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Lebensabende & Blutbaeder

Lebensabende & Blutbaeder

Titel: Lebensabende & Blutbaeder
Autoren: Manfred Rebhandl
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Erfahrungswert ist. Zum mittlerweile achtunddreißigsten Mal im heurigen Jahr ist der Heilige heute früh schon wieder geköpft worden. Der Wahnsinn, weiß keiner besser als der Biermösel, regiert die Straßen ebenso wie den Stammtisch. Danke, muss er sich da wieder sagen, das hätte er als Bierfahrer auch haben können!
    Kaum, dass er die Wirtsstube betritt, begrüßt den Biermösel die gewohnt eklatante Duftwolke über dem Stammtisch, und sofort graust es ihm wieder, aber so. Die Autoverkäufer, die Versicherungsmakler, die Jäger und die Politfunktionäre – alle sind sie besoffen vom Bier und vom Duft der unwürdigen Berufe, dem Sir-Irisch-Moos. Man müsste sie alle miteinander zusammenbinden und so wie sie sind in die Sickergrube werfen, denkt sich der Biermösel jedes Mal, wenn er hereinkommt, dann hätte der Sir-Irisch-Moos-Terror endlich ein Ende.
    Der Biermösel zündet sich eine Johnny ohne Filter an, damit es nicht gar so stinkt da herinnen. Dann setzt er sich ganz am anderen Ende von der Wirtsstube – im größtmöglichen Abstand zu den Dreckschweinderln! – in seinen Winkel, wo er schweigend auf die Roswitha wartet und auf das Fleisch, das sie ihm jeden Abend auftischt und das natürlich ein Schweinsbraterlfleisch ist, was denn sonst.
    Der Biermösel ist wie der alte Biermösel ein Einsilbiger, weil er im Reden auch nie besser war als im Schreiben. Er wäre ein guter Trappistenmönch geworden (wenn auch lieber Bierfahrer!), mit dem lebenslänglichen Schweigen hätte er sich gerne angefreundet. Und wenn er sich anschaut, wie weit er es bis dato finanziell und sexuell gebracht hat, dann gibt es wahrscheinlich weltweit keinen Trappistenmönch, der so brav lebt wie er, nicht einen! Nur gegen das Beten hätte er revoltiert. Beten heißt ja auch wieder nichts anderes als reden, und nichts verträgt ein Biermösel weniger als das Wort zu viel. Schon als kleiner Biermösel hat er beim Kreuz-Schlagen statt „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes Amen“ immer nur „Eins zwei drei vier“ gesagt, das ist ja beim besten Willen kein Beten! Hätte der Mallinger damals unten in Medjugorje „Eins zwei drei vier“ gesagt, bevor ihn der Segen von der Heiligen Jungfrau gestreift hat, dann hätte sie ihn mit Sicherheit nie von seiner Trunksucht befreit, in die er nach seinem fürchterlichen Unfall abgeglitten ist, auch in hundert Jahren nicht.
    „Danke Roswitha, stell her das Braterl, danke. Gut schaut es wieder aus, wirklich sehr sehr gut!“
    Meine Güte, die Roswitha!, denkt sich der Biermösel jetzt zufrieden, wie er den ersten flaumigen Knödel teilt und ihr nachschaut, wie sie zurück in die Küche huscht. Gott sei Dank war die so gescheit und hat sich das mit dem Touristenwahnsinn erst gar nie angefangen. Alle zehn Wurschtelfinger kann sie sich heute abschlecken, dass sie sich ausschließlich auf die Verköstigung von den Wirten und ihrem Saisonnierpersonal als Zielgruppe spezialisiert hat. Die essen natürlich alle immer lieber auswärts als im eigenen Saustall, wo meistens ein Chinese auf der Flucht das Schnitzel herauspaniert. Freilich, der Chinesenschotter dazu ist meistens nicht ganz schlecht, gibt auch der Biermösel gerne zu, weil ja gewissermaßen der Schuster bei seinem Leisten bleibt, wenn ein Saisonnier-Chinese auf der Flucht den Reis aufkocht, so wie das drüben beim Seebachwirt der Aushilfskoch Mao Tse Tung (nicht verwandt nicht verschwägert!) macht. Jedoch ein Wirt, der das Schnitzel mit einem Reis serviert, der gehört nach der reinen Essenslehre vom Biermösel sowieso hinten am Schießstand vom Auerhahn erschossen. Nur schwer kann er sich beruhigen, wenn er an ein Schnitzel mit einem Reis dazu denkt, nur sehr schwer.
    Da fällt ihm ein: Ob der Mao Tse Tung vielleicht einer von den zwei mutmaßlichen Rotzbuben gewesen sein könnte, die in den Handtascherlraub verwickelt sind? Als Gendarmerie hört der Biermösel nämlich nie auf zum Ermitteln, auch nicht beim Essen. Und diese illegalen Sylanten, kombiniert er jetzt im Hirn, sind ja oft nicht sehr vermögend, da ist der Griff nach einem fremden Handtascherl schnell getan, der Schritt ins Kriminal gedankenlos gesetzt.
    Was aber, sinniert sich der Biermösel jetzt was zusammen, wenn der Mao zwar keiner von den zwei Rotzbuben ist, aber stattdessen in das mysteriöse Verschwinden von den Kampfhunden vom Seebachwirten von vorne bis hinten verwickelt ist, das ihm auch seit geraumer Zeit den Schlaf raubt, weil es einer Lösung
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