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Kusswechsel

Kusswechsel

Titel: Kusswechsel
Autoren: Janet Evanovich
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sollte schon vor einer Stunde hier sein.«
    »Hast du in der Wohnung angerufen?«
    »Ja. Ich habe mit Albert gesprochen. Er hat gesagt, Valerie wäre nicht da. Sie wäre mit dem Buick weggefahren. Ich dachte, dass sie vielleicht etwas durcheinander ist und ohne mich zu der Geschenkeparty aufgebrochen wäre. Sie ist überhaupt ziemlich häufig verwirrt in letzter Zeit.«
    »Valerie fährt keinen Buick.«
    »Mit ihrem Auto gab es Probleme, deswegen hat sie sich gestern Onkel Sandors Buick ausgeliehen.«
    Plötzlich hatte ich ein flaues Gefühl im Magen. »Ich melde mich wieder bei dir.«
    Ich fand Grandma und fragte sie, ob sie Valerie gesehen hätte.
    »Nö«, sagte Grandma. »Aber wehe, wenn sie nicht bald aufkreuzt. Die Eingeborenen werden unruhig.«
    Ich ging hinaus auf den Parkplatz, holte die Pistole, die Ranger immer unter dem Sitz verwahrte, und steckte sie in die Tasche meiner Jeansjacke. Irgendwo auf dem Parkplatz musste auch ein schwarzer Geländewagen stehen, mit Rangers Gorilla drin. Das war ein beruhigender Gedanke. Und meine Schwester gondelte in dem himmelblauen Buick durch die Gegend. Das war ein beunruhigender Gedanke. Mit dem himmelblauen Buick brachte man eigentlich meine Person in Verbindung. Genau deswegen fuhr ich ja nicht mehr mit ihm. Ich dachte, dass er in der Garage meines Vaters sicher verwahrt wäre. Aus den Augen, aus dem Sinn der Slayers, so hatte ich gehofft. Jetzt bloß nicht in Panik geraten, sagte ich mir. Junkman ist im Knast, und Valerie sitzt in einer Kneipe und trinkt sich einen an, um die Geschenkeparty durchzustehen. Hoffentlich kippte sie nicht aus den Latschen, bevor sie den Saal betrat.
    Ich rief Morelli an.
    »Ihr habt Junkman doch ins Gefängnis gesperrt, oder?«, fragte ich ihn.
    »Wir haben einen Mann ins Gefängnis gesperrt, wissen aber nicht genau, wer er ist. Er hat uns gesagt, er sei Junkman, aber das hält der näheren Überprüfung nicht stand. Er fuhr ein Auto mit einem kalifornischen Kennzeichen, das einem gewissen Norman Carver gehört, und von dem V-Mann für die Jugendgangs wissen wir, dass Junkman offensichtlich Norman Carver heißt.«
    »Wo liegt das Problem?«
    »Er ist zu klein. Nach den Angaben des Bundesamts für das Kraftfahrzeugwesen ist Carver eigentlich viel größer. Der Kerl, den wir geschnappt haben, ist aber eher klein.«
    »Gibt es keine erkennungsdienstlichen Hinweise?«
    »Keine.«
    »Tätowierungen?«
    »Keine.«
    »Das ist kein gutes Zeichen.«
    »Sag bloß?«, meinte Morelli. »Wo bist du gerade?«
    »Auf Valeries Geschenkeparty.«
    »Ranger hat einen Mann auf dich angesetzt, nehme ich mal stark an.«
    »Behauptet er wenigstens.«
    »Der arme Kerl«, sagte Morelli und legte auf.
    Was jetzt? Einerseits wollte ich mich auf dem schnellsten Weg wieder in die Sicherheit von Rangers Wohnung flüchten. Andererseits wollte ich in den Ballsaal gehen und mir Fleischklößchen auf meinen Teller laden. Und ich hatte Angst um Valerie, und eigentlich stand diese Angst an erster Stelle. Ich hatte bloß keinen blassen Schimmer, wo ich nach Valerie suchen sollte.
    Ich beobachtete, wie meine Mutter auf den Platz fuhr und einparkte. Sie rannte aus dem Auto zum Eingang, aber ich fing sie vorher ab.
    »Ich habe deinen Vater zu Hause gelassen, damit er dort auf Valerie wartet«, sagte sie. »Ich kann mir einfach nicht vorstellen, was los sein könnte. Hoffentlich hatte sie keinen Unfall. Was meinst du? Soll ich mal im Krankenhaus anrufen?«
    Vor Ungeduld kaute ich auf den Fingernägeln, jedenfalls gedanklich. Ein Unfall war nicht meine größte Sorge. Ich hatte viel mehr Angst, dass Valerie von einem Slayer entdeckt worden war. Ich hatte Angst, dass die Slayers vielleicht abwechselnd Orte überwachten, an denen ich mich bekanntermaßen aufhielt. Wie zum Beispiel meine alte Wohnung. An diesen Gedankenspielen wollte ich meine Mutter lieber nicht teilhaben lassen. Ich holte mein Handy hervor, um Morelli anzurufen, als ich ein vertrautes Rumpeln vernahm – das Geräusch eines Verbrennungsmotors, der mit rasender Geschwindigkeit Benzin ansaugte. Der Buick.
    Schwungvoll segelte Valerie mit Big Blue über den Parkplatz und stellte sich einen halben Meter neben meine Mutter und mich auf den Behindertenparkplatz. Keiner von uns beiden kommentierte das, denn wir fanden Valerie durchaus dazu berechtigt.
    »Ich habe mich verfahren«, sagte sie. »Als ich die Wohnung verließ, ging mir so viel durch den Kopf, dass ich innerlich ganz auf Autopilot geschaltet hatte. Ehe ich
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