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Lady Ilianas lustvolles Spiel

Titel: Lady Ilianas lustvolles Spiel
Autoren: Lynsay Sands
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wahrscheinlich sowohl unerbittlich als auch gütig wirken konnten. Auch waren beide groß und von kräftigem, sehnigem Körperbau.
    „Es ist der jüngere“, murmelte Bishop Wykeham, der neben Iliana ritt, und seine Worte entlockten ihr ein dankbares Lächeln, bis sie am Fuß der Treppe angekommen waren. Von hier aus konnte sie erstmals einen genauen Blick auf die beiden Männer werfen. Ihr Lächeln wich augenblicklich einem ungläubigen Stirnrunzeln, als sie ihre zerlumpte Kleidung und ihre schmutzigen Gesichter wahrnahm.
    „Lady Wildwood. “
    Iliana zuckte bei dieser ein wenig barschen Begrüßung zusammen, und ihr war nicht bewusst, dass sie ihren zukünftigen Schwiegervater immer noch misstrauisch betrachtete.
    Ihr Gesichtsausdruck schien den älteren Mann zu verwirren. Er drehte sich um und packte die Schulter seines Sohnes. „Hilf ihr vom Pferd, Duncan“, befahl er und versetzte ihm einen so kräftigen Stoß, dass dieser die Treppe hinabstolperte und fast gegen ihr Pferd geprallt wäre.
    Iliana starrte fassungslos auf die unsauberen Hände, die sich ihr entgegenstreckten. Dann sah sie in das schmutzverschmierte Gesicht mit den rot unterlaufenen, blinzelnden Augen. Sie schluckte unglücklich und ließ widerstrebend die Zügel ihres Pferdes los, um aus dem Sattel zu gleiten. Er fing sie mühelos auf und setzte sie sanft auf dem Boden ab. Sofort trat sie einen Schritt zurück, denn bei dem abgestandenen Geruch nach Ale, Whisky und Schweiß, der von ihm ausging, musste sie unwillkürlich die Nase rümpfen.
    Duncan schien das nicht entgangen zu sein, doch er zuckte nur mit den Schultern. Für seinen Geschmack war alles in Ordnung, obwohl sie eindeutig besser duftete. Nach Wildblumen, irgendwie.
    „Mylords ...“ Iliana knickste kurz und sah sich dann Hilfe suchend nach dem Bischof um. Die Situation überforderte sie, und sie wusste nicht, was sie tun oder sagen sollte.
    „Vielleicht sollten wir hineingehen, Angus“, schlug der Bischof freundlich vor. „Es war eine lange Reise, und eine Erfrischung würde uns sicher gut tun.“
    „Ja. Hier entlang, Mädchen. “ Angus Dunbar schien sich plötzlich seiner etwas ungehobelten Manieren bewusst zu werden. Er bot Iliana den Arm und führte sie die Treppe zum Bergfried hinauf, während die anderen ihnen folgten.
    Die Beine des älteren Mannes waren bedeutend länger als ihre, und sie musste den Saum ihres Rockes raffen, um mit ihm Schritt halten zu können. Als sie die oberste Stufe erreicht hatten, war Iliana ein wenig außer Atem.
    Angus musterte sie stirnrunzelnd und besorgt. „Zerbrechlich“, murmelte er vor sich hin und schüttelte bedrückt den Kopf.
    Iliana hatte gehört, was er gesagt hatte, kam aber nicht dazu, sich darüber Gedanken zu machen, denn jetzt öffnete er das Tor, und ihre ganze Aufmerksamkeit richtete sich auf ihr zukünftiges Zuhause. Wenn sie gehofft hatte, das Innere der Burg würde sich als viel versprechender erweisen als ihr Äußeres, dann hatte sie sich bitter getäuscht.
    Das Bauwerk war sehr alt. Zu ihrer Rechten führte eine Treppe hinauf in ein weiteres Stockwerk, wo von einer schmalen Balustrade aus drei Türen abgingen. Wahrscheinlich zu den Schlafgemächern, vermutete sie und drehte sich um, um die große Halle genauer in Augenschein zu nehmen. Sie nahm fast das ganze Erdgeschoss ein und war ein riesiges, dunkles Gewölbe. Anstelle von Fenstern gab es nur Schießscharten, die so hoch gesetzt waren, dass sich das Tageslicht kaum einen Weg hindurch bahnen konnte. Hätte nicht in dem großen Kamin am anderen Ende der Halle ein prasselndes Feuer gelodert, wäre sie wohl kaum imstande gewesen, überhaupt irgendetwas zu erkennen.
    Was nicht das Schlechteste wäre, dachte sie, als sie sich ungläubig genauer umsah. Der Boden war mit schmutzigem Stroh bedeckt, die Wände waren fleckig und rußverschmiert, die Wandbehänge zeigten deutliche Anzeichen von Alter und Vernachlässigung, und die auf Böcken stehenden Tische und Bänke sahen nicht besonders standfest aus. Iliana fürchtete sich fast, sich darauf zu setzen, nicht nur, weil sie den Eindruck machten, unter dem leichtesten Gewicht zusammenzubrechen, sondern auch, weil sie mit Fett und Essensresten verschmutzt waren.
    Sie war entsetzt. Wildwood, das Zuhause ihrer Kindheit, war umsichtig und gut geführt worden. Dort hatte man peinlich auf Sauberkeit geachtet. Die Böden wurden nicht länger mit Stroh bedeckt, sondern mit Webteppichen, die im Winter für mehr Fußwärme sorgten.
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