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Lauf, so weit du Kannst!

Lauf, so weit du Kannst!

Titel: Lauf, so weit du Kannst!
Autoren: Tim Bowler
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Arzt sagt, deine Schläfenarterie wurde getroffen. Sie haben dich wieder zusammengeflickt, aber du hast eine Menge Blut verloren. Deine Klamotten waren so durchtränkt, dass sie sie wegwerfen mussten. Aber zumindest bist du noch am Leben.«
    Â»Wo bin ich?«
    Â»In einem Krankenhaus.«
    Â»Wer ist noch hier im Raum?«
    Â»Nur du und ich.«
    Â»Keine anderen Patienten?«
    Â»Nein, du hast das Zimmer für dich allein.«
    Â»Es ist dunkel.«
    Â»Du hast einen Verband über den Augen.«
    Wieder Stille. Ich bin froh darüber, denn mein Gehirn arbeitet wieder. Noch nicht besonders schnell, aber es arbeitet. Ich weiß, dass es mich übel erwischt hat. Gut, ich lebe noch. Und ich bin in einem Krankenhaus. Aber ich kann mich nicht bewegen. Ich bin also immer noch völlig hilflos.
    Zu viele Leute sind hinter mir her, Bigeyes. Und erzähl mir nicht, dass Mary die Einzige ist, die weiß, dass ich hier bin. Was ist mit Lenny und dem Dicken und den anderen? Die müssen irgendwo in der Nähe sein.
    Ich muss rausfinden, was passiert ist. Und zwar schnell, bevor ich abgemurkst werde.
    Â»Sie haben mich Blade genannt«, sage ich zu Mary.
    Meine Stimme hört sich fremd an.
    Keine Antwort. Aber ich weiß, dass Mary noch da ist. Ich kann ihre Nähe spüren. Warum antwortet sie dann nicht? Ich höre eine Bewegung. Jemand ist dazugekommen. Das gefällt mir nicht. Ich muss versuchen, den Verband loszuwerden.
    Â»Finger weg.« Eine andere Frauenstimme. Sie klingt munter und energisch. Das muss eine Krankenschwester sein. »Ich nehme dir den Verband ab, wenn du willst. Aber zupf nicht daran herum. Und deinen anderen Arm sollst du überhaupt nicht bewegen. Da steckt die Infusionsnadel für den Tropf drin.«
    Ich antworte nicht. Ich bin nur froh, dass ich meinen Arm wieder bewegen kann. Einen Augenblick dachte ich, das ginge nicht mehr.
    Â»Also dann«, sagt die Frau.
    Wieder wird mein Arm angefasst, fester als vorhin von Mary. Ich spüre, wie meine Hand aufs Bett gelegt wird. Dann nehme ich um meine Augen ein schwaches Licht wahr. Aber obwohl der Verband jetzt ab ist, kommt es mir dunkel vor.
    Â»Kannst du uns sehen?«, fragt Mary.
    Nur ungefähr. Die Krankenschwester beugt sich über mich. Mary sitzt am Bett. Die beiden sehen aus wie Gespenster. Ich vielleicht auch.
    Â»Können Sie den Tropf wegmachen?«, murmele ich.
    Die Krankenschwester schüttelt den Kopf.
    Â»Den lassen wir noch eine Weile dran. Er ist nicht mehr lebenswichtig, nun da du über den Berg bist, aber zur Sicherheit bleibt er vorerst noch dran. Also fummle nicht daran herum, okay?«
    Â»Wie lange bin ich schon hier?«
    Die beiden sehen einander an, als wüssten sie nicht, wer antworten soll. Die Krankenschwester zieht einen Stuhl ran und setzt sich neben Mary. Das passt mir nicht. Ich will nur Mary dahaben. Ich muss wissen, was passiert ist. Und wie viel Zeit mir noch bleibt, bevor meine Feinde hier auftauchen.
    Mary antwortet.
    Â»Du wurdest gestern mit Blaulicht hierhergebracht. Du wurdest sofort operiert und bekamst eine Bluttransfusion. Seither warst du die meiste Zeit bewusstlos.«
    Es strengt mich an, die beiden anzusehen. Mir fallen immer wieder die Augen zu. Und mir tut alles weh, besonders die Stirn. Ich wünschte fast, die Krankenschwester würde den Verband wieder anlegen. Aber das kann ich nicht zulassen. Es gibt zu viel zu tun.
    Ich muss nachdenken.
    Gestern, Bigeyes. Seit gestern bin ich hier. An den Krankenwagen erinnere ich mich verschwommen, aber weder an die Operation noch an sonst irgendwas, das seither los war. Das ist schlecht, sage ich dir. Was ist passiert, während ich bewusstlos hier rumlag? Wer außer Mary hat sonst noch nach mir geschaut?
    Und wer wartet draußen auf meine Entlassung?
    Ich muss hier raus. Aber ich kann nicht einfach davonrennen. Erstens fehlt mir dazu die Kraft. Und zweitens darf ich kein Aufsehen erregen. Ich muss mich rausschleichen. Die Frage ist, wie schwach mein Körper ist. Ich kann die Arme und den Kopf bewegen. Aber was ist mit dem Rest? Ich habe noch nicht mal versucht, aufzustehen.
    Â»Du brauchst Ruhe«, sagt die Schwester.
    Â»Ich will reden.« Ich deute mit dem Kopf auf Mary. »Mit ihr.«
    Â»Morgen Vormittag. Wenn du ein bisschen mehr geschlafen hast.«
    Â»Ich will mit ihr reden.«
    Ich spüre, wie mir die Augen zufallen. Ich versuche, sie offen zu halten, aber es ist zwecklos. Sie
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