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Lady Ilianas lustvolles Spiel

Titel: Lady Ilianas lustvolles Spiel
Autoren: Lynsay Sands
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anderen Krieger ihre Übungen wieder auf und taten, als berührte sie das seltsame Gebaren Duncans nicht.
    Langsam wandte Rolfe sich wieder Angus Dunbar zu und zog fragend eine Augenbraue hoch.
    „Er denkt darüber nach“, erklärte der alte Schotte schmunzelnd. „Wir werden hineingehen und einen Humpen Ale trinken, während er eine Entscheidung trifft.“
    Rolfe sah den Bischof kopfschüttelnd an. „Was haltet Ihr davon?“
    „Ich denke, wir sollten diesen Humpen Ale trinken und seinen Entschluss abwarten“, murmelte der Bischof erheitert. Da ihm die Verwirrung des jüngeren Mannes auffiel, klopfte er ihm auf den Rücken und schob ihn sanft auf die Treppe zu. „Ihr habt nicht viel Erfahrung mit den Schotten, nicht wahr, mein Sohn?“
    „Nein“, räumte Rolfe stirnrunzelnd ein.
    „Nun, ich hatte bereits die Gelegenheit, mich mit ihnen zu befassen, und ich versichere Euch, sie sind ganz anders als die Engländer.“
    „Ja“, stimmte Rolfe zu und verzog das Gesicht. „Den Eindruck hatte ich auch schon.“
    „Ha! Und was beflügelt meinen Bruder so?“
    Duncan erkannte die Stimme seiner Schwester. Er versetzte dem Mann, mit dem er eben noch die Klingen gekreuzt hatte, einen kräftigen Fausthieb gegen das Kinn. Er verfolgte nicht einmal mehr, wie dieser zu Boden ging, sondern rammte das Schwert mit der Spitze in den Boden, ehe er Seonaid stürmisch umarmte und sie herumwirbelte. „Gratuliere mir, Liebste. Ich bin ein glücklicher Mann!“
    „Das sehe ich.“ Sie lachte atemlos, als er sie sanft wieder zu Boden ließ. Mit breitem Lächeln trat sie einen Schritt zurück, und Duncan sah, dass sie in Begleitung ihres Cousins Allistair und ihrer Cousine Aelfread gekommen war. „Erzähle mir, warum!“
    „Wovon habe ich geträumt, seit ich achtzehn war? Wofür habe ich meine Männer bis zum Umfallen arbeiten lassen? Worum würde ich bitten, wenn ich einen Wunsch frei hätte?“ Seonaid Dunbar stemmte die Hände in die Hüften und neigte den Kopf zur Seite. „Die Burg zu vergrößern und die zerfallenden Mauern, die sie umgeben, zu erneuern?“
    „Jawohl! “ Duncan konnte seine Begeisterung kaum im Zaum halten. „Und genau das werden wir jetzt tun. Das und noch viel mehr. Wir heben einen neuen Brunnen aus. Wir kaufen edle Pferde! Wir werden sogar unsere Schafherden aufstocken!“ „Und wie willst du das alles zu Stande bringen?“ erkundigte Seonaid sich misstrauisch.
    „Mit Goldmünzen vom englischen König.“
    „Ach ja. “ Seonaid und die Männer, die bei ihr standen, tauschten ungläubige Blicke. „Und warum bitte sollte dir der englische König zu so viel Wohlstand verhelfen?“
    „Er möchte, dass ich die Tochter eines Engländers heirate.“ „Heiraten?“ flüsterte sie kaum hörbar. Seonaid wirkte fassungslos, ja, sogar ein wenig verletzt, und Duncans Hochstimmung wich aufkeimenden Schuldgefühlen.
    Er hatte keine anderen Geschwister außer Seonaid. Als Kind war sie seine einzige Spielgefährtin gewesen, bis ihr Onkel gestorben war und dessen Kinder Allistair und Aelfread zu ihnen gezogen waren. Danach hatten sie zu viert miteinander herumgetollt, waren durch die Wälder gestreift, auf die Jagd gegangen und hatten Krieg gespielt. Als die beiden Jungen dann alt genug gewesen waren, um ernsthaft in der Kunst des Kämpfens unterwiesen zu werden, hatten Aelfread und Seonaid ganz selbstverständlich an den Übungen teilgenommen, und niemand hatte es ihnen verwehrt. Mittlerweile konnten beide Frauen genauso geschickt wie ein Mann mit dem Schwert umgehen.
    „Sie muss ein ziemliches Trampel sein, wenn der König so viel ausgibt, um sie loszuwerden“, vermutete Allistair verächtlich und stellte sich neben Seonaid.
    „Ja, ein furchtbares Trampel“, stimmte Aelfread zu und stellte sich an Seonaids andere Seite.
    Duncan achtete nicht auf seinen Cousin und seine Cousine, sondern beobachtete eindringlich das blasse Gesicht und die hart aufeinander gepressten Lippen seiner Schwester. Genau wie er hatte sie die hoch gewachsene Statur der Dunbars geerbt und war fast so groß wie er. Während er jedoch breit und kräftig gebaut war, war sie eher schmal und schlank. Auch hatte Duncan das gewellte rotbraune Haar seines Vaters, sie jedoch kam eher ihrer Mutter nach. Ihr Haar war rabenschwarz, und es fiel ihr glatt und glänzend wie ein Wasserfall über den Rücken. Sie war stark, schön, vierundzwanzig Jahre alt - und noch immer nicht verheiratet.
    Fluchend wandte Duncan sich um.
    „Wo gehst du hin?“
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