geht nicht, Emma. Dafür bist du noch zu jung. Wenn du älter bist, kannst du kommen und es dir anschauen. Okay?«
    »Ich will das aber jetzt.«
    Ich küsste sie noch einmal auf die Stirn und sagte: »Wenn du älter bist. Ich hab dich lieb. Und halt dich heute mit dem Furzen mal ein bisschen zurück, bitte.«
    Emma sah mich mit ihren großen Augen an und ließ einen Furz von ihrem Stuhl knattern. »Wieder Heidelbeefen. Lecker, oder?«, fragte sie lachend.

    Mom verdrehte angeekelt die Augen.
    »Wie schon gesagt, ich muss jetzt gehen.« Ich schnappte mir meinen Rucksack und steuerte auf die Tür zu.
    »Keith!«, rief meine Mom hinter mir
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