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Leben mit Hochsensibilitaet

Leben mit Hochsensibilitaet

Titel: Leben mit Hochsensibilitaet
Autoren: Marletta-Hart Susan
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Gustav Jung geprägter Begriff, der die Neigung bezeichnet, nach innen ausgerichtet zu sein, weg von der Außenwelt. Introvertierte Persönlichkeiten haben ein weitaus höheres Bedürfnis, ruhige Orte aufzusuchen und sich tief zu versenken in sich selbst, in gründliches Überlegen und Besinnen. Jung stellte fest, dass Introvertierte die innere Welt als realer und wertvoller erfahren als die Außenwelt. Das kennen auch Hochsensible, allerdings nicht in diesem Ausmaß. Auch Hochsensible lieben das tiefe Nachdenken über Erfahrenes; das Nachdenken – d.h. Dinge mit Bedeutung versehen – wird beinahe höher geschätzt als das Erleben selbst. Doch sind sie nicht per definitionem introvertiert. Aron entdeckte, dass etwa 30 Prozent der Menschen, die sich als hochsensibel betrachten, extravertierte Persönlichkeiten sind. Da sieht man es wieder einmal: Die Sachverhalte sind häufig komplizierter, als es die „Etiketten“ vermuten lassen.
    Hochsensibilität ist auch kein Synonym für Schüchternheit, selbst wenn sich viele Hochsensible als schüchtern empfinden oder in ihrer Jugend so bezeichnet wurden. Bis heute gibt es noch keinen einzigenBeweis dafür, dass Menschen schüchtern geboren werden. Schüchternheit ist eher die Folge persönlicher Erfahrungen und Vorgehensweisen. Sie erwächst aus der Befürchtung, be- oder verurteilt zu werden – entsteht also aus negativen Erfahrungen. Introversion und Schüchternheit sind Anpassungsstrategien, die durch bestimmte Umstände hervorgerufen werden. Bei hochsensiblen Personen kommt Schüchternheit und/oder Ängstlichkeit allerdings häufiger vor als bei weniger sensiblen Menschen.
    Deutlich wird: Menschen kann man nicht in Schubladen sortieren; jeder Mensch ist einzigartig durch das Zusammenspiel biologischer, psychologischer und sozialer Fakten. Doch es kann die eigene Einsicht fördern und hilfreich sein, wenn man sein Verhalten einigermaßen einordnen kann. Viele Hochsensible erleben es als erleichternd und befreiend, wenn sie erkennen, dass viele ihrer Eigenschaften – die sie bisher als störend ansahen – benennbar und dadurch handhabbar werden. Ich rate deshalb, dieses Buch als Leitfaden zu lesen: anzunehmen, was einen anspricht, und fortzulassen, was einen weniger berührt.
1.3 Eine sozialgeschichtliche Erklärung
    Lass uns noch einmal diese Eigenschaft der Hochsensibilität betrachten. Wenn man davon ausgeht, dass jeder Mensch auf einer Skala von 1 bis 10 mehr oder weniger sensibel ist, dann stehen Hochsensible irgendwo oben in der Skala. Doch warum? Hat das eine Funktion? Verschiedene Forschungen ergaben, dass etwa ein Fünftel aller Menschen zur Gruppe der Hochsensiblen gehört. Unter höher entwickelten Tieren wie Mäusen, Katzen, Hunden, Pferden und Affen zeigt sich derselbe Prozentsatz. Es gibt gar Hinweise darauf, dass in jeder Tierpopulation, auch bei weniger entwickelten Tieren wie Insekten, Hochsensibilität vorkommt. Doch um dazu definitive Aussagen zu machen, ist es noch zu früh, weitere Forschung ist nötig. Entscheidend ist: Man muss sich klar machen, dass sich eine hochsensible Person wesentlich von der Mehrheit derMenschen unterscheidet. Im Allgemeinen kann man drei Gruppen unterscheiden. Bei Befragungen von zufällig ausgewählten Telefonteilnehmern stuften sich 15 bis 20 Prozent der Menschen als sehr sensibel ein, etwa 40 Prozent gab an, insgesamt eher nicht sensibel zu sein, und der Rest lag irgendwo dazwischen und sah sich als mittelmäßig sensibel an. 3 Gegenwärtig schlussfolgern Untersucher, dass Hochsensibilität eine ererbte Eigenschaft ist. Mit hoher Wahrscheinlichkeit kommen deshalb in deiner Familie weitere hochsensible Personen vor. Vielleicht denkst du da an deinen Vater, Großvater oder deine Schwester?
    Was ist der Nutzen von Hochsensibilität? Oder ist es einfach nur ein chemischer Defekt? Es gibt Stimmen, die der Meinung sind, dass Hochsensibilität rein biochemisch erklärbar sei. Bei hochsensiblen Menschen sollen bestimmte hormonelle Stoffe schlechter übertragen worden sein und andere Stoffe stattdessen in größerem Maß vorhanden sein. Dafür gibt es Hinweise. Sogar Aron geht recht weit darin, die Eigenschaft über biologisch nachweisbare Argumente zu erklären. Bislang gibt es jedoch zu wenig Forschungen, um diese Ansichten zu untermauern; man darf die Komplexität dieses Themenbereiches nicht unterschätzen. Und selbst, wenn physikalisch im Körper von Hochsensiblen etwas nachweisbar anders abläuft, bleibt noch die Frage
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