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Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan

Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Lasst Knochen sprechen: 3. Fall mit Tempe Brennan
Autoren: Kathy Reichs
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bellten Pistolen und halbautomatische Waffen. Die Angels hatten ihren Rachefeldzug eröffnet, und die Rock Machine erwiderte das Feuer. Kugeln prallten von Grüften und Grabsteinen ab. Ein Granitsplitter traf mich an der Wange, und etwas Warmes lief an meinem Gesicht herunter.
    Als ich auf der einen Seite um die Statue herumging, tauchte der Mann in der Jacke auf der anderen auf. Crease und Kit standen genau zwischen uns. Der Mann hob die Waffe und zielte.
    Crease drehte Kit herum und drückte ihn an sich, um sich zu schützen.
    »Runter!«, schrie ich. Schweiß lief mir aus den Haaren, und der Wind auf meinem Gesicht fühlte sich kalt an.
    Kit brauchte einen Augenblick, bis er seine Lage begriff. Dann wirbelte er herum und rammte dem Reporter sein Knie mit aller Kraft zwischen die Beine. Crease riss die Arme hoch, und sein Mund öffnete sich zu einem perfekten O, aber mit einer Hand griff er sofort wieder nach Kits Hemd.
    Kit drehte sich nach rechts, aber Crease riss ihn zurück, und in diesem Augenblick drückte der Mann auf den Abzug. Ein ohrenbetäubender Knall hallte von dem Bronzetorso und den Flügeln über uns wider. Mein Neffe stürzte zu Boden und lag bewegungslos da.
    »Nein!« Mein Schrei ging im Motorenlärm und den Schüssen unter.
    Noch ein donnerndes Krachen. Ich sah, dass sich in Creases Brust ein Loch öffnete, und ein rotes Rinnsal lief an seinem Hemd hinunter. Einen Augenblick lang stand er starr da, dann sank er neben Kit.
    Ich spürte, dass eine Gestalt um die Statue herumkam, und warf mich nach vorne, um Kit zu schützen. Seine Hand bewegte sich schwach, und ein dunkelroter Fleck breitete sich auf seinem Rücken aus.
    Die Figur ragte jetzt hoch über uns auf und füllte die Lücke zwischen dem Engel und dem Nachbargrab. Breitbeinig stand er da, hob mit beiden Händen seine Pistole und richtete sie auf den Schützen über uns. Die Mündung blitzte. Noch ein ohrenbetäubender Knall. Das Auge des Attentäters zerbarst, Blut quoll ihm aus dem Mund, und er sank neben mir zu Boden.
    Ich schaute in Augen, die blauer waren als eine Butangasflamme. Dann drehte Ryan sich um und war verschwunden.
    In diesem Augenblick warf Quickwater sich unter den Engel und schob und zerrte Kit und mich zum Sockel. Dann kauerte er sich vor die hingestreckten Körper von Crease und seinem Attentäter hin und schwang, die Statue als Deckung benutzend, seine Waffe in weiten Bögen.
    Ich versuchte zu schlucken, aber mein Mund war eine Wüste. Kugeln schlugen neben mir in den Boden, und wieder stieg mir der Geruch von Blumen und Erde in die Nase. Vor unserer winzigen Zuflucht sah ich Männer, die in alle Richtungen liefen.
    Den Körper angespannt und bereit zum Sprung, suchte Quickwater mit den Augen die Umgebung ab. In der Entfernung hörte ich Sirenen und Motoren, und dann den Knall einer Explosion.
    Während das Adrenalin durch meine Adern raste, drückte ich eine Hand auf das Loch im Rücken meines Neffen und versuchte, ein Taschentuch in das in seiner Brust zu stopfen. Zeit hatte jede Bedeutung verloren.
    Dann war plötzlich alles still. Nichts schien sich zu rühren.
    Hinter Quickwater sah ich, dass Leute zerzaust und schluchzend unter dem Baldachin hervorkrochen. Biker kamen aus ihren Verstecken und stellten sich zu Gruppen zusammen. Wut verzerrte ihre Gesichter, und sie schwangen die Fäuste wie wütende Hip-Hopper. Andere lagen bewegungslos am Boden. Ryan war nirgends zu sehen.
    Weit unten am Fuß des Bergs heulten Sirenen. Ich sah zu Quickwater hinüber, und unsere Blicke kreuzten sich. Meine Lippen zitterten, aber kein Wort kam hervor.
    Quickwater streckte die Hand aus, wischte mir das Blut von der Wange und strich mir dann behutsam die Haare aus dem Gesicht. Seine Augen bohrten sich tief in meine, ein wortloser Austausch über das, was wir eben gesehen hatten, das Geheimnis, das wir teilten. Meine Brust bebte, Tränen brannten mir in den Augen. Ich wandte mich ab, weil ich für meine Schwäche keinen Zeugen wollte.
    Mein Blick fiel auf ein winziges Porträt, ein Foto in einer Plastikhülle, das am Sockel des Engels befestigt war. Ein ernstes Gesicht starrte mich an, abgesondert durch den Tod und ausgebleicht von Jahren des Regens und der Sonne.
    »Nein, Gott. Bitte nicht. Nicht Kit.«
    Ich schaute zu dem Blut hinunter, das zwischen meinen Fingern hindurchquoll. Jetzt ungezügelt weinend, drückte ich noch fester zu, schloss dann die Augen und betete.

39
    »Was zum Teufel hatten Sie denn geplant?«, fragte
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