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Lea - Untermieterin bei einem Vampir

Lea - Untermieterin bei einem Vampir

Titel: Lea - Untermieterin bei einem Vampir
Autoren: Anna Winter
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Mahlzeit. Für gewöhnlich hatte ich angenommen, dass man die Henkersmahlzeit selbst hielt und nicht selbst war . Aber es waren schon merkwürdigere Dinge zwischen Himmel und Hölle geschehen. Nahm ich jedenfalls an.
    Megan hatte rot getönte Haare. Ihre Augen konnte ich nicht sehen, da sie unter einer Sonnenbrille verborgen lagen. Ohne Megans lange Zähne hätte das junge Paar mühelos Werbung für Schöner Wohnen machen können.
    Beide winkten mir zu und riefen ein einstimmiges: „Hallo.“
    Ich winkte wenig enthusiastisch zurück.
    „ Megan ist vierundzwanzig. So ungefähr dein Alter, oder?“, wollte Mrs. Tilly nun wissen.
    „ Wie? Oh ja. Bin ich auch.“
    Sie lächelte. „Schön.“
    Ich hatte das dumpfe Gefühl, dass sie uns zu Freundinnen fürs Leben verkuppeln wollte. Aber um ehrlich zu sein, würde ich es nicht mal zu einer Brieffreundschaft kommen lassen. Ich wohnte bei einem Vampir, weil ich einen Vorteil davon hatte: eine tolle, unerschwingliche Bude. Ich war nicht von der Heilsarmee und für gemeinnützige Projekte oder interkulturellen Mensch-Vampir-Dialog unterwegs. Nein, um es genau zu nehmen: Ich war hier wegen nichts anderem als Verzugszinsen.
    Amen.
    „Zu Tisch, zu Tisch“, donnerte eine heitere Stimme von der Seite des Hauses.
    „ Das ist mein Dad“, erklärte Tom. „Er grillt um die Ecke. Mom wollte nicht, dass der Qualm hier überall auf der Terrasse lang zieht. Also verscheucht sie ihn immer.“
    Na, da kannte ich noch jemanden mit Qualmallergie. Zufall? Ich denke nicht. Und da hieß es, ich sei pingelig, weil ich Blutsaugen eklig fand. Aber über eine kleine Rauchvergiftung regte sich gleich jeder auf. Also bitte.
    Mit buntem Hawaiihemd und Badehosen kam ein Mann Mitte Vierzig ums Eck und lächelte bis über beide Vampirfänge. Als er meiner gewahr wurde, dehnte sich seine Freude bis zu den Ohren aus. Sehr flexible Muskulatur. Das musste ich ihm lassen.
    „ Hallo hübsches Kind. Du musst Toms Freundin sein. Ich bin sein Dad und Kochkönig für heute Abend. Keine Sorge, ich schau zwar immer Hör mal, wer da hämmert , aber uns wird nichts um die Ohren fliegen. Das einzig bedauerliche ist, dass wir keinen Nachbarn namens Wilson haben.“
    Er strahlte mich an.
    Ich stierte wie ein Fragezeichen zurück und stammelte: „Ähm ja, hallo auch“.
    Er blinzelte irritiert und klopfte mir auf die Schulter.
    „ Tim Taylor, der Heimwerkerkönig . Du weißt schon, oder?“, ermunterte er mich, es mir doch noch einfallen zu lassen.
    „ Wohnt er in Savannah?“, fragte ich lahm.
    Toms Dad lachte los. Er hatte ein echtes Organ von Stimme. Vielleicht sang er in seiner Freizeit für die Oper.
    „Na, nicht so wichtig, Mädchen. Ist nur ‘ne Serie im Fernsehen. Ich hatte angenommen, du hättest sie mal mit Tom geschaut.“
    Er blinzelte verschwörerisch zu seinem Sohn.
    „Nein, wir machen eher andere Fernsehabende“, verkündete mein Vermieter nun und umsegelte das kleine Riff. Offensichtlich würden heute Abend noch ein paar gemeinsame Freizeitaktivitäten erfunden werden. Aber ich könnte es Tom schon etwas schwer machen und wortwörtlich Heim zahlen.
    Ich blinzelte ihn süß an.
    „Nein, Tom und ich sehen immer Telenovelas wie Sturm der Herzen . Da wird er jedes Mal ganz rührselig.“
    Tom sah mich an, als wollte er mich auch mal rühren; rundherum durch den Pool.
    Ich streichelte in gespielt vertrauter Geste unschuldig über seinen Bauch und war erstaunt, wie gemeißelt er sich anfühlte. Tom hatte ein echtes Sixpack unter seinem Poloshirt versteckt. Wer hätte das gedacht? Ich stellte daher mein Reiben ein. Ich war fest entschlossen, die Freundin nur zu spielen.
    „ Ach wirklich, Tom?“, fragte Megan nun grinsend. „ Sturm der Herzen ? Hat das nicht über tausend Folgen?“
    „ Fünftausendsiebenhundert“, erklärte ich bereitwillig.
    Nicht, dass ich so etwas tatsächlich sah. Aber ich hatte über die Anzahl an Folgen ziemlich gestaunt, als sie im Videotext in Klammern beigefügt standen.
    „Tom ist ein echter Fan. Wer hätte das gedacht? Anfangs hat er nur mit den Augen gerollt. Aber inzwischen ist er der Erste auf dem Sofa. Schade, dass sie die alten Teile nie wiederholen. Doch wenn ihr mal nach einem passenden Geburtstagsgeschenk für ihn Ausschau haltet, dann wäre das doch eine Idee, ihm die Serie auf DVD zu schenken. So ist auch gleich für die nächsten zehn Jahre sichergestellt, was auf dem Gabentisch liegt.“
    Ich lächelte ihn zuckersüß an und fand, dass er noch nicht
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