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Lady Ilianas lustvolles Spiel

Titel: Lady Ilianas lustvolles Spiel
Autoren: Lynsay Sands
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brummte er und rieb sich die brennenden Augen.
    „Macht nichts.“ Angus zog seinen Umhang wieder zurecht und wandte sich zur Tür. „Komm.“
    „Ich kann nichts sehen!“ protestierte Duncan und fuhr sich erneut über die Augen.
    „Dann führe ich dich eben! Los, ich will die Mutter meiner Enkel sehen!“
    „Wir sind ja noch nicht einmal verheiratet, Vater. Es wird noch etwas dauern, bis diese Ehe Früchte trägt“, murmelte Duncan und ließ sich von seinem Vater durch die große Halle zerren.
    „Genau neun Monate. Mehr Zeit gebe ich dir nicht. Dann erwarte ich Kindergeschrei in diesem alten Gemäuer. Es ist schon viel zu lange her, seit man so etwas in unseren leeren Gemächern vernommen hat!“
    Angus stieß die Türen des Bergfrieds auf und zog seinen Sohn zur Treppe. Dort blieb er stehen und sah den Reitern entgegen, die über den Außenhof auf sie zukamen.
    „Verdammt“, murmelte er plötzlich. „Da soll doch ...“
    „Was ist?“ Duncan sah alles nur verschwommen. Das Einzige, was er erkennen konnte, war eine größere Gruppe Menschen zu Pferd, die in den Außenhof eingeritten war.
    „Sie ist hübsch. Keine Schönheit, aber sehr hübsch. Sie sieht allerdings sehr zart aus“, fügte er ein wenig besorgt hinzu. „Eine richtige Lady. Sitzt auf ihrem Pferd wie eine Königin, ja, das tut sie. Hält ihren schmalen Rücken kerzengerade ... Ja, eine richtige Lady.“
    Duncan sah den Gestalten, die er kaum erkennen konnte, misstrauisch entgegen. „Was genau meint Ihr mit einer richtigen Lady?“
    „Eine, die die Flausen deiner Schwester nicht billigen wird“, erwiderte er trocken, dann schüttelte er den Kopf. „Merk dir meine Worte, Junge. Dein kleines Sassenach-Mädchen wird hier umgehend Ordnung schaffen.“
    Duncan runzelte die Stirn. Seiner Meinung nach gab es auf Dunbar nichts, was man in Ordnung hätte bringen müssen.
    „Nun denn.“ Der alte Mann seufzte resigniert. „Das großartige Junggesellenleben konnte ja nicht ewig so weitergehen.“
    „Was glaubt Ihr, Mylady, wer von den beiden ist es wohl?“
    Iliana Wildwood schrak bei dieser Frage zusammen und wandte den Blick besorgt von den beiden Männern auf der Treppe des Bergfrieds zu ihrer Zofe.
    Ebba saß in der Kutsche, in der auch all ihre Habseligkeiten untergebracht waren, und ihr sonst wenig ansprechendes Gesicht glühte vor Aufregung. Einer Aufregung, die sicher damit zu tun hat, dass wir nicht mehr länger im Freien übernachten müssen, dachte Iliana seufzend. Aber das konnte sie ihr nicht verübeln. Seit über einer Woche waren sie täglich vom Morgengrauen bis spät in die Nacht hinein geritten und hatten in Schmutz und Schlamm ihr Lager aufgeschlagen.
    „Aber was sage ich, Ihr wisst das natürlich auch nicht“, entschuldigte sich die Zofe kleinlaut, als ihre Herrin weiterhin schwieg.
    „Nein“, gestand Iliana leise und sah beunruhigt wieder zu den Männern hinüber. Sie hatte angenommen, dass der Jüngere der beiden ihr Gemahl sein würde, doch jetzt wurde ihr bewusst, dass das durchaus nicht so sein musste. Junge Frauen wurden oft mit alten Männern verheiratet, aber diese Möglichkeit hatte sie nicht in Betracht gezogen. Nicht ein einziges Mal während der langen, trostlosen Reise hatte sie daran gedacht zu fragen, wie ihr Verlobter eigentlich war. Ob er grausam oder freundlich war. Ein starker Krieger oder eher ein Schwächling. Ob er noch alle Zähne hatte, ob er gesund war.
    Wieder seufzte sie und ärgerte sich insgeheim über ihre Nachlässigkeit. Allerdings hatte sie in letzter Zeit aber auch genug andere Sachen im Kopf gehabt, wenn sie den Tod ihres Vaters und die missliche Lage ihrer Mutter bedachte. Bei all den vielen Sorgen hatte sie sich gar keine Gedanken darüber gemacht, ob ihr Gemahl womöglich viel älter sein könnte als sie. Jetzt nagte sie unsicher an ihrer Unterlippe.
    Beide Männer waren auf ihre Art sehr ansehnlich. Es war nicht zu übersehen, dass es sich bei ihnen um Vater und Sohn handelte. Der Sohn musste etwa Ende zwanzig sein, während der Vater mindestens fünfzig zu sein schien. Das Haar des Sohnes war rotbraun, lang und gewellt, das des Vaters eine eisgraue, wirre Mähne. Der Sohn hatte ein kantiges, markantes Gesicht, es wirkte so rau wie das Land, das sie durchquert hatten, um zu ihm zu gelangen. Die Züge des Vaters waren ähnlich, nur wurden sie gemildert durch Altersfalten. Beide Männer verfügten über einen großzügig geschwungenen Mund, eine ausgeprägte Nase und Augen, die
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