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Lamarchos

Lamarchos

Titel: Lamarchos
Autoren: Jo Clayton
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„Miks!“ Sie sprang auf. „Wo bin ich? Was ist passiert?“ Sie legte die Hände flach auf das Durchsichtige.
    „Was ist das, was hält mich hier drinnen? Was mache ich hier? Was …“
    „Psst, Lee. Beruhige dich und hör zu.“
    „Beruhigen?“ Sie strich sich zerstreut über das rote Haar, das über ihr Gesicht fiel. „Hol mich hier heraus!“
    Er schob nervös eine Hand über sein Gesicht. Er sah wieder aus wie er selbst, groß und hager, die mondweiße Mähne, die in die Stirn fiel, über blasse, graublaue Augen. Sie konnte die blauen Adern an seiner Schläfe pulsieren sehen, ebenso jene, die seine schmalen Handrücken mit einem feinen Netzwerk überzogen. „Aleytys, sei still und hör zu.“
    Sie machte einen tiefen Atemzug und ließ die Luft langsam wieder aus sich heraussickern. „Wie wär’s mit ein paar genauen Antworten?“
    Ihre Hände ballten sich hinter ihrem Rücken zu Fäusten, Kopfschmerzen begannen hinter ihren Augen zu pochen.
    Stavver blickte nervös über die Schulter. „Leyta, ich habe die paar Minuten, die ich bei dir sein kann, erkauft. Der alte I’kuk nimmt die Oboloi, wo er sie nur kriegen kann. Hör zu. Du bist in den Sklavenpferchen von I!kwasset.“
    „Sklavenpferche!“
    „Unterbrich mich nicht. Maissa hat mich hereingelegt. Als ich hinter … Namen tun nichts zur Sache … Als ich hinter jemandem her war, hat sie dich unter Drogen gesetzt, dich hierhergeschleppt und verkauft; sie hat behauptet, du würdest ihr das Geld für die Passage schulden. Als ich zurückkam, war das Schiff verschwunden.“
    Aleytys schluckte; eine neue Angst war hohl in ihrem Innern. Sie öffnete den Mund, aber ihre Worte waren zu einem Klumpen verklebt, der ihre Kehle verschloß. Sie leckte trockene Lippen.
    „Sharl?“
    Er rieb sich die Stirn. „Sie hat ihn mitgenommen“, murmelte er. „Es tut mir leid, Lee.“
    „Miks …“
    „Es wird ihm gutgehen. Leyta. Er ist dein Sohn.“
    Sie kreuzte die Arme vor ihren Brüsten. „Hol mich hier heraus.“
    „Unmöglich, Leyta.“
    „Du bist der beste Dieb.“
    „Unmöglich. Nicht aus den Sklavenpferchen.“ Er lächelte ihr müde zu. Sie konnte einige schwache Schweißperlen auf seiner Stirn sehen, etwas, das sie selten zuvor gesehen hatte. „Glaubst du etwa, ich hätte dich nicht schon längst herausgeholt, wenn ich dies könnte?“
    „Würdest du es tun?“
    Er legte seine Hände flach gegen die Transparenz. „Ich muß, Aleytys. Du hast mich mächtig am Haken. Sieh mal. Hier kann ich dich nicht herausholen. Bist du erst einmal verkauft, ist das etwas anderes.“
    Sie bewegte sich ungeduldig. „Du bist hereingekommen. Kannst du nicht jemanden – oder etwas – bestechen?“
    „Womit?“ Er zuckte mit den Schultern. „Die Wachen nehmen keine Bestechungsgelder. Sie würden lebendigen Leibes gehäutet. Und das ist beileibe keine Redewendung, Leyta.“
    Sie schüttelte sich. „Was wird mit mir geschehen?“
    „Du wirst auf den Block gestellt und verkauft.“
    „Könntest du nicht …“
    „Unmöglich.“ Wieder schaute er über die Schulter. „Meine Zeit ist fast um. Ich kann dich nicht herausmogeln, Leyta. Und ich kann dich nicht freikaufen. Nicht bei dem Preis, den du bringen wirst. Nein. Wenn du verkauft bist, dann kann ich dich befreien.
    Kein Eigentümer wird über diese Art von Sicherheitsvorrichtungen verfügen, die man hier installiert hat. Ich werde deinetwegen kommen.“
    „Nein.“
    „Was?“
    „Jedenfalls nicht direkt. Miks.“
    „Was noch?“ Sie konnte den kühlen Ärger in seiner Stimme hören, Ärger darüber, daß sie etwas von ihm erbitten würde, das er nicht tun wollte.
    „Moral. Recht. Ich weiß, daß es nicht fair ist. Aber, verdammt, ich habe keine Wahl. Ich hoffe, Miks, du hast recht mit dem Ding in mir, das dich festhält. Ich werde dich nämlich benutzen, wenn ich kann.“ Sie faltete die Hände. „O Gott, wenn ich kann. Ich muß. Miks, folge Maissa. Wenn du mich liebst, wenn du mich haben willst, bei allem, was wir gemeinsam erlebt haben, Miks – bring mir Sharl zurück.“
    Abrupt wandte er sich ab, machte zwei Schritte den Korridor entlang, dann wirbelte er herum, kam zurück, sein Gesicht von einem Schmerz verzerrt, der, wie von einem Krebsgeschwür ausgehend, durch seinen Körper strahlte. Nach Atem ringend, stieß er seine Stirn gegen das Durchsichtige. „Hör damit auf!“ Seine Stimme stieg zu einem gequälten Kreischen an.
    Den Mund zu einem grausamen Strich zusammengekniffen, wartete sie.
    Er
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