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Lass sie bluten

Lass sie bluten

Titel: Lass sie bluten
Autoren: Jens Lapidus
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hatten nichts abbekommen, obwohl zwei Kugeln in seinen Rücken gedrungen waren.
    Wie auch immer das Urteil ausfiel, wie viele Jahre er bekäme – er war heil geblieben.
    Paola hatte es geschafft, sich in den Wagen zu retten.
    Und Jorgito hatte durch Jorges Körper Deckung bekommen.
    Sie lebten.
     
    Jorges Plan stand bereits. Wenn er freikäme, würde er abhauen. Vielleich irgendwo anders hin als nach Thailand. Die Bullen wussten, dass er dort gewesen war. In gewisser Weise schienen sie auch zu wissen, dass er vorhatte, dort ein Lokal zu kaufen. Vielleicht hatte der Hägerströmtyp ihn verpfiffen.
    Oder auch nicht.
    Zum einen: Der Typ hatte selbst drei Jahre für die Freilassung von Javier kassiert.
    Zum anderen: Wenn er ihn verpfiffen hätte, hätte er den Bullen auch gesteckt, inwieweit Jorge an der Freilassung Javiers beteiligt war. Aber kein Wort von Hägerström. Merkwürdigerweise: Dank des Exaufsehers würden sie Jorge in dem Punkt freisprechen.
    Javier hatte Jorge neulich im Gerichtssaal etwas Eigenartiges zugeflüstert. »Wenn ich verurteilt werde, versuch ich in denselben Knast zu kommen wie Martin. Und wenn ich freikomme, werde ich ihn sofort besuchen.«
    Das war eigenartig. Jorge warf einen Blick auf die Unterlagen, die vor Javier auf dem Tisch lagen.
    Er hatte darauf herumgekritzelt. Strichmännchen gezeichnet und irgendwelche Graffitis gemalt. Aber da war noch etwas – an den Rand hatte Javier geschrieben: Martin.
    Sie waren also doch engere Freunde, als Jorge angenommen hatte. Viel engere.
     
    Jorge musste an das Telefonat zurückdenken, das er gerade vom Apparat in der U-haft aus geführt hatte.
    Er hatte sich die Nummer gemerkt: von der Dreadlocksbraut, die er in Phuket und später in Arlanda getroffen hatte.
    Das Freizeichen klang anders als in Schweden.
    Dann hörte er ihre Stimme.
    »Sara.«
    »Hallo, hier ist Jorge, wir haben uns letztens in Arlanda gesehen. Kannst du dich noch an mich erinnern?«
    Aus irgendeinem Grund kribbelte es in seinem Bauch. Es war nicht das gewöhnliche unangenehme Kribbeln. Das hier war anders.
    »Natürlich. Ich habe gerade an dich gedacht. An welchem Ende der Welt bist du denn gerade?«
    »Ich weiß noch nicht so recht. Und wo bist du?«
    »In Indonesien. Hast du nicht Lust, herzukommen?«
    »Das wäre echt cool. Ich warte nur gerade noch auf etwas. ’ne ziemlich wichtige Sache, die ich erst checken muss.«
    ***
    Amtsgericht Stockholm
    URTEIL Prozessnr. 931–11
    Abteilung 55
     
    PARTEIEN
     
    Staatsanwalt
    Chefstaatsanwältin Birgitta Söderström
    City Staatsanwaltschaft Stockholm
     
    Kläger
    Sicherheitsbeamter Suleyman Basak
    Gröndalsvägen 172
    11769 Stockholm
     
    Sicherheitsbeamter Peter Lindström
    Pilbågsvägen 3
    18460 Åkersberga
     
    Sicherheitsbeamter Johan Carlén
    Backluravägen 29 C
    14943 Nynäshamn
     
    Taxifahrer Pablo Gomez
    Bredängsvägen 200
    12732 Skårholmen
     
    Polizist Olof Johansson
    Tätorpsvägen 54
    12831 Skarpnäck
     
    Angeklagter (Anzahl der Angeklagten 6)
    Jorge Salinas Barrio
    Z.Zt. Untersuchungshaft Kronoberg
    Zusammenfassung der Urteilsgründe (in Auszügen)
    Die Staatsanwältin führt im Hinblick auf Jorge Salinas Barrio eine Anzahl sogenannter indirekter Beweise an. Erstens, dass Jorge Salinas Barrio mit mehreren der Mitangeklagten eng befreundet ist, zweitens, dass er unmittelbar nach dem Raubüberfall Schweden verlassen hat, und drittens, dass man in seiner Wohnung eine aussagekräftige Quittung sichergestellt hat. Die Staatsanwältin hat ebenfalls eine Zeugenvernehmung mit dem Zeugen Viktor einberufen (Geheimhaltung).
     
    Einleitend stellt das Amtsgericht fest, dass der Umstand, dass Jorge Salinas Barrio mit mehreren der Mitangeklagten eng befreundet ist, in der Hinsicht, wie die Staatsanwaltschaft behauptet, keinen Umstand von hohem Beweiswert für die Art der Beteiligung am Raubüberfall auf Tomteboda darstellt.
     
    Die Tatsache, dass er kurz nach dem Raubüberfall Schweden verlassen hat, ist hingegen natürlich ein Umstand, der möglicherweise dafür spricht, dass er vorhatte, das Land zu verlassen, weil er am Raub beteiligt war. Eine sichere Schlussfolgerung, dass dies tatsächlich der Fall war, kann daraus allerdings nicht gezogen werden. Auch die Umstände an sich haben diesbezüglich keinen größeren Beweiswert.
     
    Als Beweismittel ist vor allem eine Quittung von Ica in Sollentuna Centrum über dreißig Rollen Alufolie von Interesse, die in Jorge Salinas Barrios Wohnung gefunden wurde, sowie
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