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Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel

Titel: Laqua - Der Fluch der schwarzen Gondel
Autoren: N Blazon
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ein Flugzeug mitten im Hotel landen. Jan zuckte erschrocken zusammen – und rutschte auf der Stange ab. Kristina konnte gerade noch die Arme hochreißen, dann sauste Jan ihr schon entgegen. Der Aufprall tat gemein weh, der Wandteppich flappte über ihr Gesicht. Unter ihr kippte der Stuhl weg, dann landeten sie und ihr Bruder in einem Knäuel aus Armen und Beinen auf dem Boden – umwabert von Staub.
    »Autsch«, keuchte Jan. Er rieb sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Schulter. Kristina konnte gar nichts sagen, sie japste nur nach Luft. Das Röhren des Staubsaugers verstummte wieder. Zum Glück hatte Sara das Gepolter nicht gehört. »Was ist da draußen?«, keuchte Kristina. »Hast du das Kind gesehen?«
    Jan vergaß seine blauen Flecken auf der Stelle. Seine Augen begannen zu leuchten und er grinste breit. »Nein, aber einen Dschungel! Mitten in Venedig, cool, was?«

Feuerwerk

    ALS SIE SICH AUS DEM HAUS STAHLEN , wussten sie, warum Tante Sara darauf bestanden hatte, ihnen gleich nach der Ankunft bei einem Souvenirhändler Gummistiefel zu kaufen: Das Hochwasser war noch gestiegen. Der schmale Weg zwischen Hotel und Kanal war nun restlos unter smaragdgrünen Wellen verschwunden. Der Canal Grande schwappte bis zur Hauswand und sogar ein Stück über die Eingangstreppe. Kristina spürte die Kälte an den Waden und stellte sich vor, wie glitschige Aale und riesige Krebse nach ihren Gummistiefeln schnappten, um sie in die Tiefe zu zerren. Jan watete voraus, sein kostbares Skateboard fest unter den Arm geklemmt. Die »geheime Tüte«, die er aus Deutschland mitgenommen hatte und in die niemand einen Blick werfen durfte, hatte er sich unter die Jacke gestopft. Wahrscheinlich aus Angst, der Dieb könnte sie ihm sonst ebenfalls stehlen.
    Mäuerchen und kleine Anbauten ließen die Rückseite des Palazzos wie einen verschachtelten Irrgarten wirken. Einige Balkone der Nachbarhäuser waren mit Lichterketten geschmückt. Und hinter den Fenstern glomm warmes Licht. Kristinas Laune sank auf der Stelle. Bisher hatte sie sich eingeredet, dass Weihnachten sie ohnehin kaltließ. Aber jetzt merkte sie, wie sehr es ihr doch fehlte. Die venezianischen Kinder packten da oben sicher gerade ihre Geschenke aus und aßen den Weihnachtskuchen pannatone – ein fluffiges süßes Hefegebäck mit Rosinen. Jedenfalls hatten sie anderes zu tun, als einsam und weit weg von zu Hause mit knurrendem Magen komische katzenäugige Diebe zu verfolgen.
    »Hier muss der Garten sein. Da oben ist das runde Fenster.« Jan deutete auf die Hauswand. Sogar das kleine Guckloch, das er freigeputzt hatte, war von hier aus zu erkennen. Doch weiter kamen sie an den geheimnisvollen Innenhof nicht heran. Vor ihnen erhob sich eine Treppe zu einer hohen Ziegelmauer. Früher hatte eine Tür hindurchgeführt, aber auch diese war zugemauert. Man sah nur noch den steinernen Türrahmen. Jan legte den Kopf in den Nacken und kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe herum. »Komisch. Von oben habe ich Palmen und einen Baum gesehen«, murmelte er verwundert. »Die Zweige müssten doch über die Mauer ragen. Und es gab ganz viele Kletterpflanzen und rote Rosen und weiße Steinfiguren.«
    Rosen im Winter? Jetzt hielt es Kristina kaum noch aus. »Sehen wir auf der anderen Seite nach.«
    Gemeinsam schlichen sie an der Mauer entlang am Nachbarhaus vorbei zu einem kleinen Treppchen, dann standen sie etwas erhöht im Trockenen. Vor ihnen befanden sich immer noch die Ziegelmauer und etwas weiter links die verschlossenen Fensterläden von Zimmer Nummer vierzehn im ersten Stock. Ein paar aufgeplusterte Tauben hockten auf dem Fenstersims und blinzelten die beiden Kinder empört an. Jan stellte sein Skateboard auf dem Boden ab. »Hier ist die Mauer nicht so hoch. Hilf mir mal, vielleicht kann ich drüberschauen.«
    Kristina seufzte und formte mit den Händen einen Steigbügel. Jetzt war es ohnehin schon egal, ob sie nass und schmutzig wurde. Aber sosehr Jan auch versuchte, sich möglichst langzumachen, die Mauer war zu hoch und bot nicht genug Halt zum Klettern. Schließlich gab Jan auf und sprang herunter. Er wollte sich sein Skateboard greifen. Doch es verschwand in genau diesem Augenblick mitten in der Mauer! Jan stieß einen empörten Schrei aus, warf sich auf den Boden und langte durch einen flachen Spalt, dort wo ein paar Mauersteine fehlten. »Lass … los!«, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Hilf mir doch!« Kristina packte ihren Bruder. Jemand zerrte
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