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Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Titel: Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel
Autoren: N Blazon
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einigen Wochen gewesen war. Hier, neben ihrer todgeweihten Tante, die ihrer Kraft beraubt war, kam es ihr so vor, als sei sie seitdem ein ganz anderer Mensch geworden. Jemand, der an Magie glaubte, aber nicht an Wunder.
    Luca wandte sich an Cesare. »In unserem Innenhof hängen noch ein paar vertrocknete Granatäpfel am Baum. Dann brauchen wir noch Honig und Weinsteinpulver, Opium und …«
    Cesare hörte konzentriert zu und schien in seinem Kopf eine Liste zu erstellen. Was bei über vierzig Zutaten wirklich bewundernswert war. Kaum hatte Luca geendet, erhob er sich. »Einige Dinge muss ich aus meinem Restaurant holen. Und wir müssen wohl oder übel einen Apotheker aus dem Bett werfen, denn mit Opium kann ich nicht dienen.«
    Luca nickte. »Und ich hole die Granatäpfel. Los, Pippa!«

    Die nächste Stunde zog an Kristina vorbei wie ein Fiebertraum. Um sie herum herrschte hektische Betriebsamkeit in der Hotelküche, die sich in ein alchimistisches Labor verwandelt hatte. Der betäubende Duft von Gewürzen nebelte sie ein, während sie Myrrhekristalle mit ein paar von Nonnas Schmerztabletten, die laut der Auskunft des Apothekers dem benötigten Opium entsprachen, in einem Marmormörser zu Pulver zerstieß. Es duftete noch seltsamer, als Cesare auch noch Knoblauch und Zimt in den Topf warf. Kristina fragte sich mit einem bangen Flattern in der Magengegend, wie ein Trank, der in einem ganz normalen Spaghettitopf vor sich hin brodelte, Magie entfalten sollte. Kurz nach zwölf Uhr nachts kam Jan mit Donno zurück und hielt Cesare ein ledriges vertrocknetes Stück Fleisch hin.
    »Lecker Viper!«, sagte er mit vor Stolz leuchtenden Augen. »War ganz schön schwierig, es aus dem Glaskasten zu bekommen. Und das Einhornpulver haben wir auch gefunden.« Er zog einen Beutel hervor, aus dem Cesare ein weißliches Pulver schöpfte, auf der digitalen Küchenwaage abwog und in die kochende Flüssigkeit rieseln ließ.
    »Wo bleiben nur Luca und Pippa mit den Granatäpfeln?«, fragte er dann sicher zum zwanzigsten Mal. Jan zückte das Handy, aber niemand ging ran. Eine leichte Sorge schlich sich an, aber Kristina scheuchte sie sofort wieder zurück. Luca würde sie doch niemals im Stich lassen. Aber allein die Tatsache, dass sie darüber nachdachte, beunruhigte sie mehr, als sie zugeben wollte.
    Cesares Tochter, die an der Rezeption eingesprungen war, hatte alle Hände voll zu tun, den Touristen zu erklären, warum es im Hotel so komisch roch und aus der Küche qualmte. Kristina schlich rasch an ihnen vorbei und huschte nach oben.
    Fedele und Nonna wachten über Sara. Donno war auch wieder in das Zimmer geschlüpft. Er kauerte an ihrem Bettende und streichelte behutsam Saras Fuß. Kristina musste sich am Türrahmen festhalten, so elend war ihr zumute. Sara ging es schlechter, und schlimmer noch: Langsam glich sie einem Geist. Ihre Haut wirkte fast schon durchsichtig, so blass war sie, und ihr Gesicht so weich und traumverloren, dass sie so jung aussah wie das Mädchen, das vor so vielen Jahren mit den Donnole im Hinterhof gespielt hatte.
    Beim Gedanken daran kam Kristina eine Idee. Vielleicht war sie seltsam und sinnlos, aber möglicherweise würde es Sara helfen, sie an einen Ort zu bringen, der sie besonders eng mit Violetta verband, ihrer zaubermächtigen Ahnin.
    »Sara hat früher immer von einem geheimen Märchengarten geträumt«, sagte Kristina. »Bringen wir sie dorthin, wo früher Violettas geheimer Garten war!«
    Fedele nickte und nahm die Schlafende auf die Arme. Ihr Kopf fiel nach vorne und kam auf seiner Schulter zu liegen, ein Arm schlenkerte bei jedem Schritt wie der einer willenlosen Puppe. Wie eine Prozession folgten die Donnole dem Paar zum Fahrstuhl. Kristina stützte Nonna, die auf ihren Krücken hinterherhumpelte.
    Es war Cesare, der die Bretter vor der Tür entfernte und das Schloss zum Hinterhof mit zwei dicken Drähten und einem gekonnten Griff öffnete. Rost und Schmutz rieselten zu Boden, als die Tür zum ersten Mal seit zwölf Jahren mit einem Knarren aufschwang. Eine kleine Treppe führte in den Hof. Der Himmel hatte aufgeklart, im Mondlicht erinnerten die Risse im Boden an verzerrte, grinsende Maskenmünder, so als trüge sogar der Stein Venedigs an Karneval ein anderes Gesicht.
    Die Donnole kletterten auf die Mauer und ließen sich dort nieder. Wie eine Reihe von Raben mit leuchtenden Augen blickten sie reglos zu Sara und den anderen hinab. Jan schleppte Kissen und Polster aus dem Aufenthaltsraum herbei
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