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Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten

Titel: Land der Schatten - Andrews, I: Land der Schatten
Autoren: Ilona Andrews
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Gesellschaft gierten, ein wenig Aufmerksamkeit schenkte, automatisch ein Krimineller sein?
    William lächelte ihr zu. Und Rose erwiderte sein Lächeln mit aller gebotenen Vorsicht. Irgendetwas stimmte nicht mit diesem William. Sie hätte nicht mit dem Finger darauf zeigen können, aber es war höchste Zeit, ihre Brüder einzusammeln und von hier zu verschwinden.
    Rose bog um einen schmalen Verkaufsständer und stieß mit Jack zusammen. Der Junge stand vollkommen reglos im Mittelgang, mit leicht gebeugten Knien, fast atemlos, und fixierte ein Bücherregal wie eine Katze ihre Beute. Sie folgte seiner Blickrichtung und entdeckte einen grellbunten Comic. Kein typisch amerikanischer Comic, sondern ein dicker, kleinformatiger Manga-Band. Der Umschlag zeigte ein Mädchen im Matrosenanzug und einen Jungen mit weißen Haaren, der einen roten Kimono trug. Rote Buchstaben fetzten über die Titelseite: InuYasha .
    Rose nahm den Comic aus dem Regal. Jacks Augen gingen mit. »Was?«, fragte sie.
    »Katzenohren«, antwortete er. »Er hat Katzenohren.«
    Rose musterte den Umschlag und sah pelzige, dreieckige Ohren aus dem weißen Haarschopf des Jungen hervorlugen. Sie blätterte durch die Seiten. »Hier steht, er ist halb Mensch, halb Hundsdämon. Das sind gar keine Katzenohren.«
    Jacks verzagte Miene verriet ihr, dass ihm das vollkommen egal war.
    Sie sah sich nach Peter um. »Führst du jetzt auch Mangas?«
    Peter stand hinter seiner Ladentheke und zuckte nur mit den Achseln. »Die sind gebraucht. So’n Typ hat die angeschleppt. Ich verkaufe sie im Set. Drei Stück zu zehn Dollar. Wenn ich sie loswerde, bestell ich vielleicht ein paar Neue.«
    »Bitte«, flüsterte Jack mit riesengroßen Augen.
    »Bestimmt nicht. Du hast schon die Schuhe. Und Georgie hat überhaupt nichts bekommen.«
    »Kann ich sie dann nicht haben?« Georgie tauchte wie aus dem Nichts neben ihr auf.
    »Nein.« Drei Dollar waren vielleicht noch drin, aber keine zehn, und Peters Miene verriet ihr, dass er das Dreierpack nie und nimmer aufdröseln würde.
    »Das kann ich doch übernehmen«, erbot sich William.
    »Nein!« Sie trat einen Schritt zurück. Sie mochten arm sein, aber Bettler waren sie nicht.
    »Schauen Sie, ernsthaft, ich habe sie hierhergeschleift, damit Sie mir den Laden zeigen. Und den Green Arrow nehme ich sowieso mit, da kommt es auf zehn Dollar mehr oder weniger nicht an.« Er sah Peter an. »Die bezahle ich.«
    »Bestimmt nicht«, sagte sie und beschwerte ihre Stimme mit Stahl.
    »Rose, bitte –« Georgie verfiel in einen weinerlichen Singsang.
    Sie fiel ihm ins Wort. »Wir sind Draytons. Wir betteln nicht.«
    Der Junge presste die Lippen aufeinander.
    »Kommt aus dem Quark und hört auf, meine Zeit zu vergeuden«, warf Peter ein.
    William sah ihn an. Mit einem 1000-Yards-Starren, das Peter wie ein Dolch aufspießte. Obwohl sie selbst gar nicht davon betroffen war, überkam sie das dringende Bedürfnis, ein Stück zurückzuweichen und sich zu verkrümeln. Peter Padrake griff nach der Schublade, in der er seinen .45er aufbewahrte, und stand dann reglos da.
    Rose nahm die Comics und legte sie auf die Ladentheke. »Sagtest du zehn?«
    »Mit Mehrwertsteuer 10,59«, antwortete Peter, ohne William aus den Augen zu lassen.
    Rose lächelte. Sie hatte noch genau 10,75 Benzingeld im Portemonnaie. Rose kramte ihre Brieftasche hervor, entnahm ihr die labbrigen Dollarscheine und drei Vierteldollarmünzen und schob sie Peter hin. Sie bekam ihr Wechselgeld, gab den Jungen, immer noch lächelnd, die Comics und marschierte mit ihrem Anhang im Schlepptau aus dem Laden.
    »Rose, warten Sie.« William folgte ihr.
    Schön weitergehen jetzt …
    »Rose!«
    Sie drehte sich um und sah ihn an. »Ja?«
    Er schloss zu ihnen auf. »Wenn ich nichts gesagt hätte, hätten Sie die Comics niemals gekauft. Lassen Sie mich das wiedergutmachen. Gehen Sie morgen Abend mit mir essen. Ich lade Sie ein.«
    Sie blinzelte.
    »Ich kenne hier niemanden«, fuhr er fort. »Ich hab es satt, alleine zu essen. Und das mit dem Laden tut mir leid.«
    Rose zögerte.
    Er beugte sich ein Stück vor, um ihr in die Augen zu schauen. »Ich möchte Sie wirklich gerne wiedersehen. Sagen Sie Ja.«
    Es war eine Ewigkeit her, seit sie sich mit jemandem verabredet hatte. Zu was auch immer. Vier Jahre jetzt.
    Morgen war Mittwoch, da ging die Schule wieder los. Die Kinder würden ihre Großmutter sehen wollen, um ihr alles haarklein zu erzählen. Also war ein Abendessen durchaus drin. Aber William hatte
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