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Lady Ilianas lustvolles Spiel

Titel: Lady Ilianas lustvolles Spiel
Autoren: Lynsay Sands
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Seonaid packte ihn am Arm.
    Er legte seine Hand auf ihre und lächelte aufmunternd. „Ich habe noch etwas zu erledigen“, murmelte er, dann löste er sich von ihr und strebte dem Bergfried zu.
    Er würde die Engländerin heiraten. Wegen des Geldes, ja. Aber auch wegen Seonaid, denn er hatte vor, den König ebenfalls um einen Gefallen zu bitten. Duncan wollte dafür sorgen, dass Seonaid heiratete. Der König sollte Lord Sherwell, den Verlobten seiner Schwester, zwingen, endlich das Eheversprechen einzulösen oder sie freizugeben, damit sie einen anderen heiraten konnte. So oder so, sie sollte sich nicht länger in diesem Zustand der Ungewissheit befinden müssen, der sie so unglücklich machte.
    Duncan hatte seine Entscheidung gefällt.

1. KAPITEL
    „Die Engländer kommen!“
    „Was?“ Angus Dunbar schüttelte sein ergrautes Haupt und erwachte aus seinem Zustand seliger Halbtrunkenheit. Er sah sich um. Der Sohn des Stallmeisters wollte eben wieder durch das offene Tor des Bergfrieds verschwinden. „Ha! Bursche! Wie war das?“
    „Die Engländer sind schon an der Brücke!“ rief der Junge aufgeregt und schlug das Tor lautstark hinter sich zu.
    „Verdammt!“ Schwankend stand Angus auf und schüttelte den Mann, der neben ihm über dem Tisch zusammengesackt war. „Duncan! Wach auf, Junge! Sie kommt! Nun wach schon auf!“ Er griff nach einem Krug Ale, zog den Kopf seines Sohnes an den Haaren hoch und schüttete ihm das Gebräu ins Gesicht. Dann trat er rasch zur Seite, als Duncan zu prusten und zu spucken begann. „Steh auf, Mann! Deine Braut wird gleich da sein!“
    „Meine was?“ Duncan blinzelte und runzelte gleichzeitig die Stirn, aber das bekam ihm schlecht. Das dumpfe Pochen hinter seinen Schläfen verstärkte sich zu rasenden Kopfschmerzen. Aufstöhnend ließ er den Kopf wieder auf den Tisch sinken. Er hatte eindeutig übertrieben. Tatsächlich konnte sich Duncan nicht erinnern, wann er sich das letzte Mal dermaßen betrunken hatte. Seit die Engländer vor zwei Wochen abgereist waren, hatten sein Vater und er ein ununterbrochenes Trinkgelage abgehalten. Zumindest glaubte er, dass es schon zwei Wochen her war. Jedenfalls hatten sie seit jenem Zeitpunkt gefeiert. Nun, vielleicht war es auch eher eine Art Totenwache gewesen. Er, Duncan Dunbar, Erbe des Titels eines Laird of the Dunbars, hatte eingewilligt, sich zu vermählen. Im Alter von neunundzwanzig Jahren gab er endgültig seine Freiheit auf und übernahm die Verantwortung für eine Gemahlin und irgendwann auch Kinder.
    Verdammt. Nun hatte er es also getan. Er hatte sich eine Suppe eingebrockt, die er eigentlich gar nicht auslöffeln wollte. Selbst das Vermögen, das man ihm angeboten hatte, schien den Verlust seiner Freiheit nicht wert zu sein. Vielleicht ist es ja noch nicht zu spät, einen Rückzieher zu machen, dachte er hoffnungsvoll.
    „Wo zum Teufel steckt deine Schwester? Seonaid sollte doch hier sein, um das Mädchen zu begrüßen!“
    Duncan seufzte; seine Hoffnungen, sich aus der Affäre ziehen zu können, schwanden. Wenn er jetzt kniff, sah der König bestimmt keinerlei Verpflichtung mehr, etwas wegen Seonaids verschleppter Verlobung zu unternehmen. Das war Duncans einzige Forderung gewesen, ehe er der Hochzeit zugestimmt hatte. Sogar auf die Verdoppelung der Mitgift hatte er verzichtet. Seonaids widerstrebender Verlobter sollte endlich auf Trab gebracht und gezwungen werden, entweder den Vertrag einzulösen, der schon geschlossen worden war, als sie noch Kinder gewesen waren - oder Seonaid freizugeben. Duncan hoffte, dass Letzteres eintreten würde.
    „Verdammt, Duncan! Ich sage dir, sie sind da! Steh endlich auf!“
    Das Gebrüll so nahe an seinem Ohr vertrieb jeden klaren Gedanken aus Duncans Kopf. Er riss die Augen auf und versuchte, sich aufrecht hinzusetzen, als sich der Inhalt eines weiteren Krugs, dieses Mal gefüllt mit Whisky, über sein Gesicht ergoss. Das brachte ihn augenblicklich auf die Beine, denn das Zeug brannte ihm höllisch in den Augen. „Zum Donnerwetter, Vater, ich bin ja wach! Lasst mich nur einen Augenblick ..."
    „Nichts da! Komm jetzt! “ Er packte Duncan am Arm, seufzte dann aber, als er bemerkte, wie mitgenommen sein Sohn aussah. '
    „Ihr habt mich geblendet, verflucht! “
    „Das geht vorbei. Aber du bist voller Bier und Whisky, Junge“, tadelte sein Vater. Er nahm eine Ecke seines Umhangs und wischte grob über Duncans Gesicht.
    „Ja, aber das habe ich immerhin Euch zu verdanken, nicht wahr?“
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