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Lady Ilianas lustvolles Spiel

Titel: Lady Ilianas lustvolles Spiel
Autoren: Lynsay Sands
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Einen Ort wie diesen hier hatte Iliana hingegen noch nie gesehen, und sie wusste nicht, ob sie in Tränen ausbrechen oder schnellstens davonlaufen sollte. In solch einem Dreck konnte sie einfach nicht leben.
    „Ein wenig Ale?“ Der Laird of Dunbar schien von ihren trüben Gedanken nichts zu ahnen. Er führte sie zum Tisch und drückte sie mit sanftem Nachdruck auf eine der Bänke. Dann wollte er nach einem Krug greifen, hielt aber stirnrunzelnd inne, als er sah, dass sie sich wieder erhoben hatte. Erneut brachte er sie dazu, sich zu setzen. „Ihr solltet ausruhen, Mädchen. Ihr habt eine lange Reise hinter Euch.“ Schockiert beobachtete sie, wie er den nächstbesten Humpen nahm, das abgestandene, restliche Ale daraus einfach auf den Boden schüttete und nach dem Krug griff. Seine Miene verfinsterte sich. „Der ist leer. Ah ja, ich ...“ Er warf seinem Sohn einen rätselhaften Blick zu, den dieser grimmig erwiderte. Angus schickte sich an, zur Küche zu eilen, blieb aber missmutig stehen, als er bemerkte, dass Iliana abermals aufgestanden war. Und wieder drückte er sie auf die Bank hinunter und brüllte zur Küche hinüber: „Giorsal! Bring mehr Ale, Frauenzimmer!“
    Er drehte sich zu Iliana um, und die Unmutsfalte auf seiner Stirn vertiefte sich. „Rastlos wie ein Kaninchen, nicht wahr? Ich drücke Euch auf die Bank, und Ihr springt sofort wieder auf! Nun bleibt endlich sitzen! “ forderte er sie nicht unfreundlich auf und sah über ihren Kopf hinweg.
    Er begann, heftig zu blinzeln und zu nicken. Iliana befürchtete schon, der Ärmste sei irgendwie krank, doch dann sah sie sich um und merkte, dass sein Sohn hinter ihr stand und mit den Zeichen, die sein Vater ihm gab, offenbar nichts anzufangen wusste.
    Dem älteren Dunbar riss schließlich der Geduldsfaden. „Setz dich neben sie, Junge!“ bellte er. „Schmeichle ihr ein wenig!“
    „Ihr schmeicheln?“ Duncan wirkte verdutzt. „Wir werden ohnehin heiraten, Vater. Da brauche ich ihr nicht den Hof zu machen.“
    Angus verdrehte die Augen und sah den Bischof wie um Verständnis heischend an. „Diese jungen Leute heutzutage ... was, Bishop Wykeham?“ Er schüttelte den Kopf, doch dann wurde er von einer grauhaarigen Frau abgelenkt, die in die Halle trat, wahrscheinlich aus der Küche kommend, wie Iliana vermutete. „Ah, sehr gut. Etwas zu trinken.“ Er nahm ihr den vollen Krug ab und reichte ihr den leeren. Anschließend schüttete er Ale in den Humpen, den er für Iliana auserkoren hatte, und füllte ihn bis zum Rand. Danach kippte er zwei weitere Humpen auf den Boden aus und füllte sie für den Bischof und Lord Rolfe.
    Iliana hob ihren Humpen an die Lippen, hielt dann aber inne und starrte zweifelnd in das trübe Gebräu. Irgendein Insekt schwamm obenauf.
    „Was habt Ihr? Mögt Ihr kein Ale?“
    Iliana sah ihren Verlobten an. Sein Blick wirkte immer noch etwas glasig, aber zumindest schien er jetzt erkennen zu können, dass sie ihr Getränk nicht angerührt hatte. „Nein, da ist... Ich habe im Moment nur keinen Durst“, log sie kleinlaut, da sie ihn nicht beleidigen wollte.
    „Nun, denn ...“Er hob den Humpen an die Lippen.
    „Aber ... “, begann Iliana, doch es war bereits zu spät. Er hatte den Humpen fast auf einen Zug geleert. Mitsamt dem Insekt, wie sie feststellte, als er das leere Gefäß auf den Tisch zurückstellte.
    „Kein Grund, es zu verschwenden“, meinte er heiter und bedachte sie mit einem flüchtigen Lächeln, ehe er sich den Mund am Ärmel abwischte.
    Iliana starrte ihn aus großen Augen an. Einen kurzen Augenblick lang, als seine grünen Augen belustigt gefunkelt hatten, war ihr ihr künftiger Gemahl wie ein ganz anderer Mensch vorgekommen. Trotz des Schmutzes auf seinem Gesicht hatte er plötzlich recht attraktiv ausgesehen, bis er sich mit dem Ärmel den Mund abgewischt hatte. Da war ihr erst aufgefallen, wie fleckig das an sich edle weiße Gewebe war. Es sah so aus, als benutzte er es öfter für solche Zwecke.
    „Mylady?“
    Seufzend wandte Iliana den Blick von Duncan ab und sah fragend ihre Zofe an.
    „Euer Rock.“ Ebba zeigte darauf, und Iliana erhob sich abermals, um über die Schulter hinweg den Rock ihres Gewandes zu begutachten. Er war voller Flecken und Krumen, auch eine feuchte Stelle zeichnete sich ab. Offenbar war die Bank nicht ganz trocken gewesen, als man sie gezwungen hatte, sich darauf zu setzen. Dem Geruch nach vermutete sie, dass sie in einer Lache Ale gesessen hatte. Stirnrunzelnd machte sie sich
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