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Lea - Untermieterin bei einem Vampir

Lea - Untermieterin bei einem Vampir

Titel: Lea - Untermieterin bei einem Vampir
Autoren: Anna Winter
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auf das Haus vor mir und erneut verschlug es mir die Sprache. Ich war nicht wirklich verwundert, dass wir schon das Ziel unserer Fahrt erreicht hatten, denn immerhin war er als Junge unweit dieses Gebäudes eine Allee lang gelaufen. Es hatte einfach in der Nähe sein müssen. Doch seine Eltern wohnten in einem kleinen Paradies und ihr Heim fügte sich mühelos in die Schönheit der Landschaft.
    Es war keine riesige Villa, keine dieser Kolonialprachtbauten aus der Zeit der Baumwollplantagen, in denen eine ganze Kleinstadt versteckt werden konnte. Doch es blieb für mich unerschwinglich. Weder hatte ich in meinem Leben je Fuß auf solch einem Boden fassen können, noch hatte einer meiner Verwandten vergleichbaren Reichtum erlangt.
    Toms Home-Sweet-Home erinnerte mich stark an das Mercer Williams House . Da das ein Museum in Savannah war, hatte ich mich an zahlreichen Nachmittagen darin herumgetrieben und die Schönheit in mich aufgesaugt wie ein dürstender Schwamm.
    Wie sein Zwilling in Savannah war Toms Elternhaus aus rotem Stein gebaut und zweistöckig. Fensterrahmen, Dachkante und beide Säulen an der hellen Eingangstür waren weiß, die Aufsätze über den Fensterbögen und das Metallgeländer am Balkon waren schwarz. Im Erdgeschoss gab es beidseits der Tür je ein Fenster, im Obergeschoss lagen drei Fenster symmetrisch über ihnen.
    „Da wären wir“, sagte Tom und mein Herz wurde schwer.
    Nie habe ich meine Flipflops unpassender gefunden, nie habe ich mich ärmlicher gefühlt. Beinahe siedend heiß stieg mir ins Bewusstsein, dass Tom aus diesem Garten Eden stammte und ich nicht einmal hundert lausige Dollar zahlen konnte. Mein hübsches Köpfchen steckte vielmehr in der Schuldenschlinge.
    Unbehaglich ließ ich meinen Gurt aufschnappen und drückte die Tür auf.
    Vielleicht war es Bitterkeit, die mich den nächsten zynischen Gedanken anstellen ließ, aber es lebten ausgerechnet Vampire im Paradies. Dunkelhaarige Vampire wie Tom, während goldlockige Engel wie ich auf Erden wanderten und vom Paradies nur träumen konnten. Ja richtig, Adam und Eva waren Menschen. In der Bibel stand nichts davon, dass auch für Vampire Sperrstunde im Himmel war.
    Ich schluckte meinen Unmut herunter. Ich hatte einen Deal mit Tom. Und wenn ich Mütter richtig einschätzte, war bereits Showtime, denn wir wurden sicher durch irgendeines der Prachtfenster beobachtet.
    Tom tauchte neben mir auf und streckte mir lächelnd seine Hand entgegen.
    Wie eine Marionette legte ich meine in seine. Sie war warm und stark, drückte mich aber nicht zu fest. Seine Finger waren länger und kräftiger als meine und offensichtlich wusste er damit umzugehen. Merkwürdig, ich hatte mir noch zu keiner Zeit je zuvor Gedanken über seine Hände gemacht.
    Doch so abstrus die Situation auch war, in die ich sehenden und staunenden Auges hineingeschlittert war, ich würde nicht zulassen, mir Tom als Mann vorzustellen, mir nicht ausmalen, wie es sein mochte, eine Beziehung mit ihm zu haben. Doch das würde es mir heute Abend schwierig gestalten, denn umso schwerer würde mir meine Rolle fallen.
    Natürlich wäre es leicht, sich auf ihn einzulassen und mit einem reichen, attraktiven Mann auszugehen. Aber er war ein Vampir, nichts konnte das ändern. Ferner war ich mir sicher, dass er das Schauspiel so bedauerlich fand wie ich selbst, ganz gleich, was er darüber geäußert hatte, mich süß zu finden. Er zog mich genauso wenig in Betracht wie ich ihn. Also folgte ich klaren Kopfes seinem dunklen Haarschopf Richtung Haustür.
    Ich hatte richtig vermutet. Wir waren gesichtet worden, denn noch ehe wir klingelten oder etwas sagten, was unsere Stimmen durch die Stille des Augenblicks hätte tragen können, wurde bereits die Tür geöffnet und eine Frau, die nicht älter als Anfang vierzig aussah, öffnete die Tür. Vampire hielten sich etwas länger frisch, wurden auch im Schnitt ein paar Jahre älter. Aber es war nicht so nennenswert, dass ich scharf drauf gewesen wäre.
    Sie trug keine Kochschürze oder dergleichen mütterliche Ausstattung, wie meine Mom es immer tat. Doch ich war perplex darüber, sie im Badeanzug vorzufinden. Offensichtlich hatte Tom vorhin doch nicht gescherzt, als er die Angemessenheit meiner Garderobe befand.
    „Hallo Schatz, hallo Lea.“
    Sie strahlte übers ganze Gesicht und mir fielen ihre spitzen Zähne ins Auge.
    „Es ist ja so schön, Liebes, dass du es geschafft hast, doch herzukommen. Wir sind schon so neugierig und malen uns seit
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