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Kussen hat noch nie geschadet

Kussen hat noch nie geschadet

Titel: Kussen hat noch nie geschadet
Autoren: Gibson Rachel
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doch wenigstens hielt er die Klappe und behielt die schmutzigen Details über Sams feucht-fröhlichen Ausflug zu einer kitschigen Hochzeitskapelle in Las Vegas für sich.
    Bevor er die Treppe hinaufstieg, richtete er seine Aufmerksamkeit noch einmal kurz auf den Eingangsbereich. Die Frau hieß Autumn, und genau wie der Herbst war sie schön und unberechenbar. An einem Tag war sie angenehm warm, und schon am nächsten so kalt, dass es einem die Eier abfror.
    Er erreichte das erste Stockwerk und kam an der Harfenspielerin vorbei. Sam liebte keine Überraschungen. Es gefiel ihm gar nicht, wenn ihn etwas unvorbereitet traf. Lieber wusste er gern vorher, woher die Schläge kamen, damit er sich dagegen wappnen konnte.
    Er lief über den kurzen Flur, in dem sich nur noch wenige Hochzeitsgäste aufhielten. Er hatte nicht damit gerechnet, Autumn heute Abend hier zu sehen, doch allzu überrascht hätte er wohl nicht zu sein brauchen. Schließlich war sie Hochzeitsplanerin, oder, worauf sie großen Wert legte, »Event-Managerin«. Wo war da der Unterschied? Hochzeit oder Event, es war derselbe verdammte Zirkus. Aber es war typisch für Autumn, eine solche Bagatelle derart aufzubauschen.
    »Möchten Sie sich ins Gästebuch eintragen?«, fragte ihn eine Frau, die an einem runden Tischchen saß. Normalerweise unterschrieb Sam nur in Gegenwart seines Anwalts, doch die Frau mit den großen braunen Augen ließ ein Lächeln aufblitzen, und er trat auf sie zu. Sie trug ein enges rotes Oberteil, das über der Brust spannte, und ein funkelndes Band in ihren dunklen Haaren.
    Sam war ein großer Fan von eng und funkelnd und erwiderte ihr Lächeln. »Klar.« Sie reichte ihm einen albernen Füller mit einer großen weißen Feder. »Hübsches Haarband.«
    Anscheinend war sie nicht an Komplimente gewöhnt, denn sie betastete errötend ihren Kopf. »Machen Sie sich lustig über mich?«
    »Nein. Es sieht gut aus in Ihren Haaren.«
    »Danke.«
    Als er sich vorbeugte, streifte seine Krawatte das weiße Leinentischtuch. »Sind Sie mit der Braut oder mit dem Bräutigam verwandt?«
    »Weder noch. Ich arbeite für Haven Event Management.«
    Sein Lächeln erstarb. Das bedeutete, dass sie für Autumn tätig war. Autumn Haven. Während ihr Vorname zu ihr passte wie die Faust aufs Auge, war ihr Nachname, der »Hafen« bedeutete, ein krasser Widerspruch in sich. Wie Riesenkrevette, stummer Schrei oder verschmuster Puma.
    »Na dann viel Spaß«, meinte Sam sarkastisch und gab Autumns Angestellter den Füller zurück. Er legte die kurze Strecke zum großen Saal zurück, wo ein Platzanweiser Sam zu einem Stuhl relativ weit vorn führte. Er schritt über einen roten Teppich, der mit weißen Rosenblütenblättern übersät war. Die meisten Plätze waren bereits von diversen Eishockeyspielern samt Ehefrauen oder Freundinnen besetzt. Zwischen Exkapitän Mark Bressler und Faiths Assistent Jules Garcia entdeckte er die Ross-Zwillinge, Bo und Chelsea. Die Zwillinge arbeiteten in der einen oder anderen Funktion für die Chinooks-Organisation und waren besser unter ihren Spitznamen Mini-Pit und Kleiner Boss bekannt.
    Er nahm einen der letzten freien Plätze neben Frankie »der Sniper« Kawczynski ein. Ganz vorne stand ein Mann im blauen Anzug mit einer Bibel in der Hand vor einem riesigen Steinkamin, der mit roten Rosen und irgendwelchen weißen Blumen geschmückt war. Das musste der Prediger sein, vielleicht auch ein Friedensrichter. Aber eines war sicher, ein falscher Elvis war er nicht.
    »Hey, Sam. Lungern Daniel und Marty noch immer unten rum?«
    »Ja.« Sam sah auf die Uhr. Wenn sie es noch vor der Braut schaffen wollten, sollten sich die Jungs lieber sputen. Dies war eines der Ereignisse, zu denen die Spieler pünktlich erscheinen mussten, und die Teilnahme an der Hochzeit von Faith Duffy, Eignerin der Seattle Chinooks, ganz abzusagen, war undenkbar. Ansonsten würde Sam nicht im Anzug hier hocken und darauf warten, dass die Show endlich begann. Und sich vor den Reizen seiner Exfrau fürchten.
    Aus der Musikanlage dröhnte irgendwelche Hochzeitsmucke, und Sam warf einen Blick über die Schulter, als eine Frau, die er als Mutter der Braut wiedererkannte, den Saal betrat. Statt ihrer sonst knallengen Klamotten und ihren protzigen Klunkern trug sie heute ein schlichtes rotes Kleid. Ihre einzigen Accessoires bestanden aus einem Blumensträußchen und dem winzigen weißen Kläffer, den sie auf dem Arm trug. Der wie alle kleinen Kläffer große Ohrmuscheln hatte. In
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