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Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond

Titel: Land der Mythen 01 - Unter dem Erlmond
Autoren: Michael Peinkofer
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und komm!«, forderte Alphart streng.
    »Halt mich nicht für einen Narren«, entgegnete Mux. »Ich spüre böse Augen starren!«
    Walkar ließ ein missmutiges Knurren hören, Alphart schüttelte nur den Kopf. Leffel jedoch gesellte sich besorgt zu dem Kobling, der mit ängstlich geweiteten Augen in das Schneegestöber blickte. »Bist du sicher, dass dort draußen etwas ist?«, erkundigte er sich leise.
    Mux nickte. »Ja, das bin ich ganz bestimmt. Da ist etwas – jemand, der uns in Augenschein nimmt.«
    Auch Leffel schaute hinaus in den wirbelnden Schnee, aber entdecken konnte er nichts…

 
    52
     
     
     
    Es war ein Aufmarsch, wie man ihn seit den Tagen Fynrads und Dóloans nicht mehr gesehen hatte.
    In dem von steilen Hängen gesäumten Tal des Allair, über dessen Ostufer sich dichter Wald erstreckte, hallten der hundertfache Tritt gestiefelter Füße, der Hufschlag von Pferden und heiser gebrüllte Befehle. Der blendend weiße Schnee, der sich über das Land gebreitet hatte, war unter Hufen und Stiefeln matschig getreten und hatte sich braun verfärbt, und zu beiden Seiten des Flusses waren die Hügel schwarz von den Kämpfern, die sich darauf drängten.
    Dieser Tag sollte die Entscheidung bringen in dem jahrhundertealten Konflikt, der lange Zeit geschwelt hatte und unvermittelt wieder aufgeflammt war. Die Heerführer beider Lager dirigierten den Aufmarsch ihrer Kämpfer: gepanzerte Reiter und Massen von Fußvolk auf der Seite Iónadors – Bogenschützen, Schwertkämpfer und Berserker auf jener des Waldvolks.
    Von einem Hügel aus, der sich steil über dem Ostufer des Allair erhob, beobachtete Galfyn den Aufmarsch des Feindes. Iónador hatte eine beträchtliche Streitmacht aufgeboten, die jedoch zum großen Teil aus im Kampf unerfahrenen Bauern bestand. Die Lanzenreiter und vor allem auch die Pfeilschleudern, die auf der gegenüberliegenden Flussseite in Stellung gebracht wurden, bereiteten dem jungen Häuptling schon ungleich größere Sorge. Würde es seinen Kriegern gelingen, sich rechtzeitig zurückzuziehen und die Iónadorer in den nahen Wald zu locken?
    Galfyn spürte Herras’ prüfenden Blick auf sich ruhen.
    Seit sie jene harschen Worte gewechselt hatten, sprach sein Schwertmeister nur noch selten mit ihm. Einerseits war Galfyn froh darüber, denn er hatte es satt, sich für jede Entscheidung rechtfertigen zu müssen. Andererseits lastete die Verantwortung seines Amtes dadurch nur noch drückender auf seinen Schultern.
    Er hob die Hand und befahl, die Katapulte aufzufahren, die seine Leute im Schutz des Waldes gebaut hatten und die Tod und Verderben in die Reihen des Feindes streuen würden. Ihr Anblick beruhigte Galfyn wieder ein wenig und gab ihm das Gefühl, dass er die Schlacht gewinnen konnte, allen Widerständen zum Trotz…
    Plötzlich sah er, wie sich aus dem wogenden Heer des Feindes zwei Gestalten lösten, die auf ihren Pferden die Uferböschung herabkamen. Ihre samtenen blauen Umhänge mit dem Wappen Iónadors darauf flatterten im Wind, ihre Harnische schimmerten im fahlen Sonnenlicht – die Anführer des feindlichen Heers.
    »Sieht aus, als wollten sie reden«, stellte Herras fest, als die beiden ihre Pferde am Fluss zügelten.
    »Und?«, schnarrte Galfyn, ohne sich umzudrehen. »Mir ist nicht nach Reden zumute.«
    »Sollen sie dich etwa für feige halten?«
    Die Frage genügte, um Galfyn umzustimmen. Wortlos wandte er sich um und verließ den Feldherrenhügel. Herras und eine Eskorte seiner besten Krieger folgten ihm.
    Anders als das Bergvolk und die Bewohner Iónadors hatten die Waldkrieger nie gelernt, auf Pferden zu reiten – inmitten des unwegsamen Unterholzes des Dunkelwalds gab es keine Verwendung für die Tiere. Doch der Gedanke, dass der Anführer Iónadors auf ihn herabblicken würde, missfiel Galfyn, aber noch während er in Begleitung seiner Eskorte zum Flussufer hinabstieg, erinnerte er sich an eine alte Tradition, die Fynrad, der legendäre Vereiniger des Waldvolks, einst begründet hatte. Nachdem sie den Fuß der Uferböschung erreicht hatten, blieb er stehen, wandte sich um und deutete auf den hölzernen Schild, den eine der Wachen bei sich trug.
    »Leg ihn auf den Boden!«, ordnete er an.
    Der Krieger war einigermaßen verwundert, tat jedoch, was sein Häuptling von ihm verlangte. Kaum hatte er seinen Schild in den Schnee gelegt, stieg Galfyn kurzerhand darauf.
    »Tragt mich!«, verlangte er. »Der Anführer der Waldkrieger soll nicht zu Iónadors Knecht aufblicken
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