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Lebendig und begraben

Lebendig und begraben

Titel: Lebendig und begraben
Autoren: Finder Joseph
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um, sagte etwas zu dem Pärchen neben sich und schob einen freien Sessel an ihren Tisch. Dann streckte er die Hand aus und begrüßte erst Taylor und danach Alexa mit Handschlag.
    »Hi. Ich bin Lorenzo.«

2. KAPITEL
    Die Damentoilette wartete mit Molton-Brown-Seife, Thai Vert und richtigen Handtüchern auf, die zu perfekten Quadraten gefaltet waren. Alexa frischte ihr Lipgloss auf, während Taylor ihr Augen-Make-up erneuerte.
    »Er steht total auf dich«, erklärte Taylor.
    »Wovon redest du?«
    »Als wenn du das nicht wüsstest.« Taylor zog mit dem Kajalstift ihre Augen nach.
    »Für wie alt hältst du ihn?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht in den Dreißigern?«
    »
In den Dreißigern?
Der ist doch höchstens dreißig. Glaubstdu, er weiß, dass wir erst …« In dem Moment betraten zwei andere Mädchen den Waschraum, und Alexa beendete ihre Frage nicht.
    »Häng dich rein«, erklärte Taylor. »Das wird total cool. Ich verspreche es dir.«
     
    Als es ihnen schließlich gelungen war, sich den Weg zu ihren Plätzen zurückzukämpfen, während die Musik der Black Eyed Peas so laut aus den Boxen dröhnte, dass Alexa die Ohren schmerzten, erwartete sie fast, dass Lorenzo verschwunden wäre.
    Aber er lümmelte sich immer noch lässig auf seinem Sessel und nippte an seinem Wodka. Alexa griff nach ihrem Drink, einem Peartini, den sie auf Lorenzos Vorschlag hin bestellt hatte, und stellte überrascht fest, dass das Glas schon halb geleert war. Mann, dachte sie, ich hab echt einen in der Krone.
    Lorenzo schenkte ihr wieder dieses wundervolle Lächeln. Seine Augen waren nicht einfach nur braun, wie ihr jetzt auffiel. Sie waren hellbraun. Tigeraugen, dachte sie. Sie besaß eine Tigeraugen-Halskette, die ihre Mutter ihr ein paar Monate vor ihrem Tod geschenkt hatte. Sie brachte es zwar nicht über sich, die Kette umzulegen, aber sie liebte es, die Steine zu betrachten.
    »Wenn ihr mich bitte entschuldigen würdet, Leute«, erklärte Taylor. »Ich muss wirklich los.«
    »Taylor!«, protestierte Alexa.
    »Was ist denn?«, erkundigte sich Lorenzo. »Bleib doch, bitte.«
    »Das geht nicht«, erklärte Taylor. »Mein Dad wartet auf mich, bis ich nach Hause komme.« Mit einem verschwörerischen Funkeln in den Augen winkte Taylor den beiden zu und verschwand in der Menge.
    Lorenzo setzte sich in ihren Sessel neben Alexa. »Ist schon okay. Erzähl mir etwas von dir, Lucia. Wieso habe ich dich hier noch nie vorher gesehen?«
    Einen Moment kam sie nicht darauf, wer »Lucia« war.
     
    Jetzt war sie wirklich betrunken.
    Sie hatte das Gefühl, als würde sie über den Wolken schweben, mit Rihanna singen und wie ein Vollidiot grinsen, während Lorenzo etwas zu ihr sagte. Der Raum verschwamm ihr vor Augen. Es fiel ihr schwer, seine Stimme von denen der anderen zu unterscheiden, in dieser Kakophonie aus Hunderten geführter Gespräche; Wortfetzen, die wie Schichten aufeinanderlagen und von denen kein einziger Sinn ergab. Ihr Mund war trocken. Sie griff nach ihrem Glas Pellegrino und stieß es um. Sie lächelte verlegen und starrte den Wasserfleck mit offenem Mund an, verblüfft, dass das Glas nicht zerbrochen war. Dann grinste sie Lorenzo albern an, und er schenkte ihr wieder dieses spektakuläre Lächeln. Seine hellbraunen Augen waren weich und sexy. Er streckte die Hand aus und legte seine Serviette auf die Wasserpfütze, um sie aufzutupfen.
    »Ich glaube, ich muss jetzt wirklich nach Hause«, sagte sie.
    »Ich fahre dich«, bot er an.
    Er warf zwei Zwanzig-Dollar-Noten auf den Tisch, stand auf und griff nach ihrer Hand. Sie wollte aufstehen, aber sie hatte das Gefühl, als wären Scharniere an ihren Knien, und diese Scharniere würden nicht funktionieren. Er nahm erneut ihre Hand und schlang seinen anderen Arm um ihre Taille, während er sie aus dem Sessel hob.
    »Mein Wagen …«
    »Du solltest nicht mehr fahren«, sagte er. »Ich fahre dich. Deinen Wagen kannst du morgen holen.«
    »Aber …«
    »He, das ist kein Problem. Komm schon, Lucia.« Er führte sie durch die Menschenmenge; seine Arme waren kräftig. Die Leute starrten sie höhnisch an, ihr Gelächter hallte laut, die Lichter waren gestreift wie ein Regenbogen und funkelten, als wäre sie unter Wasser und würde in den Himmel blicken. Alles war so weit weg.
     
    Dann fühlte sie die angenehme, kühle Nachtluft auf ihrem Gesicht.
    Sie hörte Verkehrslärm, Autos, Geräusche, die an ihr vorbeirauschten.
    Sie lag auf dem Rücksitz eines fremden Wagens, die Wange auf das kalte, harte
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