Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lassiter und die Agentin des Trusts

Lassiter und die Agentin des Trusts

Titel: Lassiter und die Agentin des Trusts
Autoren: Jack Slade
Vom Netzwerk:
dunkel. Irgendwo schrillte die Pfeife einer Lok. Er wusste, dass Bismarck zu einem wichtigen Knotenpunkt der Northern Pacific mit einer Verbindung zur Great Northern ausgebaut werden sollte. Auch die Army schaffte den größten Teil ihres Nachschubs für die nördlichen Territorien schon über die Schienen nach Camp Hancock.
    Erst wollte er nicht glauben, dass er bereits im Camp angelangt war, als er die etwa dreißig Yards lange, niedrige, aus rohen Baumstämmen errichtete Baracke vor sich sah. Daneben gab es nur noch vier andere Gebäude, die auch nicht für die Ewigkeit gebaut worden zu sein schienen.
    Lassiter marschierte auf eines der drei erleuchteten Häuser zu. Er sah Soldaten, die Pferde aus einem dem Lagerhaus angeschlossenen Stall führten, aufsaßen und ihre Tiere zum Fluss hinunter lenkten.
    Als er sich dem windschiefen Gebäude näherte, auf dessen Frontseite über der Tür mit schwarzer Farbe »Head Quarters« gemalt war, trat ein Offizier heraus. Erst beim zweiten Hinsehen erkannte er Captain Hathaway, der mit ihm an Bord der QUEEN OF ST. LOUIS gewesen war. Hathaway trug keine Uniformjacke. Gelbe Hosenträger hielten seine Hose.
    Der Captain kniff die Augen zusammen. Er wartete, bis der große Mann vor ihm stehen blieb, erst dann sagte er: »Sie sind es also.«
    Seine Worte klangen rätselhaft, doch er hatte offenbar die richtigen Schlüsse gezogen.
    »Warum sind Sie nicht gleich mit mir gekommen?«
    »Ich wollte mich erst ein wenig in der Stadt umsehen und umhören. Leider musste ich mein schönes Hotelzimmer an eine junge Lady abtreten.«
    Der Captain nickte knapp. Dann drehte er sich um und sagte über die Schulter: »Kommen Sie rein.«
    Lassiter folgte ihm in die Baracke. Es war ein einziger großer Raum. Rechts stand ein mächtiger Schreibtisch, über dem an gekreuzten Stangen zwei Flaggen hingen, eine davon Stars and Stripes, die andere das Banner der Siebten Army. Dahinter saß ein grauhaariger Major mit aufgeknöpfter Uniformjacke und glasigen Augen. Die Whiskyflasche auf dem Schreibtisch war bis auf einen kleinen Rest geleert.
    »Mr. Lassiter, Major, Sir«, sagte Captain Hathaway in einem ziemlich nachlässigen Ton, was den Major nicht zu stören schien. »Er ist offenbar der Mann, den wir erwarten.«
    Der Major machte eine unwillige, winkende Bewegung mit der linken Hand, und während er dann nach der Flasche griff, um sich den Rest in ein Glas zu schütten, sagte er: »Sie kümmern sich darum, Captain Hathaway, ich habe anderes zu tun.«
    So etwas wie Mitleid war in den Augen des Captains zu lesen, als er sich umwandte, dem großen Mann die Reisetasche aus der Hand nahm und murmelte: »Sie können bei mir schlafen, Lassiter. Ich baue eine Pritsche für Sie auf. Dann können wir in aller Ruhe über das reden, was vor uns liegt.«
    Lassiter nickte. Als sie die Kommandantur verlassen hatten, nickte er zum Fluss hinunter und sagte: »Sie haben die Explosionen sicher auch gehört?«
    »Ja, verdammt. Und der Teufel soll mich holen, wenn nicht die PAC dahintersteckt.«
    »Die QUEEN OF ST. LOUIS?«
    »Was sonst? Chauncey Campbell war einer der Letzten, die Widerstand leisteten. Wenn sie ihn abserviert haben, wird es kein anderer mehr wagen, den Fluss zu befahren, wenn er nicht den Wimpel der PAC am Mast hängen hat.«
    »Hoffen wir, dass Campbell es überlebt hat«, murmelte Lassiter.
    ***
    »Ich hab keine Ahnung, für welchen Verein Sie arbeiten, Lassiter«, sagte Matt Hathaway, nachdem er die Pritsche aufgebaut hatte, auf der der große Mann schlafen sollte.
    Lassiter grinste schmal. Er setzte sich auf den zweiten Stuhl an den kleinen Tisch, an dem auch schon der Captain Platz genommen hatte.
    Er reichte Hathaway ein Dokument, das er von Gerald Welby, dem Mittelsmann der Brigade Sieben in Kansas City, erhalten hatte. Es war von George Washington Glick, einem einflussreichen Demokraten in Kansas unterzeichnet und gab Lassiter unbegrenzte Vollmachten beim Kampf gegen die Pendleton & Adams Company.
    »Sie kennen bedeutende Leute, Lassiter«, murmelte Hathaway. »Aber ob Ihnen das gegen die PAC helfen wird, möchte ich bezweifeln. Die hat ebenfalls bedeutende Leute auf ihrer Seite.«
    »Man sagte mir, dass die Army über ein Kanonenboot verfügt.«
    »Das ist wohl wahr. Aber wir haben keinen Kapitän, der es befehligt. Der Mann, den man mir aufs Auge drücken wollte, ist ein Greis und dazu noch ein Säufer. Mir wird ganz schlecht bei dem Gedanken, dass ich mich ihm anvertrauen müsste.«
    Lassiter
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher