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Kusswechsel

Kusswechsel

Titel: Kusswechsel
Autoren: Janet Evanovich
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mich versah, war ich beim Helene-Fuld-Hospital am anderen Ende der Stadt gelandet.«
    Mir lief es kalt über den Rücken. Valerie war dicht am Slayerland vorbeigeschrammt. Wahrscheinlich war sie sogar durch die Comstock gefahren. Gott sei Dank hatte sie einen guten Schutzengel an ihrer Seite gehabt und unverletzt hierher gefunden.
    Im Eingang zum Veteranen-Ballsaal tauchte Grandma auf.
    »Da bist du ja!«, sagte sie. »Komm schnell rein. Der Band ist die Puste ausgegangen, die mussten erst mal raus, Gras rauchen. Jedenfalls haben sie das gesagt. Wie kann man bloß Gras rauchen, das verstehe ich nicht. Aber viel schlimmer ist, dass uns das Essen ausgeht, wenn wir diese Meute nicht dazu bringen, sich hinzusetzen.«
    Solange der Buick weithin sichtbar herumstand, war mir nicht wohl. Und ich musste verhindern, dass Valerie damit nach Hause zu meiner alten Wohnung fuhr. »Gib mir die Schlüssel«, sagte ich zu ihr. »Ich fahre den Wagen vom Behindertenparkplatz herunter.« Möglichst weit weg, zurück in die Garage meiner Eltern.
    Val gab mir die Schlüssel, und die anderen gingen in den Saal. Ich begab mich zu dem Buick und ließ den Motor an, setzte rückwärts aus der Parklücke heraus und glitt gemächlich zur Ausfahrt. Gegenüber, auf der anderen Straßenseite, parkte Rangers Aufpasser. Es war eine klug gewählte Stelle, von der aus man einen guten Blick auf die Einfahrt und den Haupteingang zum Saal hatte. Auf die Ausfahrt hatte man von da aus leider keinen guten Blick, deswegen bog ich gleich nach links ab, um einmal den Block zu umrunden und neben ihm aufzuschließen. Danach konnte er mir zum Haus meiner Eltern nachfahren und mich von da aus zurück zum Baalsaal bringen. Kaum war ich vom Parkplatz runter und abgebogen, tauchte ein schwarzer Hummer wie aus dem Nichts auf, scherte aus und pflanzte sich vor mich, so dass ich gezwungen war, auf die Bremse zu treten. Ich drückte auf die Hupe und holte aus nach Rangers Pistole, aber bevor ich sie zu fassen bekam, standen zwei Kerle vor mir. Ich machte alles, was man in so einer Situation machen soll. Krach schlagen. Sich wehren. Aber es half nichts. Innerhalb von Sekunden hatten sie mich hinterm Steuer hervorgeholt und zum Heck des Buicks gezerrt. Der Kofferraum stand offen, und ich wurde hineingestoßen. Die Klappe wurde zugeknallt, und das war’s. Um mich herum war es pechschwarz.

16
    In einem Naturfilm im Fernsehen sah ich mal ein Backenhörnchen, das sich in einer Erdhöhle versteckte. Ein Vielfraß langte mit einer Pfote in das Loch und packte sich das Backenhörnchen. Es geschah so rasend schnell, dass es nur verschwommen auf dem Schirm zu erkennen war. So ist das mit allen Katastrophen: In einem einzigen Augenblick kann deine ganze Zukunft den Bach runtergehen. Und nichts bereitet einen auf diesen Moment vor. Eine Millisekunde der Überraschung, und anschließend das schwere Gemüt, wenn man die Endgültigkeit erkennt.
    Ich hatte in dem Getümmel die Pistole verloren. Und mein Handy hatte ich auch nicht mehr. Mein Handy war in meiner Umhängetasche, und die lag vorne im Auto. Ich hatte einigen Lärm veranstaltet, es bestand also die Wahrscheinlichkeit, dass Rangers Mann mich gehört hatte. Groß war diese Wahrscheinlichkeit allerdings nicht. Vielleicht gab es ja eine Möglichkeit, den Kofferraum von innen zu öffnen, aber damit kannte ich mich nicht aus. Es war ein altes Auto, noch aus der Zeit, als von innen zu öffnende Kofferraumklappen kein vorgeschriebenes Sicherheitsmerkmal waren. Ich tastete nach dem Klappenschloss, versuchte, die Klappe mit den Fingernägeln hochzudrücken, einen Haken umzulegen, den ich nicht erkennen konnte.
    Ich lag gekrümmt wie ein Fetus im Mutterleib, teils um einen Ersatzreifen gewickelt, teils oben drauf. Ich wusste, dass irgendwo im Kofferraum ein Reifenheber lag. Wenn ich den Reifenheber fand, konnte ich damit vielleicht die Klappe aufkriegen. Oder ich konnte damit den Slayer verletzen, der am Ende der Fahrt die Klappe aufschließen würde. Ich hätte etwas Zeit gewonnen und könnte weglaufen.
    In der Luft hing der schwere Geruch von Gummireifen, und die völlige Finsternis um mich herum war bedrückend. Dennoch, die bedrückende Finsternis war immer noch besser als das, was mich erwarten würde, wenn sich der Kofferraum öffnete. Welche Ironie, kam es mir in den Sinn. Auf diese Weise hatte ich Anton Ward nach Point Pleasant geschafft. Und jetzt fuhr ich unter genau den gleichen schrecklichen und schmerzhaften Umständen
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