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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten
Autoren: Jens Lapidus
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eine DNA -Spur von ihm, die im ausgebrannten Wagen der Marke Range Rover sichergestellt wurde, der benutzt wurde, um das Tor von Tomteboda für den Raubüberfall zu durchbrechen. Im selben Wagen sind Fingerabdrücke von Babak Behrang sowie von Sergio Salinas Morena gesichert worden.
     
    Fürs Erste möchte das Amtsgericht an die Erfordernis von Beweisen in der Strafsache erinnern. Um einen Angeklagten verurteilen zu können, muss zweifelsfrei erwiesen sein, dass die Tat in der Art und Weise durchgeführt wurde, wie die Staatsanwaltschaft in ihrer Täterbeschreibung dargelegt hat. Die Beweislast liegt voll und ganz bei der Staatsanwaltschaft.
     
    Der Umstand, dass eine Quittung über Alufolienrollen zu Hause bei Jorge Salinas Barrio gefunden wurde, belastet ihn stark. Er hat gegenüber dem Amtsgericht ausgesagt, er glaube, dass die Quittung offenbar durch einen Freund, der auf einer Party bei ihm war und dessen Namen er nicht nennen möchte, bei ihm zu Hause gelandet sei. Auf der Quittung sind Fingerabdrücke gefunden worden, die jedoch nicht mit denen von Jorge Salinas Barrio übereinstimmen. Es muss hinzugefügt werden, dass Jorge Salinas Barrio nach Aussage der Staatsanwältin mit mehreren der Mitangeklagten eng befreundet ist. Auch wenn die Erklärung von Jorge Salinas Barrios in gewisser Hinsicht wie eine nachträgliche Konstruktion erscheint, vor allem im Hinblick darauf, dass er den Namen des Freundes nicht nennen möchte, dem die Quittung gehört, kann das Amtsgericht nicht ausschließen, dass die Dinge so stattgefunden haben, wie er sie geschildert hat.
     
    Dieselbe Schlussfolgerung gilt für die DNA -Spur von ihm, die im Range Rover sichergestellt wurde. Jorge Salinas Barrio hat angegeben, dass er ein enger Freund von unter anderem Babak Behrang ist und mehrfach seinen Wagen im Zusammenhang mit Einkäufen für sein Café ausgeliehen hat. Diese Aussage wird von einer Anzahl weiterer Zeugen in derselben Strafsache bestätigt. Das Amtsgericht kann nicht ausschließen, dass die Dinge so stattgefunden haben, wie er sie geschildert hat.
     
    Das Amtsgericht geht nun dazu über, den Zeugen Viktor zu beurteilen. Der Zeuge Viktor hat im Amtsgericht eine völlig andere Aussage gemacht als in den polizeilichen Vernehmungen, die die Staatsanwaltschaft einberufen hat. In den polizeilichen Vernehmungen hat er unter anderem ausgesagt, in die anfängliche Planung des Raubüberfalls involviert gewesen zu sein, bei der Jorge Salinas Barrio der Anführer der Gruppe war. Die Staatsanwaltschaft hat dafür plädiert, dass den Aussagen, die Viktor während der polizeilichen Vernehmungen gemacht hat, Vorrang gegenüber den Aussagen einzuräumen ist, die er unter Eid im Amtsgericht machte. Den Grund für die Revidierung seiner Aussage sieht sie darin, dass Viktor einem Druck von außen in Form einer Drohung oder einem gewissen Zwang ausgesetzt gewesen sein muss. Die Staatsanwältin hat allerdings noch nicht eingehender darlegen können, welche Personen Viktor bedroht oder ihn gezwungen haben könnten, seine Aussage im Amtsgericht zu ändern. Im Hinblick auf diese Frage sind auch keine anderen Beweise vorgelegt worden.
     
    Viktors Aussagen, die er zu einem Teil während der polizeilichen Vernehmungen, zum anderen im Amtsgericht gemacht hat, sind widersprüchlich. Sie sind darüber hinaus auch in weiten Teilen nicht nachprüfbar. Bezüglich der nachprüfbaren Aussagen haben sich allerdings in beiderlei Berichten gewisse Teile als abweichend von der übrigen Beweislage erwiesen.
     
    Aus den oben genannten Gründen und unter Beachtung der strikten Erfordernis von Beweisen in Strafsachen, reichen die Umstände in der Strafsache insgesamt nicht aus, um eine zweifelsfreie Anklage zu stärken – auch wenn die genannten Umstände Jorge Salinas Barrio stark belasten.
     
    Die Anklage gegen Jorge Salinas Barrio wegen schweren Raubüberfalls wird dementsprechend zurückgewiesen. Auch die Anklage wegen schwerer Bedrohung und schwerer Körperverletzung im Hinblick auf die Freilassung von Javier Fernandez wird zurückgewiesen. Jorge Salinas Barrio wird lediglich wegen schwerer Bedrohung des Taxifahrers Pablo Gomez, Widerstand gegen die Staatsgewalt, gegen den Polizisten Olof Johansson sowie Sachbeschädigung zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Von dieser Zeit werden vier Monate Untersuchungshaft als bereits abgeleistet angesehen.
     
    Jorge Salinas Barrio wird somit, in der Annahme, dass er nach zwei Dritteln der Gefängnisstrafe auf
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