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Lebendig und begraben

Lebendig und begraben

Titel: Lebendig und begraben
Autoren: Finder Joseph
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Einzelheiten, richtig? Wie wir unseren Hokuspokus veranstalten, hm?«
    Er nickte. Ein kurzes, abgehacktes Rucken mit dem Kopf. »Glaubwürdige Dementis und dergleichen; Sie haben es kapiert.«
    »Selbstverständlich. Und ganz offensichtlich wissen Sie auch, dass Sie mich da um etwas bitten, das im Grunde illegal ist.«
    »Wir sind ja beide große Jungs«, erwiderte er.
    Ich biss mir auf die Lippe. Einer von uns war erwachsen, allerdings.
    In diesem Moment summte mein Telefon; es war die interne Leitung. Ich nahm den Hörer ab. »Ja?«
    »Okay, Sie hatten recht.« Es war die rauchige Stimme meiner Assistentin und Computerspezialistin, Dorothy Duval. »Sein Name ist nicht Philip Curtis.«
    »Selbstverständlich nicht.«
    »Kein Grund, gleich überheblich zu werden.«
    »Keineswegs«, erwiderte ich. »Es ist ein sehr lehrreicher Moment. Sie sollten mittlerweile wissen, dass es besser ist, mein Urteil nicht anzuzweifeln.«
    »Ja, ja. Also gut, ich komme nicht weiter. Wenn Sie zufällig eine Idee haben, schenken Sie mir Erleuchtung, dann überprüfe ich sie.«
    »Danke«, sagte ich und legte auf.
    Der Mann, der nicht Philip Curtis war, hatte einen starken Chicago-Akzent. Wo auch immer er jetzt lebte, er war in Chicago erzogen worden. Und er hatte einen reichen Dad, was die vererbte Patek Philippe verkündete.
    Dann war da noch der schwarze Gepäckaufkleber auf seinem Louis-Vuitton-Aktenkoffer. Es war der Rest einer abgerissenen Jet-Karte. Also leaste er einen Privatjet für ein paar Stunden im Jahr. Was bedeutete, er wollte unbedingt einen Privatjet haben, konnte sich aber keinen leisten.
    In meinem Hinterkopf regte sich die schwache Erinnerungan etwas, das ich auf BizWire über Schwierigkeiten in einem Familienkonzern in Chicago gesehen hatte. »Wenn Sie mich bitte noch eine Minute entschuldigen?«, sagte ich. »Ich muss einen Brand löschen.« Ich tippte eine Nachricht an Dorothy ins Intranet und schickte sie ab.
    Die Antwort kam kaum eine Minute später. Ein Artikel aus dem
Wall Street Journal,
den sie auf ProQuest gefunden hatte. Ich überflog ihn. Ich hatte wieder einmal richtig spekuliert. Diese ganze miese Geschichte hatte ich vor noch gar nicht allzu langer Zeit gehört.
    Ich lehnte mich in meinem Schreibtischstuhl zurück. »Also, wir haben folgendes Problem«, sagte ich.
    »Problem?«
    »Ich bin an Ihrem Auftrag nicht interessiert.«
    Verblüfft fuhr er herum und starrte mich an. »Was haben Sie gerade gesagt?«
    »Wenn Sie Ihre Hausaufgaben wirklich gemacht hätten, wüssten Sie, dass ich nur Ermittlungen und Nachforschungen für private Klienten anstelle. Ich bin kein Privatdetektiv, ich zapfe keine Telefone an, und ich übernehme keine Scheidungsangelegenheiten. Und ich bin ganz bestimmt kein Familientherapeut.«
    »Familien …?«
    »Und das hier ist eindeutig eine Familienfehde, Sam.«
    Kleine, runde, rote Flecken zeichneten sich auf seinen Wangen ab. »Ich habe Ihnen doch gesagt, ich heiße …«
    »Ersparen Sie mir und sich die Mühe«, unterbrach ich ihn misslaunig. »Hier geht es nicht darum, ein Leck zu stopfen. Ihr Familienzwist ist nicht gerade ein Staatsgeheimnis. Sie sollten Daddys Firma übernehmen, bis er spitzgekriegt hat, dass Sie mit ein paar Kerlen von den privaten Beteiligungsgesellschaften geredet und geplant haben, Richter von der Börse zu nehmen und sich auszahlen zu lassen.«
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon Sie reden.«
    Sein Vater, Jacob Richter, hatte sich von einem Parkplatzbesitzer in Chicago zum Gründer der weltweit größten Luxushotelkette hochgearbeitet. Über einhundert Fünf-Sterne-Hotels in vierzig Ländern, dazu zwei Kreuzfahrtlinien, Einkaufszentren, Bürogebäude und ein Haufen Immobilien. Ein Konzern mit einem geschätzten Wert von etwa zehn Milliarden Dollar.
    »Also war Daddy verärgert«, fuhr ich fort, »hat Sie abserviert und die große Schwester an Ihrer Stelle zur Hauptgeschäftsführerin und rechtmäßigen Erbin ernannt. Das haben Sie nicht erwartet, oder? Sie haben sich immer für den sicheren Sieger gehalten. Aber das wollten Sie sich nicht gefallen lassen, stimmt’s? Da Sie Daddys gesamte dreckige Wäsche kennen, dachten Sie, Sie könnten einen seiner miesen Immobiliendeals mitschneiden, wie er irgendwem Schmier- und Bestechungsgelder anbietet, und sich so den Weg zurück an die Spitze des Konzerns erpressen. Ich nehme an, das nennt man ›schmutzig spielen und gewinnen‹, richtig?«
    Sam Richters Gesicht war dunkelrot angelaufen, fast schon
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