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Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Titel: Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel
Autoren: N Blazon
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Urzeiten in der Lagune hauste, warf sich wieder herum. Sein Krokodilschwanz fegte die Tische und Stühle vor dem Café gegenüber des Palastes in die Lagune, als wären es Möbel aus einem Spielzeughaus. Im Nebel glänzten ein letztes Mal Schuppen auf, ein drachenartiger Rückenkamm versank in den Wogen. Dann erstarb der Sturm und der Nebel verwehte. Die Lagune beruhigte sich und lag bald spiegelblank unter dem Nachthimmel. Über die nasse Brücke unter der Loggia wehte eine leere Plastiktüte. Und zwischen zwei Gondeln, die wie gestrandete Wale unter dem Balkon lagen, zeugte nur noch die herrenlose Maske des Dunklen von seiner Existenz.
    »Er ist tot, Sara«, flüsterte Jan. »Du hast es geschafft.«
    Sara nickte nur erschöpft. »Ja, das haben wir«, flüsterte sie, und Kristina erschrak, wie verloren ihre Stimme klang. Ohne die Balustrade loszulassen, blickte Sara über die Schulter. Fedele richtete sich benommen auf. Einen Moment lang trafen sich ihre Blicke, dann brach Sara zusammen.

Die Stunde der Aquana

    KRISTINA HATTE NONNA NOCH NIE weinen gesehen, und sie wünschte sich zum hundertsten Mal in dieser Nacht, in ihrem Bett aufzuwachen und festzustellen, dass diese Karnevalsnacht nur ein böser Traum gewesen war. Aber leider saß sie immer noch an dem Bett, in dem Sara wie ein blasses Schneewittchen lag und kaum noch atmete. Unsichtbar für die Erwachsenen, hockte Donno auf dem Lüster und betrachtete die Aquana voller Kummer. Die anderen Donnole drängten sich um das Bett, und nur die Gänsehaut auf Nonnas Armen zeigte an, dass sie die kühle Gegenwart der Geisterkinder spürte. Fedele hielt Saras Hand, während Jan stockend erzählte, was geschehen war. Cesare lauschte bekümmert und seufzte nur abgrundtief, nachdem Jan geendet hatte.
    »Ich habe es euch doch gesagt«, schluchzte Nonna, während sie immer wieder mit verzweifelter Zärtlichkeit über Saras weißes Haar strich. »Legt euch nicht mit den Geistern Venedigs an!«
    Im Hintergrund lief immer noch Nonnas Radio – Berichte über den orkanartigen Wind und die Flutwelle, die den Markusplatz überschwemmt hatte und ebenso schnell verschwunden war. Die Reporter mutmaßten, es sei ein Hurrikan gewesen.
    Das Handy klingelte einmal in Jans Tasche und verstummte wieder. Endlich! Luca. Kristina sprang auf und raste nach unten zur Hintertür. Ein blasser Luca stand dort, im Schlepptau Pippa. Ohne ein Wort begleiteten sie Kristina nach oben. Kaum hatten sie das Zimmer betreten, rannte Pippa los, kletterte aufs Bett und schmiegte sich an Sara.
    »Sie muss ins Krankenhaus!«, jammerte die Kleine. »Sie ist ganz kalt.«
    »Ein Krankenhaus kann ihr nicht helfen«, erwiderte Jan.
    »Aber wir müssen doch etwas tun!«, brauste Fedele auf.
    Pippa nickte. »Ja, sie braucht Madusin!«
    Jan schniefte. Kristina war nun auch zum Weinen zumute. Sara hätte über die Art, wie Pippa das Wort Medizin aussprach, jetzt sicher gelächelt.
    »Himmelsarznei«, hörte sie Donno über sich sagen. Die anderen Donnole murmelten zustimmend.
    »Ihr meint, Theriak kann sie jetzt noch retten?«, sagte Kristina. »Wir brauchen dafür Granatäpfel, Vipernfleisch und Narwalhorn. Wo sollen wir das so schnell herbekommen? Mit jedem Atemzug wird sie schwächer. Und außerdem gibt es Zutaten, die wir überhaupt nicht besorgen können.«
    »Theriak?« Der alte Koch horchte auf. »Ihr habt ein Theriak-Rezept?«
    »Es hat Violetta gehört. Luca hat es entschlüsselt. Damit hat sie die Pest geheilt. Es besiegt sogar den Tod.«
    Jan starrte nachdenklich zum Fenster. »Es gibt einen Schlangengang ins Museo Correr«, überlegte er. »Dort sind ein paar alte Zutaten hinter Glas ausgestellt. Da ist vielleicht auch getrocknetes Vipernfleisch dabei.«
    »Wir machen es«, entschied Luca mit so viel Nachdruck, dass Pippa unter Tränen hoffnungsvoll zu lächeln begann.
    »Dann los!« Nonna klopfte mit ihrem Spazierstock auf den Boden.
    Jan spurtete aus dem Stand los und auch Donno sprang vom Lüster.
    »Aber was ist mit den Tränen der Aquana?«, rief Kristina ihnen hinterher. »Das klappt doch nie, wenn wir nicht alle Zutaten haben.«
    »Und was schlägst du sonst vor?«, fuhr Nonna sie an. »Dass wir tatenlos zusehen, wie sie aufhört zu atmen?«
    »Sie ist die Aquana«, gab Fedele zu bedenken. »Es ist ihre Magie. Vielleicht gelingt es ja trotzdem.«
    Es war komisch, solche Worte aus dem Mund eines Polizisten zu hören. Aber Kristina erinnerte sich daran, wie vernünftig und abgeklärt sie selbst noch vor
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