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Leben mit Hochsensibilitaet

Leben mit Hochsensibilitaet

Titel: Leben mit Hochsensibilitaet
Autoren: Marletta-Hart Susan
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Lehrern, Künstlern und Geistlichen. In diesen Berufen fühlen sich Hochsensible wohl. Hier können sie ihre Sorgfalt, ihre intuitiven und kreativen Qualitäten, ihre Aufmerksamkeit und ihr Interesse an philosophischen, psychologischen und weltanschaulichen Themen einbringen.
1.4 Mehr Verständnis für diese Eigenschaft ist nötig
    Alles schön und gut – doch warum gibt es so viele Hochsensible, die leiden? Und gab es dieses Leiden schon immer, oder ist es typisch für die heutige Zeit? Eine beachtenswerte Untersuchung unter Schulkindern in zwei Weltstädten, Schanghai und Toronto, warf etwas Licht auf diese Frage. Bei der Untersuchung wurde das Maß der Beliebtheit von schüchternen und empfindlichen Kindern verglichen mit der Beliebtheit von Kindern, die nicht schüchtern und empfindlich waren. Man wollte herausfinden, welche Charaktereigenschaften Kinder beliebt machen. In Kanada zeigte sich, dass schüchterne und empfindliche Kinder zu den am wenigsten Beliebten gehörten. In Schanghai hingegen wurden Schüchternheit und Empfindlichkeit unter den Kindern besonders geschätzt, und diese Kinder wurden am häufigsten als Spielkameraden gewählt. 4 Im Mandarin-Chinesisch bedeutet das Wort „schüchtern“ etwa dasselbe wie „still“, was wiederum mit „gute Manieren“ assoziiert wird. Das Wort für „Empfindlichkeit“ entspricht außerdem recht gut unserem Begriff „Empfänglichkeit“.
    In der Praxis zeigt sich, dass die Fähigkeiten von Hochsensiblen nicht so geschätzt werden, wie wir es gerne sähen. Namentlich für unsere westliche Kultur – die der kanadischen und nicht der chinesischen gleicht – lassen sich die Schlussfolgerungen der Untersuchung verallgemeinern; das zeigte sich auch in den Gesprächen, die ich geführt habe. Im Allgemeinen scheinen die Qualitäten von Hochsensiblen ungenügend gewürdigt zu werden. Dementsprechend hatten fast alle Interviewten in den Untersuchungen von Aron und in den Gesprächen, die ich führte, in mehr oder minder starkem Maß das Gefühl, von ihren Mitmenschen nicht für voll genommen, fortgeschoben oder „untergebuttert“ zu werden. Es scheint, je moderner und leistungsbezogener eine Gesellschaft ist, desto schwieriger wird es für Hochsensible.
    Diese Schwierigkeit wird vor allem durch die Tatsache verursacht, dass ein Hochsensibler nicht immer mit dem Tempo und der Tatkraft mithalten kann, die die anderen – Normalsensiblen – an den Tag legen. Er befindet sich dann schnell im Konflikt, sich entweder für die eigenen Bedürfnisse entscheiden zu müssen oder für die Erwartungen der Gemeinschaft. Doch muss ein Hochsensibler denn unbedingt mithalten bei einem Leben, das auf Tempo, Abwechslung und äußeren Erfolg ausgerichtet ist? Oder sollte er Werte wie Sorgfalt, Bescheidenheit und Tiefgang wählen? Hochsensible leiden insbesondere, sofern sie die eigene Sensibilität nicht erkennen: Sie begreifen sich dann weder selbst noch fühlen sie sich von ihrer Umgebung verstanden. Die Erkenntnis der eigenen Hochsensibilität ist die Antwort auf die meisten Beschwerden. Denn darin liegt die Chance, einen Lebensstil zu suchen und zu finden, der zu einem passt.
    Marianne (55) zeigte mir ihren Garten, als ich für unser Interview aus dem Wagen stieg: „Dieser Garten gibt mir Ruhe und Raum, zwei Dinge die für mich ausschlaggebend sind. In den Augen anderer ist mein Leben wahrscheinlich langweilig. Aber das Gleichgewicht, das ich nach 55 Jahren inneren Kampfes gefunden habe, ist mir sehr wertvoll. Ich bin nun ein überwiegend glücklicher Mensch. Vor fünf Jahren habe ich meine letzte Anstellung gekündigt. Ich war damals Lehrkraft und Beraterin in einer Weiterbildungseinrichtung für arbeitslose Frauen. Das war eine Vollzeitstelle und eigentlich zu viel für mich. Ich musste abends und an Wochenenden immer ganz früh zu Bett. Kräftemäßig schaffte ich es stets nur knapp bis zu den Ferien und war dann völlig erschöpft. Am wenigsten konnte ich das ständige Hin und Her bei der Arbeit ertragen. Wenn ich konzentriert beschäftigt war, klingelte beispielsweise das Telefon. So etwas laugte mich aus. Es gab lange Zeitabschnitte, an denen ich krankheitsbedingt ausfiel. Ich war monatelang, selbst jahrelang weg vom Fenster. Ich fühlte mich völlig wertlos und fand, dass ich zu nichts taugte. Ich ging schließlich auch nicht mehr zu meinem Arzt, nachdem er mir durch die Blume zu verstehen gegeben hatte, wiestressig er es doch selbst habe und ob ich denn nicht zu viel
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