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Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Titel: Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel
Autoren: N Blazon
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bewahrt alte Familienerbstücke auf. Es war gar nicht einfach, da ranzukommen, meine Tante hat die Gegenstände an ein Museum in Verona verliehen, und mein Vater musste Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um sie zurückzuholen. Deshalb haben wir heute Nacht auch so lange gebraucht. Die Perlen waren noch bei meiner Tante in Mestre. In dem Schlangenbeutel befanden sich drei Perlen und ein Stück eines Dokuments. Die Abschrift eines … Zauberspruchs.« Er schluckte, griff in seine Tasche und holte ein Stückchen vergilbtes Papier hervor. »Fortunato hat Violetta geliebt. Nach dem Tode ihres Mannes kamen die zwei zusammen, und er machte sein Glück, ohne zu wissen, dass es die Aquana war, die ihm die Fische ins Netz schickte. Der Reichtum stieg ihm zu Kopf – und als der Doge ihm ein Vermögen für einen kleinen Gefallen versprach, da gehorchte Fortunato. Er konnte ja nicht ahnen, dass der Doge ein Magier war und die Aquana seine Widersacherin. Er schrieb den Zauberspruch ab und entfernte die drei Perlen aus ihrem Kleid. Vielleicht hoffte er, sie würde denken, der Schmuck sei einfach auf einem Fest verloren gegangen, vielleicht wollte er ihn später durch andere Perlen ersetzen, damit der Verlust nicht auffiel. Wahrscheinlich musste es schnell gehen, weil jemand ihn sonst ertappt hätte, so hat er nur ein paar Zeilen des Rezeptes abgeschrieben.«
    Kristina nahm den vergilbten Zettel in Empfang. In der ungelenken Schrift eines Mannes, der das Schreiben wohl erst spät gelernt hatte, war darauf der Zauberspruch aufgeschrieben, dessen Anfang Kristina schon kannte. Nur dass auf diesem hier auch die restlichen Zeilen vollständig waren, die auf Violettas Original durch das Wasser unleserlich geworden waren.
    »Fortunato brachte dem Dogen das Säckchen mit dem Papier und den Perlen. Aber bevor er es ihm übergeben konnte, wurde der Doge als Hochverräter vom Rat der Zehn verhaftet. Das haben wir gesehen, Kristina.« Luca seufzte. »Ein paar Tage später wurde der Doge hingerichtet, die Pest brach aus und Fortunato sah Violetta nie wieder. Sie muss geahnt haben, wer der Dieb war, denn sie verfluchte ihn. Und mit ihm alle seine Nachkommen. Seitdem werden die Pezzis von Pech und Armut verfolgt.«
    »Und warum hast du mir nichts davon erzählt?«, erboste sich Kristina.
    Luca schnaubte. »Ganz toll – dass mein Vorfahr ein Dieb ist, das erzähle ich ja nur zu gerne herum! Das wäre ja Wasser auf die Mühlen deiner Nonna. Sie hält uns ohnehin für Pack!«
    Nonna schwieg und sah einfach nur betroffen aus.
    »Du bist doch nicht verantwortlich für das, was Fortunato angestellt hat«, rief Kristina. »Wir sind Freunde, und wir bleiben es, egal was früher war.«
    Signora Pezzi stand auf, die zehn Perlen, die sie von Saras Kleid gelöst hatte, in der Hand. »So ist es«, sagte sie entschlossen. »Und wir bringen das Diebesgut zurück, damit der Fluch hoffentlich endlich aufgehoben wird!« Mit diesen Worten warf sie auch die zehn Glasperlen in den Trank. Alle hielten den Atem an und warteten, aber wieder geschah … nichts.
    Kristinas Blick fiel auf den Zettel in ihrer Hand. Sie las die Worte, die einen ganz besonderen Rhythmus hatten, unwillkürlich wollte sie sie mitsummen. Dann bemerkte sie, dass sie in Gedanken die Melodie wiederholte, die Sara einst im Schlaf gesummt hatte. Beinahe hätte sie gelacht.
    »Keine Magie ohne Zauberspruch«, sagte sie zu Luca.
    Die anderen sahen sie stirnrunzelnd an, als sie zu summen anfing, bis sie sich in den Rhythmus eingefunden hatte, dann sang sie leise die Worte.
    Dreizehn Tränen, von Aquanen geweint
Dreizehn Tropfen, in Glas vereint
Dreizehn Stunden, die nicht versäumt
Fell und Federn, nicht geträumt
Lagunenwasser wird Himmelsarznei
Tod wird zu Leben, das Leid ist vorbei.
    Der Kelch glühte auf wie ein rotes, pochendes Herz aus Glas. Und mit den Pezzis geschah etwas. Der rote Schein erleuchtete ihre Gesichter, sie atmeten alle auf, als würde ihnen eine unendlich schwere Last von der Seele gleiten, und Kristina war es, als könnte sie hören, wie der Fluch zerbrach wie Glas.
    Sie und Luca lächelten sich zu. Und Kristina wusste, dass die Donnole ihn nie wieder einen Erwachsenen nennen würden und seine Familie nie wieder verlieren würde, was ihr wichtig war.
    Stein knackte, Risse bildeten sich im Schachbrettmuster. Grüne Spitzen schoben sich ins Mondlicht. Kristina sang weiter, während ein Teil von ihr staunend beobachtete, wie das Grün die Fliesen überwucherte, wie Palmenstämme
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