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Leben mit Hochsensibilitaet

Leben mit Hochsensibilitaet

Titel: Leben mit Hochsensibilitaet
Autoren: Marletta-Hart Susan
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könnte. Dann begann ich zu suchen. Zunächst sah ich meine Probleme durch Kindheit und Erziehung erklärt. Doch nach meinem Gefühl war noch mehr im Spiel. Ich dachte an Schüchternheit und nahm über das Internet an der
Shyness group
teil. Dort hörte ich zum ersten Mal von Hochsensibilität. Ich wusste sofort, das hängt mit mir zusammen. Ich habe die Gruppen gewechselt und mache jetzt in einer
HSP (Highly Sensitive Person)
Mailgruppe mit. Ich beschäftige mich auch mehr mit emotionaler und spiritueller Entwicklung und mit Massage.“
    Körperliche und psychische Beschwerden und Erkrankungen, die von Hochsensiblen selbst in Verbindung mit dieser Eigenschaft gebracht werden, sind unter anderem: chronisches Erschöpfungssyndrom (ME oder CFS), Fibromyalgie, Burnout und Überanstrengung, Depressionen, manisch-depressive Erkrankung, Borderline-Syndrom, Sucht (Alkohol, Drogen), Multiple Chemikalienunverträglichkeit und alle Formen von Stress. In den meisten Fällen spielt dabei neben anderen Faktoren eine fehlgerichtete Lebenshaltung eine entscheidende Rolle. Die Darstellung entsprechender Studien würde den Rahmen dieses Buchs sprengen; doch es dürfte äußerst interessant sein, die Beziehung zwischen Hochsensibilität und den genannten Beschwerden und Krankheitsbildern weiter zu untersuchen. In Kapitel 6 wird mehr über Strategien und Therapien in Zusammenhang mit Hochsensibilität gesagt.
    Tatsache ist jedenfalls: Die gegenwärtige Gesellschaft ist mehr auf Geschwindigkeit und Anspannung ausgerichtet, als die meisten Menschen aushalten können oder möchten, und darunter leiden die Sensibelsten zuerst. Man denke an den zunehmenden Arbeitsdruck in Betrieben, an das Tempo, mit dem wechselnde Fernsehprogramme über unsere Bildschirme jagen, an die Zunahme des Verkehrs und damit des Lärms auf den Straßen und in den Städten.
1.5 Stress und Anpassungsstrategien
    Stress ist ein viel gebrauchtes Wort. Wir alle haben eine Vorstellung davon. Fast jeder erlebt irgendwann Stress. Ein hochsensibler Mensch läuft allerdings eher Gefahr, Stress-Symptome zu entwickeln, als ein nicht-sensibler. Häufig passiert das unbemerkt, manchmal schon in der Kindheit. Hochsensible Kinder können auffallend viel Stress erleben, ohne dass es von anderen bemerkt wird. Vor allem geht es dabei um die Reaktion auf emotionalen Druck. In einer Harvard-Untersuchung unter 22 hochsensiblen schüchternen Kindern zeigte sich, dass diese Kinder im Vergleich zu ihren weniger sensiblen Altersgenossen mehr Noradrenalin (eine Form von Adrenalin) und Cortisol (nicht zu verwechseln mit Cortison) in ihren Körpern hatten. 6 Beides sind Stresshormone. Diese Untersuchung bestätigt die Vermutung, dass Hochsensible schneller in einen Zustand von Aufregung geraten und deshalb mehr Stresshormone produzieren.
    Man stelle sich ein sehr sensibles Kind vor, das in einer unsensiblen und/oder unsicheren Umgebung aufwächst. Das Verhalten, das dieses Kind entwickelt, um, sagen wir mal, „zu überleben“, ist nicht immer das natürliche Verhalten, das ihm gut tut. Es entwickelt Anpassungsstrategien, „reaktives Verhalten“. Ein Kind, das unter dem Druck aggressiver oder Zwang ausübender Eltern oder Lehrer aufwächst, versucht so gut wie möglich sein Bestes zu geben, um kein Störfaktor zu sein. Vielleicht zieht es sich immer mehr in sich selbst zurück, um der Gewalt zuvorzukommen. Vielleicht passiert auch das Gegenteil: Das Kind kopiert das harte Verhalten seiner Erzieher, übertreibt aus Unsicherheit noch ein bisschen und entwickelt sich zu einem anstrengenden, unruhigen, schreienden Kind. Ein anderes Beispiel: Ein hochsensibles Kind merkt in der Regel sehr gut, ob Vater oder Mutter unglücklich sind. Doch Vater oder Mutter tun so, als gäbe es kein Problem, und spielen das glückliche Ehepaar, während im Innern alles brodelt. Wenn die Botschaft, die dem Kind übermittelt wird, nicht mit dem übereinstimmt, was das Kind instinktiv wahrnimmt, wird es verwirrt. Was soll esnun glauben? Gilt die unbewusste oder die bewusste Botschaft? Die Gefahr ist groß, dass das Kind an sich zu zweifeln beginnt und sich selbst als Ursache der Störung ansieht.
    Auch Sophie (27) fühlte sich überhaupt nicht zu Hause in der Familie, in der sie geboren wurde. Das war eine typische Arbeiterfamilie mit bodenständiger Moral. Geld war wichtig, Arbeiten mussten immer schnell erledigt sein, und eine studierende Tochter stellte nach Meinung der Eltern reine Geldverschwendung dar, denn sie
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