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Lebensabende & Blutbaeder

Lebensabende & Blutbaeder

Titel: Lebensabende & Blutbaeder
Autoren: Manfred Rebhandl
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harrt, was dann? Schließlich hat auch der Biermösel schon gehört, dass der Chinese das Schwein meidet und den Hund verschlingt, da wäre ein Anfangsverdacht durchaus gegeben!
    (Wie so ein Hundsbraterl wohl schmeckt?, schweift der Biermösel sofort in Gedanken noch ein Stück weiter ab. Gar nicht schlecht wahrscheinlich, läuft ihm schon das Wasser im Mund zusammen. Aber ob sich auch ein Bratlfett ausgeht, nagt gleich wieder der Zweifel an ihm, wenn der Mensch einen Hund ins Rohr schiebt anstatt ein Schweinderl? Das glaubt er dann eigentlich wieder weniger!)
    „Sehr gut, Roswitha, wirklich einmalig das Krusterl! Und bitte, ein Bier noch, sei so gut, und einen Marillenen!“
    Gott sei Dank war die Roswitha erst recht so gescheit, dass sie den Auerhahn nie zu einer gesichtslosen Bettenburg ausgebaut hat, für was denn! Der Biermösel und die Roswitha selbst haben oben unter dem Dach jeweils ihre Schlafkammer, die genügt, die muss genügen. Dem Biermösel sind die eigenen vier Wände sowieso wurscht, seit er auf der Gendarmerieschule oben in Linz in einem Schlafsaal mit hundertvierzig anderen stinkenden Schweinderln hat schlafen müssen. Da bleibt das Intime außen vor, da entwickelt die Kreatur kein Sensorium für eine Privatsphäre, unmöglich! Und jetzt, kurz vor seinem Lebensabend, wird er auch auf der Raiffeisenkassa keinen Bausparvertrag mehr abschließen und sich auf Kredit ein Einfamilienhaus hinbauen, wo weit und breit keine Familie in Aussicht ist! Hat er es bis jetzt ohne eigenen vier Wände in seiner Kammer oben ausgehalten, wird er es auch noch aushalten, bis er in die ewigen vier Wände hinüber auf den Friedhof in Ischl zieht, wo seine modrigen Biermösel-Knochen dereinst neben den Knochen vom alten Biermösel verfaulen werden, wenn es dann so weit sein wird, oder besser: neben dem, was von den Knochen vom Alten dann noch als Rest übrig geblieben sein wird. Viel werden sie da nämlich nicht mehr eingraben müssen, befürchtet der Biermösel nach den Daueramputationen, denen der Alte ausgesetzt ist – der depperte Zucker, der depperte!
    „Danke Roswitha, wirklich ganz einmalig. Und jetzt alles miteinander noch einmal, ja freilich, was glaubst denn du?!“
    Wenn er tot ist, wird es ihm nämlich wurscht sein, ob seine letzten eigenen vier Wände seine einzigen eigenen vier Wände geblieben sein werden. Sowieso drauf geschissen auf den Wahnsinn mit den eigenen vier Wänden! Hauptsache, denkt sich der Biermösel, er hat Kost und Logis bei der Roswitha. Und was die Vorteile von der Kost anbelangt, so machen sie die Nachteile von der Logis mehr als wett. Weil mehr schlafen, als man verträgt, ist bei weitem nicht so schön wie mehr essen, als man verträgt. Also aufs Schlafen auch geschissen!
    „Ah! Danke Roswitha, so eine Freude hab ich wieder mit dem Nachtmahl! Und geh bitte sei so gut, einen Doppelten noch, gell!“
    Wenn du jetzt ihn selbst und die Roswitha hernimmst und in Salzburg drüben im Museum im Spiritus ausstellst, denkt sich der Biermösel oft, und wenn du dann zwei Japaner aus Sapporo fragst, was die zwei zueinander im verwandtschaftlichen Verhältnis darstellen könnten, dann kommt unter Garantie keiner von den zwei Japanern aus Sapporo drauf, dass sie ein Fleisch und ein Blut sind! Der Biermösel misst nämlich über einen Meter neunzig und wiegt auf dieser Länge keine fünfzig Kilo. Und die Roswitha ihrerseits kriegt wiederum keinen Meter fünfzig in der Höhe zusammen, dafür aber hundert Kilo in der Breite, so viel werden es schon sein.
    Das Fett freilich, das der Roswitha anhängt, das kommt natürlich nicht vom raffiniert gedünsteten Saisongemüse, für das sie berühmt geworden wäre in der ganzen Welt bis hinauf nach Berlin. Es ist schon der Schweinsbraten, wegen dem ihr die Leute die Tür einrennen und wegen dem sie selbst bald nicht mehr durch die Tür passt. Ein Schweinsbraterl, das die Roswitha in Knoblauch und Kümmel ertränkt, herrlich! Ein Schweinsbraterl, dem die Roswitha die letzten zehn Minuten in den vier Wänden vom Ofenrohr noch einmal Vollgas einheizt, weil ein Schweinsbraterl ohne Krusterl ja letztlich wie ein Bierfahrer ohne Kapperl ist – drauf geschissen auf ein Schweinsbraterl ohne Krusterl!
    „Aber freilich Roswitha, freilich nehm ich noch einen Nachschlag, und selbstverständlich trink ich noch eines, und einen auch noch!“
    Wenn die Gendarmerie im Biermösel am Abend aus dem Dienst nach Hause kommt und er zum Gast wird, dann braucht ihn die Roswitha
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