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Leben mit Hochsensibilitaet

Leben mit Hochsensibilitaet

Titel: Leben mit Hochsensibilitaet
Autoren: Marletta-Hart Susan
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jammern würde. Danach dachte ich, das mache ich mit mir alleine aus. Und das ist mir gelungen. Ich bin jetzt ziemlich zufrieden und lebe die Hochsensibilität aus, so weit es geht. Ich bin überzeugt, dass wir irgendwann gemeinsam stark werden und man die Wichtigkeit unserer Eigenschaft anerkennen wird.“ 5
    Es gibt natürlich Unterschiede zwischen Menschen. Der eine Hochsensible leidet mehr unter Erwartungsdruck als der andere. Die Auswirkungen der Hochsensibilität sind für den einen größer, für den anderen geringer. Das ist individuell verschieden, weil
biologische, psychologische und soziale
Faktoren mitspielen. Mit diesen drei Begriffen meine ich Folgendes:
    Zu den biologischen Faktoren zählen in der Regel Anlage, Vererbung und körperliche Eigenschaften. Ein Beispiel: Wenn jemand mit körperlichem Handicap – zum Beispiel Blindheit oder Spina bifida – geboren wurde, ist es verständlich, dass er durch seine Hochsensibilität andere Konsequenzen erfährt als jemand ohne dieses Handicap.
    Psychologische Faktoren beziehen sich auf Erziehung und tiefgreifende Ereignisse und Erfahrungen im Leben. Es ist auch hier selbstverständlich, dass ein Kind, das von den Eltern vernachlässigt oder verlassen wurde, später im Leben andere Probleme hat als ein Kind, das liebevoll empfangen und versorgt wurde.
    Soziale Faktoren, die beeinflussen, wie sich ein Charakter in Bezug auf die eigene Hochsensibilität entwickelt, beziehen sich auf die Gesellschaft im engeren Sinn, also die Gruppe, in der man aufwächst. Kommt man aus einer großen Familie mit eher unsensiblen Mitgliedern, dann wird man sich wahrscheinlich anders entwickeln und mit anderen Problemen konfrontiert sein, als wenn man sehr sensible Eltern hat, die alle Reize, durch die man überfordert werden könnte, von einem fern halten.
    Zwei Beispiele veranschaulichen diese Aspekte:
    Bernadette (30) berichtete mir erleichtert: „Die größte Entdeckung, die ich machte, war, dass ich als Hochsensible eine fantastischeJugend gehabt hatte, in der meine ‚Besonderheiten‘ optimal positiv stimuliert wurden. Was ich so besonders finde, ist, dass meine Mutter, die auch hochsensibel ist, aus ihren negativen Erfahrungen die Basis für positive Erfahrungen für mich und die anderen Kinder machen konnte. Natürlich bin ich später, als ich mit achtzehn aus dem Hause ging, ziemlich mit meiner Sensibilität konfrontiert worden.“
    Maike (55) erfuhr hingegen ihre Kindheit völlig anders. Sie berichtete: „Seit meiner Geburt wurde ich bis jetzt mit ausgesprochen unsensiblen Menschen konfrontiert. Ich komme aus einer großen Familie und bin im Arbeitsleben immer wieder in großen Gruppen gelandet. Vor ein paar Jahren dachte ich, dass ich es mir leichter machen könnte, indem ich nicht mehr zu Geburtstags- und Mitarbeiterfesten und dergleichen ging, aber das hat zu so viel Unverständnis geführt, dass mein Leben dadurch gewiss nicht einfacher geworden ist, eher schwieriger.“
    Bei Maike entwickelte sich ein Erschöpfungssyndrom, welches unter den Bezeichnungen ME (Myalgische Enzephalomyelitis) oder CFS (Chronic Fatigue Syndrome) bekannt ist. Obwohl sie selbst nachdrücklich betont, nicht krank, sondern hochsensibel zu sein, waren die Konsequenzen für sie erheblich: „Ich bin äußerst müde und habe erst letzte Woche beschlossen, das einfach zu akzeptieren, statt mich dagegen zu sträuben. Ich begreife jetzt, auch durch dieses bahnbrechende Buch, dass Erschöpfung und Hochsensibilität für mich untrennbar verbunden sind. Wenn man sich entscheidet, in der Gesellschaft, in der wir nun einmal alle zusammen leben, weiterhin normal mitzuspielen, dann läuft man als Hochsensibler Gefahr, dabei unterzugehen.“
    Erschöpfung und das Gefühl, einen aufreibenden Kampf mit dem Leben zu führen, kennen viele sensible Menschen. Martin erlebte das Schicksal manch anderer hochsensibler Menschen: Krisen und Depressionen. „Während meiner Studienzeit in Leiden/NL geschah es das erste Mal. Ich fiel in eine heftige Depression. Wahrscheinlich war das eine Reaktion auf alles, was ich als Kind und junger Erwachsener erleben musste und nicht verarbeiten konnte. Seitdem habe ich fünfweitere schwere Depressionen gehabt. Dabei fiel ich eine ganze Zeit aus dem Arbeitsprozess. Ich sah alles fürchterlich negativ und fand mich selbst nutzlos. Das letzte Mal war vor drei Jahren. Ich blieb drei Monate zu Hause und habe mich zum ersten Mal wirklich gefragt, was mir um Himmels Willen fehlen
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