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Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)

Titel: Lasst die Spiele beginnen: Roman (German Edition)
Autoren: Niccolò Ammaniti
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du einen Knall? Dreihundertfünfzig Euro! Was hast du dir denn da gekauft?« Dann wandte Serena sich an den Paketboten von DHL. »Können Sie mir bitte sagen, was in diesem Karton ist?«
    Während ein Spritzer ätzender Verdauungssäfte seine Magenwände entflammte, fragte sich der Großmeister der Bestien des Abaddon, warum in aller Welt er sich bloß auf ein derart beschämendes Leben eingelassen hatte. Schließlich war er Satanist. Ein Mann, der sich zum Unbekannten, zur dunklen Seite der Dinge hingezogen fühlte. Doch in diesem Moment war ihm nur eins unbekannt und dunkel: Was hatte ihn bloß in die Arme dieser Furie getrieben?
    »Also, was ist nun in dem Paket?«, fragte Serena den Mann von DHL.
    In der Ferne hörte Saverio seine Stimme: »Wissen Sie, es ist schon spät. Das steht auf dem Lieferschein.«
    Saverio schlug den Nacken gegen die Kopfstütze und murmelte: »Was für ein Scheiß … Was für ein Scheiß …«
    »Hier steht, es kommt von The Art of War in Caserta … Ein Schwert vielleicht?«
    Saverio hob die Augen zum Himmel und bemühte sich, nicht loszuheulen.
    »Was willst du denn mit einem Schwert?«
    Mantos schüttelte den Kopf. Seine rechte Pupille konnte sich nicht von dem riesigen Plakat am Straßenrand lösen.
    HAUS DES SILBERS. HOCHZEITSLISTEN.
    EINZIGARTIGE UND EXKLUSIVE GESCHENKE IN SILBER.
    »Es ist ein Geschenk, Serena. Es ist eine Überraschung. Verstehst du das denn nicht?« Seine Stimme war ein paar Oktaven höher geklettert.
    »Für wen denn? Ich glaube, du bist verrückt geworden.«
    »Für wen schon? Für wen kann das wohl sein? Rat mal!«
    »Was weiß denn ich …«
    »Für deinen Vater!«
    Einen Moment lang war es still. »Was soll mein Vater denn mit einem Schwert?«
    »Was schon? Er hängt es über den Kamin, klar?«
    »Über den Kamin? In den Bergen meinst du? Im Chalet in Roccaraso?«
    »Richtig.«
    Schlagartig wurde Serenas Stimme sanfter. »Also so was, so etwas Nettes hätte ich dir gar nicht zugetraut. Manchmal kannst du mich doch noch überraschen, Schatz.«
    »Ich muss jetzt Schluss machen, man darf im Auto nicht mit dem Handy telefonieren.«
    Saverio beendete das Gespräch und warf das Handy in die Ablage.

4 Im Konferenzsaal der Villa Malaparte drängten sich die Menschen. Viele standen in den Seitengängen. Ein paar Studenten saßen im Schneidersitz vor dem Rednertisch. Andere kauerten auf den Fensterbänken. Seltsamerweise hing keiner an den Kronleuchtern aus Murano-Glas.
    Sobald der erste Fotograf den Schriftsteller erblickte, ging das Blitzlichtgewitter los. Dreihundert Köpfe drehten sich, und es wurde einen Augenblick still. Dann setzte langsam ein Murmeln ein.
    Als Ciba losging, waren sechshundert Augen auf ihn gerichtet, die ihn beobachteten. Er drehte sich kurz um, senkte den Kopf, fasste sich ans Ohrläppchen und setzte einen verängstigten Blick auf, versuchte, ein bisschen unbeholfen und verlegen auszusehen. Typ Alien, aus den Venusgrotten hierhergebeamt. Die körperliche Botschaft, die er aussandte, war einfach: Ich bin der größte Schriftsteller, den es auf der Welt gibt, doch es passiert auch mir, dass ich zu spät komme, denn, trotz allem, bin ich ein normaler Mensch, genau wie ihr. Er wirkte genau so, wie er wirken wollte. Jung, grüblerisch, mit dem Kopf in den Wolken. Mit seiner Tweedjacke mit abgeschabten Ellbogen, die er immer in ein großes Einmachglas steckte, damit sie zerknittert blieb, mit der unförmigen, zwei Nummern zu großen Hose (er ließ sie sich in einem Kibbuz am Toten Meer schneidern), mit der Weste, die er in einem Charity Shop in Portobello gekauft hatte, mit den alten Church’s, die man ihm geschenkt hatte, als er seinen Uniabschluss gemacht hatte, mit der Nase, die für sein Gesicht ein wenig zu groß war, und diesem Büschel widerspenstiger Haare, die ihm über die Augen fielen. Ein Star. Ein englischer Schauspieler mit der Begabung, wie ein Gott zu schreiben.
    Während er auf den Rednertisch zuging, erkundete er die Zusammensetzung des Publikums. Er schätzte zehn Prozent Offizielle, fünfzehn Prozent Journalisten und Fotografen, gut vierzig Prozent Studenten, oder vielmehr hormongetriebene Studentinnen, und fünfunddreißig Prozent naive ältere Frauen in den Wechseljahren. Dann überschlug er rasch, wie viele dieser braven Menschen sein Buch, und wie viele das des Inders an die Brust drückten. Nichts leichter als das. Sein Buch hatte ein Cover in kräftigem Blau mit schön blutrotem Titel, das des Inders war weiß und
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