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Lauf, so weit du Kannst!

Lauf, so weit du Kannst!

Titel: Lauf, so weit du Kannst!
Autoren: Tim Bowler
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Paddy ist weg, aber es sind immer noch fünf übrig. Und ich bin jetzt verletzt. Digs Messer hat mir die Stirn aufgeschlitzt. Ich werde ohnmächtig. Und ab hier wird alles dunkel.
    Was sind meine letzten Erinnerungen?
    Ein Messer, das wie ein kühler Wind auf mich zu saust. Ein brennender Schmerz in meinem Kopf. Die Tussis aus der Mädchenbande schreien. Riff hält Abstand. Dig grinst. Die ganze Bande treibt mich mit Tritten und Schlägen zum Flussufer rüber. Ich stolpere zum Lagerhaus. Die Typen umzingeln mich.
    Ein Gedanke schwirrt mir durch den Kopf. Ich bin erst vierzehn und werde sterben.
    Dunkelheit. Dann Schüsse.
    Peng! Peng!
    Zweimal, wie vorher beim Bungalow. Und dann die Stimme.
    Sie sagt meinen Namen. Den Namen, den die liebe Becky mir vor langer Zeit gab. Nur dass die Person, die da spricht, diesen Namen eigentlich gar nicht kennt. Das weiß ich, weil ich die Stimme wiedererkenne. Sie ist das Letzte, woran ich mich erinnere, bevor ich hier gelandet bin. Ich flippe gleich aus, Bigeyes.
    Denn nun spricht die Stimme erneut. Ich höre sie just in diesem Augenblick. Sie nennt mich wie vorhin bei meinem Namen.
    Â»Blade«, sagt sie.
    Mir läuft es kalt den Rücken runter.
    Denn die Person, die da spricht, ist auch tot.
    Â»Blade«, sagt die Stimme.
    Es ist Mary, die weißhaarige Alte mit dem verrückten Hund. Aber Mary ist tot.
    Â»Sie sind tot«, murmele ich.
    Â»So tot wie du«, antwortet sie.
    Stille. Keine Stimmen mehr, nur das Schwirren meiner Gedanken. Dann ein anderes Geräusch. Eine Art Brummen. Ich kann es nicht einordnen.
    Â»Sie sind tot«, sage ich wieder.
    Diesmal antwortet sie nicht. Aber da ist immer noch dieses Brummen. Es ist nicht laut, nur ein seltsames, dumpfes Hintergrundgeräusch. Und etwas bewegt sich. Vielleicht bin ich das.
    Nein, ich bin es nicht. Es ist etwas anderes.
    Aber ich bewege mich mit ihm.
    Die Bilder haben aufgehört. Jetzt ist es nur noch dunkel und ich beginne über den Tod nachzudenken. Dunkelheit und dieses Brummen. War’s das? Verliere ich jetzt den Verstand? Vielleicht war das vorhin noch nicht der Tod. Vielleicht war das nur der Weg hinein. Und jetzt hat sich die Tür hinter mir geschlossen. Und es gibt kein Licht hier drinnen.
    Oder vielleicht …
    Eine andere Stimme, irgendein Typ. Er murmelt was. Nein, er brüllt. Es klingt nur wie Gemurmel, weil er weit weg ist. Er ruft was, aber ich verstehe es nicht.
    Oder bin ich es, der weit weg ist? Denn ich weiß nicht, wo ich bin, Bigeyes. Ich bin wie weggebeamt, und ich habe Angst. Es ist, als hätte ich mich in eine Million Teilchen aufgelöst, die alle so winzig sind, dass ich sie nicht sehen kann. Oder vielleicht bestehe ich nicht mal mehr aus Teilchen. Vielleicht bin ich jetzt nichts. Vielleicht existiere ich gar nicht mehr.
    Dann passiert es. Die Erschütterung, der Schmerz, die Explosion. Das grelle Licht in meinem Kopf. Ein Bild taucht vor meinen Augen auf. Ich sehe das Innere eines Krankenwagens und zwei dunkelhäutige Sanitäter, die sich über mich beugen.
    Und Mary.
    Dann herrscht wieder Dunkelheit. Gedanken rasen mir durch den Kopf. Mir tut alles weh. Der Schmerz bohrt sich durch meinen ganzen Körper.
    Â»Aua!«
    Jemand schreit.
    Â»Alles wird gut«, sagt eine Stimme.
    Noch ein Schrei. Verdammt, das bin ich.
    Â»Alles wird gut«, sagt die Stimme wieder. »Wir sind gleich da.«
    Einer der Sanitäter redet. Aber dann höre ich wieder Mary.
    Â»Blade«, flüstert sie mir mit sanfter Stimme ins Ohr. »Du kommst wieder in Ordnung.«
    Fragen schießen mir durch den Kopf. Sie quälen mich fast mehr als die Wunde selbst. Mary hat wieder diesen Namen benutzt. Dabei habe ich ihn ihr nie genannt. Was ist da im Gange?
    Ich versuche mich zu erinnern, was war, bevor mich das Messer traf. Ich sehe den alten Kahn am Flussufer. Ich sehe die gefesselte Bex. Ich sehe die Mädchenbande. Ich sehe Tammy und Sash, und Xen und Kat. Ich sehe Trixis Bruder Dig, den Obermacker. Und Riff, seinen schleimigen Kumpel.
    Aber der Film läuft bereits weiter. Ich sehe die kleine Jaz in der Kabine, und sie schreit, weil sie Angst vor mir hat. Und dann das Messer. Es zerschneidet die Luft und schlitzt mir den Kopf auf. Blut läuft mir in die Augen. So wie jetzt.
    Â»Blut! Blut!«
    Â»Ganz ruhig, Junge.«
    Wieder die Stimme des Sanitäters. Sie klingt besänftigend. Aber was kann er schon tun? Ich dachte, ich sei tot. Ich
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