Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lauf, so weit du Kannst!

Lauf, so weit du Kannst!

Titel: Lauf, so weit du Kannst!
Autoren: Tim Bowler
Vom Netzwerk:
war es fast. Ich bin es fast. Die können mich da nicht rausholen. Ich drifte weg. Die können mich nicht mehr zurückholen. Keine Chance.
    Wieder eine Erschütterung, eine Explosion, ein greller Schmerz.
    Meine Brust schnürt sich zusammen. Ich schreie und richte mich auf, mit aufgerissenen Augen. Ich starre in Gesichter und sie starren zurück. Ich sehe die Fahrerkabine des Krankenwagens, den Mann am Steuer und eine Frau neben ihm, die sich umgedreht hat. Ich sehe die Sanitäter, die mich behutsam wieder runterdrücken.
    Und Mary.
    Und jetzt noch mehr Gesichter. Nur dass sie nicht hier im Krankenwagen sind. Ich weiß, dass sie nicht real sind. Ich sehe Becky aus der Vergangenheit, die schöne, liebe Becky. Und die kleine Jaz. Und dann Bex.
    Â»Nicht du, du blöde Tussi«, schreie ich.
    Â»Ich bin hier«, antwortet sie.
    Â»Nicht du!«
    Â»Blade …«
    Es ist nicht Bex, die da spricht, sondern Mary.
    Ich sacke zurück. Der pochende Schmerz ist immer noch da und wird schlimmer. Ich stöhne. Ich will nicht mehr. Ich wünschte, ich könnte einfach wegdriften, irgendwohin, wo all das aufhört.
    Ich spüre, wie Hände mich berühren. Ich hasse das. Ich hasse Hände. Und sie bringen die Bilder zurück.
    Â»Aua!«
    Â»Wir verlieren ihn«, ruft einer der Sanitäter hektisch. »Schnell.«
    Noch mehr Hände. Etwas wird mir über den Mund gestülpt. Es wird wieder dunkel. Eine Sirene heult laut.
    Dann wird sie leiser.
    Es ist immer noch dunkel. Mehrere Stimmen reden auf einmal, aber jetzt nur noch gedämpft. Ich kann nicht mal verstehen, was sie sagen. Ich weiß nur, dass sie über mich reden. Warum ist der Schmerz immer noch da, obwohl ich nun wegdrifte?
    Ja, ich drifte weg.
    Und das ist gut. Es ist angenehm. So wie wenn ich mich in irgendeiner Hütte in eine Decke einhülle und weiß, dass die Bewohner vorerst nicht zurückkommen, dass diese Hütte für ein paar Stunden mein Zuhause ist, wo ich mich ausruhen und alles vergessen kann, wo ich nicht mehr ich sein muss.
    Nicht mehr Blade.
    Aber warum ist der Schmerz immer noch da? Er sollte doch aufhören, wenn man stirbt. Man verliert seinen Körper und ist alle Schmerzen los. Aber ich habe meinen Körper verloren und spüre den Schmerz immer noch. Und er wird schlimmer.
    Jetzt kehren die Geräusche zurück. Die Stimmen. Und sie sind nicht gedämpft, sondern brüllen. Und die Sirene heult. Alles ist so laut. Selbst ich schreie. Ja, ich schreie und schreie. Denn plötzlich weiß ich, was ich wirklich will.
    Ich will leben, Bigeyes. Ich will zurück ins Leben.
    Und zwar sofort.
    Schwarze Stille. Ja, schwarz. Sie hat eine Farbe.
    Und wieder hat sich alles verändert. Ich bin woanders. Aber ich weiß nicht, wo. Ich weiß nur, dass es hier finster ist. Und still. Und ich bin jetzt klar im Kopf. Glaub mir, Bigeyes. Ich bin hellwach.
    Ich blicke mich um und horche.
    Immer noch schwarze Stille. Keine Stimmen, keine Sirenen, keine Motorengeräusche. Ich höre nicht mal meine eigenen Atemzüge. Aber ich spüre, dass meine Brust sich hebt und senkt und dass meine Augenlider zucken, während ich in der Dunkelheit etwas zu erkennen versuche.
    Nichts.
    Nur schwarze Stille.
    Und ich. Ich überlege.
    Ich liege irgendwo in einem Bett. Das habe ich schon rausgefunden. Aber ich weiß nicht, wo. In einem Krankenhaus vielleicht. Sie müssen mich mit dem Krankenwagen irgendwohin gebracht haben. Es muss ein Krankenhaus sein, auch wenn es sich nicht so anfühlt.
    Die Erinnerungen sind zurückgekommen. Aber sie sind jetzt anders. Oder sie sehen anders aus. Vorher rasten die Bilder an mir vorbei. Das lag vielleicht daran, dass ich dem Tod nahe war. Jetzt geistern sie mir nur durch den Kopf. Ich kann sie nicht mal richtig sehen. Da ist zu viel Dunkelheit. Ich spüre nur, dass sie vorbeiziehen wie Wolken.
    Und ich frage mich allmählich wieder, ob ich doch tot bin.
    Â»Blade«, sagt eine Stimme.
    Ich schrecke zusammen. Es ist Mary, die da spricht. Und sie ist ganz nah.
    Ich spüre was, eine Hand. Sie berührt meinen Arm. Das kann ich nicht leiden. Ich versuche, den Arm wegzuziehen und die Hand abzuschütteln. Aber ich kann keinen Muskel bewegen. Das ist gar nicht gut. Aber die Hand verschwindet.
    Und die Stimme kommt zurück.
    Â»Du bist schwer verletzt«, sagt sie. »Eine Schnittwunde von einem Messer, quer über der Stirn und sehr tief. Der
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher