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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten
Autoren: Jens Lapidus
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Kriminelle? Serbin oder Schwedin?
    Jetzt wusste sie, wer sie war – sie war Stockholmerin. Zu hundert Prozent.
    Sie war Natalie Kranjic. Die Tochter von Radovan Kranjic.
    Sie war die neue
Kum
.
    Sie war die Königin von Stockholm.
    ***
    In zehn Minuten müsste es kommen. Er wusste, wie das Ganze ablief. Das Gericht faxte das Urteil an die Gefängnisverwaltung. Die Gefängnisverwaltung schickte einen Laufburschen in die Abteilung hoch. Jemand in der Abteilung übergab es schließlich dem Insassen.
    Der Prozess hatte vier Wochen gedauert.
    Gegen ihn, Javier, Babak, Robert und Sergio. Und gegen den Finnen. Sie saßen neben ihren Verteidigern im Sicherheitssaal des Stockholmer Amtsgerichts aufgereiht.
    Die Medien waren in den ersten Tagen hinter Plexiglas anwesend. Allerdings verloren sie das Interesse, als die langwierigen Verhöre begannen.
    Die Anklage war kompliziert. Alles in allem wollte die Staatsanwältin sie ziemlich hart bestrafen.
     
    Jorge Salinas Barrio, Javier Fernandez, Babak Behrang, Robert Progat und Sergio Salinas Morena haben gemeinsam und im Einvernehmen mit anderen am 6. Juni unter Gewaltausübung und Androhung von Gewalt, die in den Augen des Klägers eine unmittelbare Gefahr darstellte, sowie unerlaubt und vorsätzlich eine Anzahl sog. Geldkoffer entwendet, die Bargeld, Reichskupons und Lotteriescheine in einem Gesamtwert von 4231432 Kronen enthielten (davon Bargeld im Wert von 2560300 Kronen), und in diesem Zusammenhang dem Sicherheitsbeamten Suleyman Basak vorsätzlich ernsthafte Verletzungen beigebracht, indem sie eine Sprengladung in seiner Nähe detonieren ließen.
    Anders Ohlsson (»Der Finne«) hat sich der Anstiftung der oben genannten Vergehen schuldig gemacht, indem er den Raubüberfall geplant und die Täter instruiert hat.
     
    Hinzu kamen diverse Anklagepunkte aufgrund des Taxifahrers, dem Jorge während seiner Flucht durch die Stadt eine Pistolenattrappe an die Schläfe gehalten hatte, und aufgrund der Befreiung Javiers. Bei der Hägerström ebenfalls beteiligt war.
    Die Staatsanwältin hatte in ihrem Schlussplädoyer jeweils acht Jahre für Javier, Babak und Sergio beantragt. Und zwölf Jahre für Jorge.
    Ganz ehrlich, Jorge tat es leid, dass der Sicherheitsbeamte erblindet und an den Rollstuhl gefesselt war. Aber er hatte es ja nicht absichtlich getan – der Finne war schuld, es lag an seiner dämlichen Planung. Und der Taxifahrer – er war schließlich keiner realen Gefahr ausgesetzt gewesen. Es handelte sich ja lediglich um eine Soft Air Gun: Aber das hatte er natürlich nicht gewusst.
    Die Staatsanwältin und die Verteidiger hatten sich wie die Verrückten bekriegt.
    Der DNA -Beweis: Im Range Rover spürten sie das Fett von Jorges Handflächen auf. In einer Wohnung, in der ebenfalls eines der Walkie-Talkies gefunden wurde, entdeckten sie Haarsträhnen von Babak.
    Sie sicherten Hautzellen von Sergio auf einer aufgefundenen Sturmhaube.
    Erblickten verdächtige SMS in Roberts Handy.
    Auf der Festplatte von Javiers Computer fanden sie Stadtpläne, auf denen der Klarastrandsled abgebildet war.
    Und aus welchem Grund hatten die meisten von ihnen in den Tagen nach dem Raubüberfall Schweden verlassen?
    Es fehlten sogenannte verlässliche Beweise gegen jeden von ihnen.
    Aber das Muster, die Zusammenhänge, die fadenscheinigen Ausreden sprachen ihre eigene Sprache. Dennoch benötigte die Staatsanwältin stichhaltigere Beweismittel. Und diesbezüglich waren Zeugen das beste Mittel. Sie hatte in dieser Hinsicht einen Trumpf in der Hand, leider – sie bestellten den Idioten Viktor ein. Der Typ hatte während der polizeilichen Vernehmungen geplappert wie ein Anfänger. Seine Worte konnten bewirken, dass sie allesamt verurteilt wurden.
    Jorges Anwalt sagte, dass es für Babak und Sergio nun aus wäre. Für Jorge stand es fifty-fifty.
    Vieles würde an Viktors noch ausstehender Zeugenaussage hängen.
    Und der Finne: Die Staatsanwältin wies auf einen gefärbten Geldschein hin, den man in einer der Pizzerien fand, die er betrieb – das war jedoch noch schwächer als schwach. Doch der Typ würde immerhin für die Schüsse auf Jorge, Jorgito und Paola verurteilt werden. Mordversuch – das reichte aus, um ihn für mindestens acht Jahre hinter Gitter zu bringen.
    Jorge musste an die Kiesgrube denken.
    Er hatte überlebt: hatte die Augen in einem Aufwachraum im Krankenhaus von Huddinge aufgeschlagen. Zum Glück hatte er eine schusssichere Weste getragen. Seine Nieren und die Leber
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