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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten
Autoren: Ilona Andrews
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männlicher Aufmerksamkeit.
    »Ich habe neue Schuhe«, verkündete Jack.
    William blieb stehen und betrachtete seine Schuhe. »Coole Treter.«
    Jack lächelte. Ein winziges, zögerliches Lächeln. Er lächelte nicht sehr häufig. Wenn Rose in diesem Moment ihren Vater in die Finger bekommen hätte, hätte sie ihn vermutlich mit einem einzigen Faustschlag in den Asphalt gerammt.
    Georgie holte tief Luft, offensichtlich wollte er in Sachen Coolness nicht abgehängt werden. Sie konnte die Zahnräder unter seinem Blondschopf beinahe knirschen hören. Hätte sie ihm doch die verfluchten Seifenblasen gekauft, dann könnte er jetzt wenigstens auch mit einer Neuerwerbung angeben.
    Georgie blinzelte ein paarmal, dann brach die einzige Neuigkeit aus ihm heraus, die ihm in diesem Moment einfiel: »Ich hab Hausarrest, weil ich gepetzt hab.«
    »Echt?«, sagte William.
    Rose wappnete sich. Wenn er jetzt anfing, von Blutsaugervögeln zu erzählen, musste sie sich schleunigst etwas einfallen lassen. Doch Georgie nickte nur. »H-hm.«
    »Das war sicher nicht gut.«
    »Nein.«
    William warf ihr einen Blick zu. »Erteilt deine Schwester dir oft Hausarrest?«
    »Nein. Meistens macht sie so …« Georgie verdrehte in einer perfekten Nachahmung ihrer selbst die Augen und brummte: »Warum immer ich?«
    William sah sie an.
    »Wie kommen Sie drauf, dass ich ihre Schwester bin?«
    Er zuckte die Achseln. »Sie sehen jung aus. Außerdem würden nicht viele Kinder ihre Mutter Rose nennen.«
    Sie kamen ans Ende des Bürgersteigs. Sie nahm die Jungen bei den Händen, gemeinsam überquerten sie die Straße und liefen über die Wiese zu einer kleinen Plaza. »Sie sind nicht von hier?«
    »Nein, ich bin erst vor ein paar Wochen von Florida hergezogen«, erklärte William. »Man findet hier leichter Arbeit.«
    »Was machen Sie denn?«
    »Ich bin Fliesenleger.«
    Rose nickte. Die Gegend erlebte gerade einen Bauboom. Jedes Mal, wenn sie hierherkam, hatten Bautrupps noch mehr Bäume gefällt, um Platz für weitere Wohnsiedlungen und Einkaufszentren zu schaffen. Als Fliesenleger verdiente man hier gutes Geld. Kein Wunder, dass er sich vier Kisten Spielzeugfiguren leisten konnte.
    Parallel Universe war wie die Wurst in einem Hotdog zwischen ein Café und eine UPS -Filiale gequetscht. Für einen Comicladen präsentierte sich das Innere sauber und aufgeräumt. In seinem früheren Leben war Peter Padrake mal Commodore Peter Padrake gewesen, die Geißel des Blutmeers und ein loyaler Freibeuter von Adrianglia, eines im Weird gelegenen Landes. Vor zehn Jahren hatte er das Weird verlassen und sich im Broken zur Ruhe gesetzt. Irgendwie hatte er es geschafft, seine Ersparnisse gegen gute, alte US-Währung einzutauschen und damit Parallel Universe aufzumachen. Peter führte seinen Comicladen so, wie er vermutlich auch sein Schiff geführt hatte: Das Geschäft war makellos und die Comics standen, streng nach Verlagen und Titeln sortiert, in Kisten, jedes Heft in eine Plastikhülle eingeschweißt und mit einem Preisschild versehen. Die Preise waren nicht verhandelbar. Peter hasste es zu feilschen.
    Er begrüßte sie mit einem säuerlichen Blick. Rose wusste, dass er es nicht persönlich meinte. Aber sie verhieß Ärger, und Ärger hasste Peter sogar noch mehr als zu feilschen.
    »Da ist er.« Georgie zupfte an Williams Ärmel. »Da drüben.«
    William folgte Georgie und Jack in den Hintergrund des Ladens.
    Rose lächelte Peter an. Er gab sich derweil alle Mühe, wie eines der Steinmonumente von den Osterinseln auszusehen. Sie entzog sich seinem strengen Blick, ging ebenfalls nach hinten durch und betrachtete im Vorbeigehen die Comicromane an den Wänden. Sie liebte Comics. Und Bücher auch. Sie waren ihr Fenster zum Broken und ließen sie träumen.
    Girl Genius … Wie oft hatte sie sich gewünscht, wie Agatha zu sein, die aus einer rostigen Gabel, altem Kaugummi und einem Stück Kordel unglaubliche Superwaffen frickelte. Rose griff nach einem in Plastik eingeschweißten Comicroman. Zwanzig Schleifen … Nicht in diesem Leben. Sie blickte auf und sah William, der zuhörte, wie Georgie ihm die Beschreibung der Actionfigur auf der Rückseite des Kartons vorlas. Eigentlich sah der Typ gar nicht mal so übel aus, dachte sie. Und Geduld besaß er auch noch. Die meisten Männer hätten Georgie längst abgewimmelt. Vielleicht war er ja doch ein Kinderschänder.
    Was für ein bescheuerter Gedanke. Weshalb musste jeder Mann, der zwei Jungs, die offensichtlich nach männlicher
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