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Lamarchos

Lamarchos

Titel: Lamarchos
Autoren: Jo Clayton
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Schiff schwamm unsichtbar durch den Ring der Tastersonden, vorbei an den im Orbit kreuzenden Karkesh-Nadelschiffen, die hektisch nach dem Eindringling suchten, der unerlaubt gelandet war und genügend Alarmsignale ausgelöst hatte, um die Sicherheitskräfte der ganzen Welt aufzuscheuchen. Maissas Schiff glitt an ihnen vorbei und schoß rasch auf die FTL-Konversionszone zu.
    Nachdem der Übertritt beendet war, schwang sich Maissa herum, streckte sich schwelgerisch aus, lächelte Stavver und Aleytys strahlend an. „Ich glaube, ich habe geschworen, euch beide an jedes gewünschte Ziel zu bringen, I!kwasset; das war es doch, oder?“ Sie sah Stavver an, hob die Brauen.
    Er sprang geschmeidig auf die Füße, sein dunkel gefärbtes Gesicht entspannte sich, wirkte plötzlich ganz anders, hatte sich verändert – wie Maissas Gesicht. Dies hier war genauso seine Welt wie die ihre. Sein Lächeln begegnete dem ihren, paßte dazu.
    Ruhig kam Aleytys auf die Füße, sah zu, wie sie sich streckten, das Planetendasein wie eine Schlangenhaut abschüttelten, wie sie stärker wurden, als nährten die Maschinen, die das Schiff antrieben, nicht nur das Schiff, sondern auch sie.
    Für einen Augenblick vergessen, begab sich Aleytys zum Bildschirm zurück, betrachtete den Tanz der Sterne und ließ deren natürliche Schönheit die Wunden in sich heilen. Dann wandte sie sich ab.
    „Sharl dürfte naß und hungrig sein. Und ich brauche ein Bad. O Gott, wie sehr ich ein Bad brauche.“
    Stavver lachte und schob seine Finger durch ihr Haar. „Als Rotschopf mag ich dich auch lieber, Lee. Komm, sehen wir zu, daß wir diese Färbung zusammen mit dem Dreck loswerden.“

 
     
Epilog
     
     
    Aleytys erwachte langsam, einen dumpfen Schmerz hinter den Augen. Sie lag auf dem Fußboden … Einen Moment lang war sie über dieses Kuriosum besorgt, aber jedes Denken tat weh, also ließ sie es bleiben. Vorsichtig setzte sie sich auf, preßte die Handwurzeln fest gegen die Augen. Der Schmerz wich.
    Träge schaute sie sich um. Die Wände waren rosafarben. Decke, Boden … rosa. Gepolstert, bis es sich anfühlte wie schwammiges Fleisch unter der festen Glätte von rosafarbener Haut. Die vierte Seite des Raumes fehlte. Sie lag in einer gepolsterten rosa Kiste, die auf die Seite gekippt, deren Oberseite verschwunden war. Warum war dies so … vertraut … Warum …
    „Madar!“ Sie schob die Hände über die glatte, sinnliche Haut. Ich träume, dachte sie. Es ist wieder dieser verdammte Traum. Seit ich in die Pubertät gekommen bin … Nackt aufzuwachen … Sie schaute an sich hinunter. Nackt. In einem irrsinnigen, rosafarbenen Raum. O Gott, ich muß aufwachen.
    Zitternd und unsicher kroch sie zur Wand und schaffte es, sich auf die Füße hochzuschieben. Wach auf, wach auf, wachauf, wachauf …
    Sie schlug gegen die Wand. Schwammig gab sie nach, mit einem dumpfen, platschenden Laut. Ein dumpfer, platschender Laut? „Ahai! Das ist kein Traum!“ Sie riß die Augen auf.
    „Maissa!“ kreischte sie. Dann knickten die Knie unter ihr weg, sie stürzte zu Boden. Lachen sickerte in stoßweisen Ausbrüchen aus ihr heraus. „Du kannst mich nicht anlügen, Maissa. Ay-mi, was war ich für ein Dummkopf. Ich traue dir jetzt nicht mehr, Maissa. Ich werde dir daher keine Chance geben, mir weh zu tun. Was für ein Lachen! Wenn ich dich nach alldem doch an mich herankommen lasse, verdiene ich es. Gott, dann verdiene ich es!“
    Vorsichtig, die Hand gegen die Wand gepreßt, um sich zu stützen, kam sie wieder auf die Füße und torkelte durch den Raum, zu der offenen Seite hin, hatte vor, sich ihren Weg durch den Korridor der draußen sichtbar war, zu bahnen, einige Antworten zu finden, um einen Sinn in diesen Schlamassel zu bekommen.
    Sie krachte gegen etwas Durchsichtiges, Hartes. Ihre Knie gaben nach, sie fiel zu einem Haufen auf den nachgiebigen Boden zusammen. Als die Benommenheit wich, streckte sie eine zitternde Hand aus, erforschte damit die Öffnung. Eine Substanz, härter als Glas und viel durchsichtiger, versperrte sie. Mit einem enttäuschten Wimmern rammte sie die Faust dagegen. Während sie an der geröteten Handkante saugte, sank sie wieder zu Boden und starrte hoffnungslos in den unerreichbaren Korridor.
    Zeit verging. Vielleicht schlief sie. Sie war sich nicht sicher.
    „Lee!“
    Sie hob den Kopf. Stavver stand draußen. Seine Stimme drang zu ihr, als befände sich nichts zwischen ihnen, was ihrer Verwirrung eine weitere Facette hinzufügte.
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