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Labyrinth der Spiegel

Labyrinth der Spiegel

Titel: Labyrinth der Spiegel
Autoren: Lukianenko Sergej
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. Beide Bezeichnungen sind zutreffend. Die Software sucht mir fremde Verbindungskanäle, die ich nutzen kann.
    Ein hypermodernes und seltenes Programm, das fast nie versagt.
    Eine Wand stürzt teilweise ein, so dass der Weg nach draußen für mich frei ist. Offenbar greife ich auf Friedrichs persönliche Verbindung zurück. Bevor ich abhaue, schnappe ich mir noch den Spiegel und den Kamm.
    Aus der Wand fahren gezahnte, spitze Lanzen heraus. Die Sicherheitssoftware von Al Kabar. Im verzweifelten Versuch, zwischen den Lanzen hindurchzuschlüpfen, setze ich zum Sprung an.
    Tiefe, Tiefe, ich bin nicht dein …
    Der Helmventilator blies mir eisige Luft ins Gesicht. Auf den Displays sah ich einen langsam dahingleitenden
Streifen: Da wurden Daten übertragen. Unter ihm schloss sich rasant eine Öffnung, das war der Verbindungskanal, der immer enger wurde. So viel zur Schönheit erbitterter virtueller Kämpfe! Dahinter steckt nicht mehr als ein Mix aus Streifen, Buchstaben und Ziffern. Ein Kampf von Programmen, Modems und Bytes.
    Das wollte ich gar nicht sehen. Das war ekelhaft und schmerzlich.
    »Deep!«, befahl ich.
    Sofort kriege ich Kopfschmerzen, aber das ist mir scheißegal. Ich hechte zwischen den Lanzen hindurch und lande auf dem Boden. Ein funkelndes Band schlängelt sich über die Straße und zerstört alles, was ihm in die Quere kommt. Die Gebäude krachen in sich zusammen, die Wand fliegt polternd auseinander. Das Band bewegt sich über die Schlucht und schießt weiter …
    Die zwei Posten von vorhin stürmen mir entgegen. Beide mit blanken Schwertern, aber auch ich habe meine Klinge bereits gezückt. Wessen Virus wohl perfider und schneller ist?
    Meiner.
    Maniac, ein Spezialist für Computerviren, hat ihn mir geschenkt. Ein tödliches kleines Geschenk: Unter dem Schlag meines Schwerts explodiert die Luft und donnert wie der Rülpser eines Drachen über die beiden Posten weg. Sie verbrennen im Handumdrehen, verwandeln sich in schwarze, verkohlte Knochengerüste.
    Maniac liebt solche Effekte. Die Computer der Wachen sind jetzt bis über beide Ohren mit einer unglaublich wichtigen Arbeit beschäftigt: Sie berechnen die Zahl Pi,
mit einer Genauigkeit von einer Million Stellen hinterm Komma. Sie haben nicht mal genügend Ressourcen, um Admins aus dem virtuellen Raum hinzuzuziehen. Bestens! Sollen sie ruhig noch ein wenig in der Tiefe hocken – statt sich über fremde Rechner herzumachen.
    »Wie unfein«, flüstert Windows Home mit mitleidiger Stimme.
    Ich sprinte über das Band. Die Verbindung ist nun wieder exzellent, bereits nach ein paar Sekunden erreiche ich die Mauer. Das Band unter mir federt, trägt mich weiter, schießt dahin. Ich lache und blicke mich immer wieder um.
    Ha!
    Da! In Al Kabar! Die Straßen sind plötzlich voller Menschen, über das Band verfolgen mich neue Wachposten, und aus einem der Häuser kriecht etwas Gigantisches, Schlangenartiges und Ekelhaftes heraus. Ich habe nicht die Absicht, mir das näher anzusehen.
    Schneller!
    Das Band setzt zum Sprung an. Es schlägt einen hohen Bogen über den Ifrit und will mich hinter ihm absetzen. Das Monster wird jedoch wieder lebendig, vibriert und reißt die Pfoten hoch, so dass die Haarbrücke birst. Trotzdem kriegt er mich nicht zu fassen. Außerdem kann er sich nicht von der Stelle rühren, da er fest mit seinem Verbindungskanal verankert ist.
    Auf den letzten Metern fängt das Band allerdings mit einem Mal an zu wackeln und will mich zurückbefördern. Anscheinend haben es die Admins aus Al Kabar doch unter ihre Kontrolle gebracht.

    Nur, dass es inzwischen zu spät ist, denn nun habe ich wieder festen Boden unter den Füßen, und der Wolf kommt auf mich zugelaufen.
    »Sitz auf!«, ruft er. »Nichts wie weg hier!«
    Ich springe auf den Wolf und sehe mich ein letztes Mal um. Die Posten katapultieren sich vom Band, über der Schlucht heult ein geflügelter Schatten.
    »Suxx!«, stoße ich den Lieblingsfluch aller Hacker aus. Suxx – das ist ein Rechner, der abstürzt, ein Programm, das streikt, saures Bier oder die Straßenbahn, die dir vor der Nase wegfährt. Im aktuellen Fall ist es diese Hetzjagd. Sie lässt uns keine Zeit, die im Apfel gespeicherten Daten in aller Ruhe zu kopieren und uns in Luft aufzulösen. Stattdessen müssen wir fliehen und falsche Fährten auslegen.
    Darauf versteht sich mein Partner im Wolfspelz nebenbei bemerkt bestens.
    Wir preschen durch die Wüste und schlagen uns irgendwann wieder in den Wald. Uns jagen nur noch
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