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Lebendig und begraben

Lebendig und begraben

Titel: Lebendig und begraben
Autoren: Finder Joseph
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quetschte sich dann ebenfalls in den Aufzug und schüttelte sich. Meine Güte, sie hasste Aufzüge! Unmittelbar bevor sich die Gittertür schloss, sprang sie wieder heraus. »Ich nehme die Treppe!«, rief sie.
    Sie trafen sich in der Bar im vierten Stock und eroberten zwei große, gemütlich aussehende Sessel. Eine Kellnerin in einem rückenfreien Top, das so dünn war, dass man die Blumentätowierungunter ihrer Achselhöhle sehen konnte, nahm ihre Bestellung auf: zwei Ketel-One-Wodkas mit Soda.
    »Sieh dir die Mädchen auf der Bar an!«, schrie Taylor über die Musik hinweg. Models mit schwarzen, super knappen Ledershorts und schwarzen Lederwesten schlenderten auf dem Tresen herum, als wäre es ein Laufsteg.
    Einer der MIT-Typen versuchte sie anzugraben, aber Taylor fertigte den Kerl ab. »Klar ruf ich dich an … wenn ich das nächste Mal Hilfe bei
Differenzialrechnung
benötige.«
    Alexa spürte Taylors Blick auf sich.
    »He, was ist los, Kleine? Seit wir hier sind, benimmst du dich, als wärst du deprimiert.«
    »Mir geht’s gut.«
    »Meinst du, du solltest vielleicht mal eine andere Medizin einwerfen?«
    Alexa schüttelte den Kopf. »Dad benimmt sich einfach nur … Ich weiß nicht, irgendwie seltsam.«
    »Erzähl mir mal was Neues.«
    »Okay, aber jetzt ist er plötzlich vollkommen paranoid geworden. Er hat um das ganze Haus herum Überwachungskameras montieren lassen.«
    »Na ja, er ist ja der reichste Kerl in Boston. Oder jedenfalls einer der reichsten …«
    »Ich weiß, schon klar«, unterbrach Alexa sie. Sie wollte nichts davon hören. Sie hatte schon ihr ganzes Leben damit fertig werden müssen, dass sie ein reiches Kind war: Sie hatte sogar ihren wahren Reichtum herunterspielen müssen, damit ihre Freunde nicht eifersüchtig wurden. »Aber er arbeitet nicht in seinem normalen Kontrollfreak-Modus. Es wirkt eher so, als hätte er tatsächlich Schiss, dass etwas passiert.«
    »Dann versuch doch mal, mit einem Vater zu leben, der ein beknackter Senator ist.«
    Taylor wirkte plötzlich unbehaglich. Sie verdrehte die Augen und schüttelte abweisend den Kopf, während sie die mittlerweile umlagerte Bar betrachtete. »Ich brauche noch einen Drink«, sagte sie. Sie winkte die Kellnerin zu sich heran und bestellte einen Dirty Martini. »Was ist mit dir?«, erkundigte sie sich bei Alexa.
    »Ich habe noch genug.« Alexa hasste Schnaps, vor allem Wodka. Und Gin war besonders eklig. Wie konnte jemand freiwillig dieses Zeug herunterkippen? Es war, als würde man Mundwasser saufen.
    Alexas iPhone vibrierte. Sie nahm es heraus und las die SMS. Ein Freund auf irgendeiner Fete in Allston schrieb ihr, es wäre einfach großartig und sie sollte unbedingt vorbeikommen. Alexa lehnte ab. »O mein Gott, mein Gott!«, stieß sie dann hervor. »Habe ich dir
das
schon gezeigt?« Sie blätterte ihre iPhone-Applikationen durch, bis sie zu der kam, die sie gerade runtergeladen hatte, und startete sie. Dann hielt sie das iPhone an ihren Mund. Als sie hineinsprach, drangen ihre Worte schrill und verzerrt aus dem Lautsprecher. Sie klang wie A-Hörnchen oder B-Hörnchen. »He, Baby, hast du Lust, mit in mein Schlafzimmer zu kommen, dich auszuziehen und ein bisschen Potenzrechnung zu machen?«
    Taylor quietschte vor Vergnügen. »Das ist ja vielleicht geil!« Sie wollte sich das Handy schnappen, aber Alexa hielt es von ihr weg, löschte den Bildschirm und sprach dann in der unheimlichen Stimme von Gollum aus
Herr der Ringe:
»Muss haben den Schatz!«
    Taylor kreischte. Die beiden Mädchen lachten so sehr, dass ihnen die Tränen kamen. »Siehst du, jetzt fühlst du dich schon besser, richtig?«, erkundigte sich Taylor schließlich.
    »Darf ich euch Gesellschaft leisten?«
    Alexa blickte zu dem Mann hoch, der vor ihrem Tisch stand. Das war kein Verbindungsstudent. Im Gegenteil! DerTyp hier hatte dunkle Haare und braune Augen, Bartstoppeln und war absolut süß. Er trug ein schwarzes Hemd mit weißen Nadelstreifen, hatte eine schmale Taille und breite Schultern.
    Alexa lächelte und errötete; sie konnte es nicht verhindern. Dann sah sie Taylor an.
    »Kennen wir dich?«, wollte Taylor wissen.
    »Noch nicht.« Der Bursche lächelte strahlend. Er war … schwer zu sagen, Ende zwanzig, vielleicht Anfang dreißig. »Meine Freunde haben mich sitzen lassen. Sie sind zu einer Party im South End gegangen, auf die ich keine Lust hatte.« Er hatte einen leichten spanischen Akzent.
    »Aber hier sind nur zwei Sessel«, erklärte Taylor.
    Er drehte sich
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