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Lamarchos

Lamarchos

Titel: Lamarchos
Autoren: Jo Clayton
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schloß die Augen. Sie sah, wie sich die Muskeln seines Gesichts, seines Halses lockerten. „In Ordnung, Aleytys, du hast gewonnen. Ich werde ihr folgen und deinen Sohn zurückholen.“
    Sie spürte, wie die Steifheit aus ihrem Rückgrat wich; sie sackte zusammen, taumelte, fiel beinahe, dann streckte sie die Hände aus, preßte sie vor seinen Schultern gegen das Durchsichtige. „Es tut mit leid, Miks.“ Sie seufzte. „Ich nehme an, du willst danach nichts mehr von mir wissen.“
    „Aleytys“, sagte er langsam. „Ich bin ein selbstsüchtiger Mensch.“
    „Bin ich weniger selbstsüchtig, Miks? Dich zu benutzen? Aber ich muß Sharl von diesem Nachtmahr wegbekommen. Ich mache mir deinetwegen Sorgen, aber du bist ein Mann, Miks. Sharl … Du kennst Maissa. Ich wünschte, ich müßte dies nicht tun.“
    Er strich in Höhe ihres Gesichts von außen über das Durchsichtige; als würde er sie streicheln. „Ich könnte dir alles versprechen, weißt du. Nur, um den Zwang abzuschütteln.“
    Sie lächelte müde. „Das ist ein Risiko, das ich eingehe.“
    „Ich habe das Gefühl, daß es kein sonderlich großes Risiko ist.
    Denn der Schmerz würde immer wieder anfangen, wenn ich meiner eigenen Wege ginge.“
    „Ich weiß nicht.“
    Er schnaubte; ein selbstverspottendes Lachen. „Miks Stavver. Fahrender Ritter. Lächerlich. Ich schwöre dir, Aleytys, ich werde deinen Sohn finden.“ Er runzelte die Stirn. „Wenn ich zu dir zurückkomme – wirst du dann mit mir leben?“
    „Ja.“
    „Bevor ich darin verwickelt werde, bringe ich das Baby lieber irgendwohin, an einen sicheren Ort. Wer ist sein Vater? Und wo finde ich ihn?“
    „Vajd ist sein Name. Er lebt auf Jaydugar in einem Wadi … einem Bergtal namens Kard. Frag nach dem Traumsänger. Dem Blinden.“
    Ein dunkelgesichtiger Wächter klopfte Stavver auf die Schulter und ruckte mit dem Kopf in Richtung Ausgang.
    „Ich kenne diese verdammte Welt“, sagte er hastig. „Ich werde dich finden, Lee.“
    „Miks, ich …“
    Er winkte ihr zu und schritt nervös den Korridor entlang davon; bis er außer Sicht kam, hatte er den sturen Wächter weit hinter sich zurückgelassen. Aleytys blieb gegen das harte Durchsichtige gepreßt, das sie in der Zelle festhielt. Dann setzte sie sich in der Mitte des Bodens nieder, schlang die Arme um die Beine und starrte niedergeschlagen auf die schwarze Wand am Ende des Korridors.
    Die nächsten Tage vergingen wie im Traum. Etwas im Essen … Etwas in der Luft … Sie wußte es nicht … Interessierte sich auch nicht dafür … Interessierte sich für nichts … Irgend etwas schwächte ihren Willen, hielt sie in einer schlaftrunkenen Teilnahmslosigkeit, die die Zeit unbemerkt vorüberziehen ließ.
    Visionen … Weißer, emaillierter Raum, mit rostfreiem Stahl ausgekleidet … Schmerz … Durcheinanderwirbelnde Worte … Eile … Bevor sie aus dem Nebel kommt … Braucht genügend????? – Das Wort war ein bedeutungsloser Laut … Einen????? zu betäuben .,. Kein Hinweis … Der PSI-Dämpfer … Silberscheibe … Schaff sie hinein … Eine kalte Berührung auf dem Rücken … Schwarz … Gefühl der Unterdrückung … Frauen, die ihren schlaffen, teilnahmslosen Körper bearbeiteten … Die Haut ölten … Das Haar ölten … Schwielen sanft, geduldig wegnibbelten … Massage … Die sie mit den Fäusten bearbeiteten … Während der ganzen Zeit die Benommenheit wie eine Kappe über ihr Gehirn gestülpt; furchteinflößend, wenn sie weit genug aus dem Nebel auftauchte, um sie zu fühlen … Unterschwellige Furcht … Von der Droge gedämpft …
    Sie erwachte; ihr Verstand war klar und wachsam. Sie sprang auf die Füße und schritt ungeduldig in der Zelle umher, der Zorn brannte in ihr; unterschwellig lauerte eine kalte Angst. Es fiel ihr immer noch schwer zu denken, die Gedanken drohten wieder zu zerfallen. Erinnerungsbrocken kamen zurückgeflutet.
    Als sie an sich hinunterschaute, fand sie ziemlich viele verblüffende Veränderungen. Ihre Hände waren weich und geschmeidig, die Nägel zu einem feinen Schimmer poliert. Sie zog an ihrem Haar. Es glänzte vor Leben und Gesundheit, seidiger und schöner denn je. Die rotgoldene Farbe leuchtete wie Feuer. Ihr Körper fühlte sich verzärtelt und weich an, die durch hartes Leben erworbenen Muskeln waren irgendwie verschwunden. Sie berührte das Gesicht. „Handelsware. Auf Hochglanz poliert.“ Sie lachte plötzlich grimmig. „Irgend jemand wird eine Überraschung erleben.“
    Außerhalb
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