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Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Titel: Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel
Autoren: N Blazon
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gehört mir, schon seit Jahrhunderten!«
    »Das werden wir noch sehen«, sagte Fedele mit einer gefährlichen Ruhe.
    »Das geht nicht gut«, stieß Jan hervor.
    Ein Schrei ertönte, als der Doge auf Fedele zusprang. Und Fedele, der tapferste, verliebteste Mann von allen, zögerte keine Sekunde, sondern hob seine Waffe und warf sich dem Dunklen entgegen.
    Kristina packte Sara an den Schultern und schüttelte sie. »Wach auf!«, flehte sie.
    Ein Wunder geschah, Sara schlug die Augen auf. »Aquana«, flüsterte sie.
    Jan packte sie an den Händen und zog sie in eine sitzende Position hoch.
    »Du musst weg von hier, steh auf!«
    Fedele kämpfte verbissen, trieb den Dunklen zurück, aber es sah so aus, als würde eine Katze mit einer Maus spielen. Und die Katze war der Doge. Mühelos parierte er einen Schlag mit bloßer Hand und holte aus. Ein dumpfer Schlag ertönte und Fedele wurde gegen eine Säule geschleudert. Ohne einen Laut ging er zu Boden und blieb reglos liegen, eine Wange an den Stein geschmiegt.
    Kristina blickte sich verzweifelt um. Sturmwind erhob sich und begann, die Lagune aufzuwühlen wie eine riesige Hand. Strudel bildeten tiefe Täler. Die Gondeln an den Anlegestellen tänzelten auf und ab und ruckten an den Halteseilen wie Pferde, die Angst bekamen und versuchten, sich loszureißen.
    Auf dem Markusplatz hörte die Musik auf zu spielen und eine Lautsprecherstimme forderte die Feiernden auf, den Platz und die Brücken wegen des Sturms zu räumen. Die Leute begannen zu rennen und hielten dabei ihre Masken fest, Karnevalsmäntel flatterten wie Banner.
    Und als der erste Blitz über den Himmel zuckte, leuchteten draußen inmitten der Strudel tief im Wasser zwei gelbe Monde auf. Von hier oben sah Kristina es nun ganz deutlich: Ein gewaltiger Leib schlängelte sich unter Wasser, so ungeduldig wie ein Hund, der darauf wartete, endlich von der Kette gelassen zu werden. Die sanfte Stimme ihres Vaters kam ihr in den Sinn, ein Märchen, das aus Afrika zu ihr herübergeflogen war. »Zauberwesen lebten dort, schöne Frauen mit Haar aus Meerschaum und Augen, so klar wie das Wasser. Eine davon verliebte sich in einen jungen Fischer. Sie sorgte dafür, dass er stets volle Netze hatte, denn alle Aquanen befehlen dem Wasser und den Lebewesen darin.«
    »Der Makaro!« Kristina hörte ihre eigene Stimme wie aus weiter Ferne. »Ruf ihn, Sara! Du bist die Aquana. Ruf den Makaro. Er gehorcht nur dir und er wartet auf deinen Befehl!«
    Sara starrte auf Fedele, als hätte sie die Worte überhaupt nicht gehört. Schmerz huschte über ihr Gesicht, ihre Augen füllten sich mit Tränen, dann erschienen rote Flecken der Wut auf ihren Wangen. Und als würde diese Regung ihr ein letztes bisschen Kraft zurückgeben, zog sie sich an der Balustrade hoch und kam schwankend auf die Beine. In dem Moment, als der Doge sie fast erreicht hatte, legte sie den Kopf in den Nacken und stieß einen Ruf aus.
    Es war ein Laut, den Kristina noch nie im Leben gehört hatte, ein lang gezogener Ruf, ein Lied, eine fremde Melodie, die nicht für Menschenohren gedacht war. Sie ließ die Luft vibrieren wie Wasser, in das die Töne wie Steine fielen. Die Schwingungen erreichten die Lagune, entfesselten die Wellen. Der Wind riss Saras Haar hoch und ließ es wie eine weiße Krone aussehen. Der Dunkle strauchelte und fiel auf die Knie, die Hände auf die Ohren gepresst. Er kam wieder auf die Beine und torkelte auf Sara zu, während der Ruf der Aquana anschwoll und der Wind den Dunklen hin und her trieb wie einen Papierball. Eine Bö erfasste ihn und fegte ihn dicht an Sara vorbei. Mit einem Schreckensschrei kippte er über die Balustrade und fiel. Draußen ballte das Wasser der Lagune sich zusammen, verdichtete sich zu einem schuppigen Leib. Die Monde wurden heller und heller, dann durchbrach der Makaro die Oberfläche.
    Es war ein Körper – und gleichzeitig lebendiges Wasser. Ein gewaltiger smaragdfarbener Schuppenleib schlängelte sich eidechsenschnell an Land, Krokodilzähne, so blitzend weiß wie die Marmorsäulen, kamen der Loggia so nahe, dass Jan und Kristina sich schreiend duckten. Eine Flut schwappte an Land, als der geisterhafte Drache, halb Schlange, halb Krokodil, sich herumwälzte. Nebelatem stieß aus den Nasenlöchern des Ungeheuers, legte einen Schleier über den Platz. Sein Maul schnappte zu. Saras Ruf vermischte sich mit dem Schrei des Dunklen, der jäh erstarb. Als Sara verstummte, war die Stille so dicht wie Watte. Das Ungeheuer, das seit
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