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Lebensabende & Blutbaeder

Lebensabende & Blutbaeder

Titel: Lebensabende & Blutbaeder
Autoren: Manfred Rebhandl
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endgültig aus der Aerodynamik hinaus in die gestreckte Flughaltung und anschließend bäuchlings auf den Asphalt katapultiert, wo er zwar mit den mächtigen Pratzen die gröbere Energie abfedern kann, jedoch nicht zu verhindern vermag, dass er noch vier, fünf Meter mit der Nase das Straßenbankett pflügt. Dann endlich Stillstand und Ruhe, heiliger Bimbam! Ein Sinnbild?
    Der Scheinwerfer von der auf dem Kopf stehenden Fips leuchtet ihn jetzt an wie der Derrick im finsteren Wald den Mörder. Er trommelt mit den Fäusten gegen den Asphalt und muss sich wieder einmal selbst schimpfen, weil er sich das dauernde Herumliegen auf den Straßen wirklich ersparen hätte können, wenn er nur damals Bierfahrer geworden wäre!
    Wie er jetzt versucht, sich wieder zu sortieren (liegt ja eh genug Blödsinn auf den Straßen herum heutzutage, da muss nicht er auch noch blöd herumliegen!), stellt er sich wieder vor, wie erfüllt und reich sein Leben hätte sein können, wenn (wenn!) es nach ihm gegangen wäre (wäre!)! Dann wäre (wäre!) er nämlich erst gar nicht in den Staatsdienst eingetreten, weil weder der Staat noch der Dienst ihn je interessiert haben, das ist er vom Charakter her einfach überhaupt nicht. Wenn es nach ihm gegangen wäre, dann hätte er einfach beim Bundesheer unten in St. Michael den Lastwagenführerschein gemacht und dann sofort drüben in Ischl als Bierfahrer angefangen, wie die Stelle frei geworden ist, das war doch seine Lebenschance!
    Er ist sich noch heute sicher, dass er das Zeug zum Bierfahrer gehabt hätte, wo er doch hinten und vorne die Berufung gespürt hat. An eine Frühpension hätte er als Bierfahrer nie gedacht, und in die reguläre Pension hätten sie ihn mit nassen Fetzen treiben müssen, so sehr hätte ihn die Bierfahrerei ausgefüllt, aber so sehr!
    Freilich hätte täte wäre würde, flucht er innerlich über die verpassten Möglichkeiten, wie er den unfallverursachenden Ast mit einem gewaltigen Fußtritt in den Mischwald hinaus katapultiert. Vorbei ist vorbei, findet er sich letztlich mit seinem Schicksal ab, wie er die Fips wieder anwirft und abermals die gewisse Aerodynamik einnimmt und langsam wieder auf Touren kommt – Erste, Zweite, Dritte, Vierte!
    Der alte Biermösel hat es immer abgelehnt, dass der Biermösel was aus seinem Leben macht (und Bierfahrer wird!). Ohne dass er ihn gefragt hätte, hat der Alte ihn auf der Gendarmerieschule oben in Linz eingeschrieben, da war sein Leben praktisch schon verwirkt, noch bevor es überhaupt begonnen hat. Nasse Augen kriegt er noch heute, wenn beim Auerhahn von der Roswitha der Bierwagen aus Ischl vorfährt. Seine Uniform möchte er um die Erde schmeißen, wenn er sich anschaut, was für ein Unwürdiger heute den Bierfahrerberuf mehr schlecht als recht erfüllt. Von Ausfüllen kann ja sowieso keine Rede mehr sein, wenn ein Muselmane wie der Ramzi aus Ägypten mit seinem Turban aus Seide das Bier ausfährt, gänzlich ohne Liebe zur Arbeit und komplett ohne Bezug zum Produkt! Was, hadert der Biermösel mit dem Schicksal, was ist denn das für ein Bierfahrer, der nie beim Wirten sitzen bleibt und sich den Schweinsbraten nicht vergönnt, weil er das Schwein insgesamt meidet? Was in Dreiherrgottsnamen ist denn das überhaupt für ein Mensch, der direkt vor der Himmelstür steht und dauernd an der falschen Glocke läutet?
    Einmal, schwört sich der Biermösel jeden Tag in der Früh beim Aufstehen, einmal wird er dem Muselmanen das Bremslicht zertrümmern, wenn er wieder mal bei der Roswitha im Hof steht und ausliefert. Dann wird er ihm auf der Triumph nachstellen, wenn er wieder nicht schnell genug bei Frau und zehn Kindern daheim sein kann, der Familienmensch! Dann wird er ihn in dem finsteren Waldstück vorm St. Christophorus-Marterl überholen und an den Straßenrand winken. Dann wird er ihn aussteigen lassen und ihn mit dem gewissen Blick aus den Adleraugen heraus in die Enge treiben. Und dann wird er sich anschauen, wer von ihnen beiden der Charles Bronson ist und wer der Peter Fonda.
    Weil ungestraft nimmt dem Biermösel keiner seine Lebenschance weg!
    Dann ist es immer das Gleiche, wenn der Biermösel in der Vierten dahintuscht auf seiner Fips, mit der Schnapsflasche in der Hand und dem dauernden Sinnieren im Kopf. Dann weiß er immer nie, ob ihn der Geschwindigkeitsrausch schon am Auerhahn vorbeigetragen hat, oder ob es gleich soweit sein wird, dass er den Auerhahn anfliegt, das dauernde Sinnieren, der depperte Marillene!
    Nicht erst
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