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Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Titel: Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)
Autoren: Niccolò Ammaniti
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dachte an den großen Boxer Muhammad Ali, wie er brüllte, wenn er auf den Ring zulief, und sich anspornte: »Ich mache ihn fertig. Dem lasse ich nicht mal die Zeit, mich anzusehen; vorher liegt er schon auf der Matte.« Ciba trippelte kurz auf der Stelle. Lockerte seine Nackenmuskulatur. Zerzauste sein Haar. Und aufgeladen wie eine Batterie, betrat er den großen Freskensaal.

3 Der Anführer der Bestien des Abaddon saß am Steuer seines Ford Mondeo und quälte sich langsam durch den Verkehr in Richtung Capranica. In diesem Straßenabschnitt hatten die Einkaufscenter bis spät geöffnet, und der Verkehr kam immer wieder ins Stocken. Im Allgemeinen machte es Saverio nichts aus, im Stau zu stehen, es war die einzige Zeit am Tag, in der er in aller Ruhe über die eigenen Angelegenheiten nachdenken konnte. Nur dass er heute sehr spät dran war. Serena erwartete ihn zum Abendessen. Und dann musste er auch noch an der Apotheke halten, um fiebersenkende Mittel für die Zwillinge zu holen.
    Er dachte über ihre Versammlung nach. Schlechter hätte es nicht laufen können, und, wie immer, hatte er sich selbst in die Scheiße geritten. Warum in aller Welt hatte er bloß gesagt, er werde die Sekte auflösen, wenn er innerhalb einer Woche kein Projekt vorschlagen könnte? Dabei hatte er keinen blassen Schimmer, was das sein könnte, und um eine satanische Aktion zu planen, braucht man bekanntlich Zeit. In letzter Zeit hatte er versucht, sich eine Mission einfallen zu lassen, aber nichts. Wie auch, vier Wochen Schlussverkauf im Möbelmarkt waren einfach tödlich. Von morgens bis abends eingespannt, mit dem Alten, der einem sofort im Nacken saß, sobald man versuchte, auch nur kurz durchzuatmen.
    Einen kleinen Einfall hatte er allerdings gehabt: den Friedhof von Oriolo Romano schänden. Theoretisch keine schlechte Idee. Wenn man es richtig machte, konnte daraus eine echt schöne Sache werden. Doch bei näherer Betrachtung hatte er beschlossen, den Plan wieder aufzugeben. Zum einen herrschte vor dem Friedhof unaufhörlich dichter Verkehr, man musste also spätnachts hinein. Die Einfriedungsmauer war aber mehr als drei Meter hoch und mit Glasscherben gespickt. Vor dem Friedhof war ein beliebter Treffpunkt von Jugendcliquen, und manchmal kam sogar ein Imbisswagen mit Porchetta hinzu. Außerdem wohnte der Friedhofswächter, ein verrückter ehemaliger Carabiniere, auf dem Friedhofsgelände. Man musste also leise sein, doch wenn man Grabsteine umstürzt, Särge ausbuddelt, die Knochen herausholt und auf einen Haufen wirft, ist ein bisschen Lärm kaum zu vermeiden. Saverio hatte auch daran gedacht, den ehemaligen Carabiniere mit dem Kopf nach unten am Mausoleum der Mastrodomenico, der Familie seiner Frau, zu kreuzigen.
    Aber es ging nicht, zu viele Probleme.
    Das Handy klingelte. Auf dem Display erschien: SERENA.
    Saverio Moneta hatte ihr die übliche Ausrede aufgetischt: eine Partie Dungeons & Dragons. Seit einer Weile erzählte er ihr nun schon, dass er bei diesem Rollenspiel ein Champion sei. Lange könnte er diese Geschichte nicht mehr bringen. Serena war misstrauisch, stellte ihm ständig eine Menge Fragen, wollte wissen, mit wem er spielte, ob er gewonnen hatte … Um sie zu beruhigen, hatte er einmal sogar bei sich zu Hause eine vorgetäuschte Partie mit den Bestien organisiert. Doch beim Anblick von Zombie, Murder und Silvietta hatte sich seine Frau kein bisschen beruhigt, sondern war nur noch misstrauischer geworden.
    Er holte tief Luft und meldete sich. »Liebling, ich weiß, ich bin spät dran, aber ich bin gleich da. Es herrscht ein grauenhafter Verkehr. Es muss einen Unfall gegeben haben.« Serena antwortete mit gewohntem Zartgefühl: »Sag mal, haben sie dir ins Gehirn geschissen?«
    Saverio versank im Sitz seines Mondeo. »Warum? Was habe ich getan?«
    »Hier ist ein Paketbote von DHL mit einem riesigen Paket. Er will dreihundertfünfzig Euro. Er sagt, es ist für dich. Was ist, soll ich das bezahlen?«
    Himmel, das Durendal ist da.
    Auf eBay hatte er eine originalgetreue Reproduktion des legendären Schwertes von Roland ersteigert, dem Paladin Karls des Großen, und der Legende nach sollte es ursprünglich sogar Hektor aus Troja gehört haben. Doch eigentlich hätte dieser Schwachkopf von Mariano, der Portier in seinem Haus, das Paket abfangen sollen. Serena durfte von dem Schwert nichts wissen.
    »Ja, ja, bezahl ruhig, wenn ich nach Hause komme, gebe ich dir das Geld wieder«, sagte Saverio mit gespielter Ruhe.
    »Hast
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