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Lauf, Jane, Lauf!

Titel: Lauf, Jane, Lauf!
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schnitt eine Grimasse. Daniel lachte.
    »Er kann ja auch mitkommen.«
    Jane ging vor Emily in die Knie. »Nein, Schatz, das geht nicht. Ich erwarte jemanden, mit dem ich unbedingt sprechen muß. Aber geh du ruhig«, fuhr sie trotz der Proteste des Kindes fort. »Du hast dich doch so darauf gefreut, und Diane auch.«
    »Aber...«
    »Du brauchst dir um mich keine Sorgen zu machen. Ich gehe nicht weg. Ich verspreche dir, daß ich hier bin, wenn du wiederkommst. So, und jetzt ab mit euch, sonst kommt ihr zu spät.«
    Emily küßte ihr Mutter und rückte sich noch einmal fest an sich, ehe sie sie losließ und Diane die Hand gab.
    »Viel Vergnügen!« rief Jane den beiden nach und wartete, bis sie abgefahren waren.
    »Ich mache uns frischen Kaffee«, sagte Sarah und schloß die Haustür.
    »Kann ich was helfen?« fragte Jane.
    »Du kannst dich um deinen Besuch kümmern.« Damit ging Sarah in die Küche.
    Jane und Daniel setzten sich ins Wohnzimmer. »Fällt es ihr immer so schwer, sich von dir zu trennen?« fragte Daniel.
    »Sie ist wie mein kleiner Schatten. Aber das ist nach allem, was geschehen ist, auch kein Wunder. Wir schlafen in einem Zimmer, und ich muß jeden Abend an ihrem Bett sitzen, bis sie eingeschlafen ist. Manchmal schlafe ich allerdings vor ihr ein.« Jane lächelte. »Ehrlich gesagt, ich weiß gar nicht, ob sie das braucht oder ich.«
    »Stellt sie viele Fragen?«
    »Anfangs, ja. Sie wollte ganz genau wissen, was passiert war, warum ich sie nicht abgeholt habe wie ausgemacht, wo ich gesteckt habe, wie es möglich ist, daß man einfach vergißt, wer man ist, und was das für ein Gefühl war.«
    »Und was hast du ihr gesagt?«
    »Die Wahrheit. Jedenfalls soweit ich es vertretbar fand. Ich verstehe ja selbst bis heute nicht alles, was sich da abgespielt hat.« Sie machte eine kurze Pause. »Wenn man mit einem Menschen so lange zusammenlebt, wie ich mit Michael zusammengelebt habe, nimmt man gewisse Dinge als gegeben an. Wenn sich dann herausstellt, daß diese Annahmen falsch sind, ist das ein Riesenschock. Es wirft einen völlig aus dem Gleichgewicht, und man beginnt, alles in Frage zu stellen.« Sie sah Daniel in die tiefblauen Augen. »Weißt du, was Michael Emily erzählt hat?«
    Daniel schüttelte den Kopf.

    »Er erklärte ihr, die Dinge, die sie mir gesagt hat, hätten mich so unglücklich gemacht, daß ich krank geworden wäre und ins Krankenhaus mußte. Kannst du dir das vorstellen - einem siebenjährigen Kind solche Schuld aufzubürden?« Sie lachte bitter. »Aber es ist wahrscheinlich nicht schlimmer als alles andere, was er ihr angetan hat.« Sie wischte sich eine Träne weg. »Aber wir kommen da schon durch. Wir sind beide in Therapie bei einer Frau, die uns Dr. Meloff empfohlen hat. Sie ist sehr gut. Ich bin überzeugt, daß sie uns helfen kann.« Sie schwieg und sah zur Küche hinüber, gewiß, daß Sarah absichtlich besonders lange mit dem Kaffee brauchte. »Und du? Wie geht es dir?«
    »Gut. Das heißt, so ganz stimmt das nicht«, fügte er sogleich hinzu. »Ich habe mich ganz schön mit Schuldgefühlen herumgeschlagen. Ich hätte in Verbindung bleiben sollen, ich hätte schon an dem Morgen, als wir uns zufällig begegnet sind, spüren müssen, daß etwas nicht in Ordnung war, ich hätte Carole nicht anrufen sollen, nachdem du bei mir angerufen hattest...«
    »Aber woher hättest du denn wissen sollen, daß etwas nicht in Ordnung war? Hast du vielleicht den sechsten Sinn? Du konntest das wirklich nicht ahnen. Es war ganz natürlich, daß du Carole angerufen hast...«
    »Aber ich hätte dir beinahe alles verpfuscht.« Daniel sprang auf. Er ging zum Fenster und sah auf die Straße hinaus. »Nur weil ich angerufen hatte, fand Carole dann eure Haushälterin. Es war reines Glück, daß die beiden Michael nicht rechtzeitig erreichen konnten, so daß er dich hätte aufhalten können.«
    »Kann schon sein. Aber die Hauptsache ist doch, daß alles gutgegangen ist. Er konnte mich nicht aufhalten. Und ich werde mich auch jetzt nicht von ihm aufhalten lassen.«
    Daniel wandte sich vom Fenster ab und setzte sich in einen weißen Sessel. »Wie steht’s denn im Moment?«
    »Das ist schwer zu sagen«, antwortete Jane. »Die Staatsanwaltschaft ermittelt noch. Pat Rutherford war bis jetzt nicht auffindbar.
Sie reist anscheinend irgendwo in Europa herum und kommt erst nächste Woche zurück. Secord, der Leiter von Emilys Schule, steht fest auf Michaels Seite. Er hatte ein langes Gespräch mit Michael, als der
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