Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten
Autoren: Ilona Andrews
Vom Netzwerk:
wiederum an ein paar Händler im Broken veräußerte. Eine kleine Einnahmequelle nebenbei.
    Die Karawanen blieben nie lange. Die Welten waren gierig. Ein bisschen zu lange im Broken, und man verlor seine Magie. Blieb man zu lange im Weird, infizierte einen die Magie, und das Broken verwehrte einem den Eintritt. Edger waren einigermaßen immun dagegen – sie konnten sich daher länger als andere in beiden Welten aufhalten, aber selbst sie mussten früher oder später kapitulieren. Peter Padrake, einer der berühmtesten Bewohner des Weird, die ins Broken übergewechselt waren, hatte seine Magie schon vor Jahren verloren. Mittlerweile konnte er nicht mal mehr ins Edge gelangen.
    Was also konnte einen Kerl aus dem Weird dazu bewegen, Schmerzen sowie den Verlust seiner Magie zu riskieren, um ins Edge zu reisen? Er war nicht mit einer der Karawanen gekommen – mit denen in den nächsten Wochen ohnehin nicht zu rechnen war. Es musste sich daher um einen Notfall handeln. Womöglich war er wegen ihr hier.
    Der Gedanke ließ sie innehalten. Nein, beschloss sie. Man hatte sie in den vergangenen drei Jahren in Ruhe gelassen. Höchstwahrscheinlich kam der Mann nicht einmal aus dem Weird. Das Edge war schmal, aber sehr lang, genauso lang wie die Welten selbst. Im Osten endete es am Ozean, im Westen jedoch erstreckte es sich Tausende von Meilen ins Landesinnere. Klar, der Wald hielt Besucher normalerweise auf Abstand, aber dann und wann bekamen sie es mit Durchreisenden zu tun. Und die erzählten, dass das Edge im Westen breiter wurde. Einem Gerücht zufolge ragte eine Großstadt im Westen sogar keilförmig mitten ins Edge hinein. Vielleicht kam der Mann von dort. Ja, so musste es sein.
    Aber wen kümmerte es schon, wo der Typ herkam?
    Rose seufzte und griff nach einer großen Dose Seifenblasen mit vier Blasrohren. Georgie stand auf Seifenblasen. Er konnte sie fast zwanzig Sekunden lang beinahe reglos in der Luft halten. Das Geld für die Schuhe hatte sie bereits auf den Tisch gelegt. Wer A sagte, musste auch B sagen. Schließlich hatte Georgie ja nichts falsch gemacht, und Jack hatte die Quittung für seine ruinierten Schuhe in gewisser Hinsicht auch schon bekommen. Also auch noch die Seifenblasen. Eine gute Übung für Georgie. Die würden ihm dabei helfen, das Blitzeschleudern zu lernen …
    Da ging ihr auf, dass sie Jack neue Schuhe gekauft hatte, während sie Georgie mit lausigen Seifenblasen abspeiste. Das war nicht fair. Was sie auch tat, sie zog immer den Kürzeren. Scheibenkleister, was war hier richtig und was falsch? Sollte sie die Seifenblasen kaufen oder doch nur die Schuhe? Sie wünschte sich ein Handbuch oder eine Gebrauchsanweisung, die ihr verriet, was verantwortungsbewusste Eltern in so einem Fall unternehmen würden. Sie stellte sich Georgie in zwanzig Jahren vor, wie er in Fußfesseln aus Eisen vor einem Psychiater im Broken saß: »Tja, sehen Sie, Sir, angefangen hat das alles mit Seifenblasen …«
    Im Mittelgang sagte Georgie etwas, und eine tiefere, männliche Stimme antwortete ihm. Sofort schrillten in ihrem Kopf die Alarmglocken. Rose beugte sich vor und spähte um das Seifenblasenregal. Da stand ein Mann bei den Jungen und unterhielt sich mit ihnen. Sie stellte die Seifenblasen weg und marschierte auf den Neuankömmling zu.
    Er stand von ihr abgewandt. Sie sah einen breiten, muskulösen Rücken in einem ausgeblichenen grünen T-Shirt, das sich an seinen Schultern spannte und an der Taille locker fiel. Das T-Shirt hatte schon bessere Tage gesehen, und seine Jeans kamen auch nicht günstiger weg: alt, abgetragen, grau wegen des Drecks, der sich für alle Zeiten ins Gewebe eingegraben hatte. Der Mann hatte dunkle Haare, die ihm nicht ganz bis auf die Schultern fielen.
    Es handelte sich nicht um einen hiesigen Edger, Jack hätte ihn gewittert, wenn er frisch aus dem Edge oder dem Weird gekommen wäre. Magie richtete jenseits der Grenze nichts aus, dennoch besaß Jack auch hier einen schärferen Geruchssinn als Normalos, und Menschen, denen Magie im Blut lag, haftete ein ganz bestimmter Geruch an. Sie selbst konnte dieses Aroma nicht wahrnehmen, aber Jack bestand darauf, dass sie nach Pasteten rochen, was immer er damit meinte. Und er hatte die strenge Anweisung, ihr jede unbekannte, nach Pastete riechende Person im Broken auf der Stelle anzuzeigen.
    Als sie näher kam, vernahm sie die Stimme des Mannes. »… ja, aber die Arme sind unbeweglich. Der bleibt so steif. Du kannst ihn nicht kämpfen lassen.«
    Er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher