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Kussen hat noch nie geschadet

Kussen hat noch nie geschadet

Titel: Kussen hat noch nie geschadet
Autoren: Gibson Rachel
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Room.«
    »Irgendwelche Nachzügler?«
    »Die Trauzeugin der Braut und der Trauzeuge des Bräutigams plaudern angeregt am Kamin. Sie sehen nicht so aus, als hätten sie es eilig.«
    Schon von dem Tag an, als die Brautmutter darauf bestanden hatte, dass ihr kleiner Kläffer Bestandteil der Zeremonie werden sollte, hatte sie geargwöhnt, dass die Frau zum Problem werden könnte. Gestern Abend beim Probedinner war sie in rosafarbenem Elasthan und hochhackigen Stripperschuhen aufgekreuzt und hatte Autumns Verdacht bestätigt. »Gib ihnen noch ein paar Minuten, und tu dann dein Möglichstes, um sie zum Weitergehen zu animieren«, bat sie und machte sich an dem Korken zu schaffen, bis er mit einem leisen Plopp herausflutschte.
    Winzige kohlensäurehaltige Bläschen sprudelten leise, während sie den Cidre in zwei Sektflöten aus Kristall goss. Es gab noch viel zu tun, und sie ging im Geiste die Liste durch. Die Planung einer Hochzeit war aufwendig, selbst wenn es nur eine kleine war. Alles musste perfekt terminiert werden, und schon der geringste Patzer konnte eine Traumhochzeit in eine absolute Katastrophe verwandeln.
    In Gedanken ganz bei ihrer Liste, stellte Autumn die Flasche zurück in den Kübel und schnappte sich die Gläser. Sie wandte sich wieder zum Saal und wäre fast mit dem Kopf zuerst gegen eine breite Brust unter einem weißen Hemd, einer blau gestreiften Krawatte und einem marineblauen Blazer gerannt. Ihre Ledermappe rutschte ihr weg, als sie den Blick über den Krawattenknoten an dem kräftigen Hals, das markante Kinn, die hellbraunen Lippen und die leicht schiefe Nase gleiten ließ, bis er an einem Augenpaar mit der Farbe eines heißen Sommerhimmels hängen blieb.
    Aus der Nähe sah Sam sogar noch besser aus. So gut wie an dem Abend, als sie ihn in einer überfüllten Bar in Las Vegas zum ersten Mal gesehen hatte. Einen großen, blonden, blauäugigen Gott, der vom Himmel herabgestiegen war. Doch die Nase, die Narbe auf seinen hohen Wangenknochen und sein Schwerenöter-Lächeln hätten ihr schon damals eine Warnung sein müssen, dass er alles andere als ein Engel war.
    Ihr Magen krampfte sich zusammen, doch sie stellte zufrieden fest, dass der Grund dafür nicht brennender Groll war. Sie verspürte auch nicht den Wunsch, ihn in die Eier zu treten. Auch wenn sie Sam nicht mochte, er hatte ihr das schönste Geschenk ihres Lebens gemacht. Sie wusste nicht, wie ihr Leben ohne Conner aussähe. Sie wollte nicht mal drüber nachdenken, und aus diesem Grund, und aus diesem Grund allein, biss sie die Zähne zusammen und setzte ein falsches Lächeln auf. Dasselbe Lächeln, das sie bei Bräuten aufsetzte, die sich weiße Tiger wünschten oder auf einem rosafarbenen Thron zum Altar getragen werden wollten. Sie würde freundlich zu ihm sein, selbst wenn es sie umbrachte.
    Und das war durchaus möglich.

ZWEI
    Der richtige Mann für mich:
    hat ein normal großes Ego
    Sam drehte sich verwundert um. Er hatte schon so lange nicht mehr erlebt, dass sich Autumns rote Lippen zu einem freundlichen Lächeln verzogen. Also konnte auf keinen Fall er gemeint sein.
    Aber außer ihm war niemand im Raum. Er drehte sich wieder zu ihr, legte den Kopf schief und versuchte, ihre Laune einzuschätzen. »Hallo, Autumn.«
    Ihr Lächeln geriet ins Wanken. »Sam.«
    »Lange nicht gesehen.«
    »Ungefähr ein Jahr.«
    Er suchte in ihren dunkelgrünen Augen nach den Vorboten irgendwelchen Ärgers. »Etwas länger, glaub ich.« Zum Glück sah er kein Gewitter darin aufziehen und verspürte kein Bedürfnis, seine Kronjuwelen zu schützen. »Ich hab dich eben schon gesehen und dachte, ich sag nur mal kurz hallo, damit du weißt, dass ich hier bin.« In Wahrheit hatte er mit ihr reden wollen, um ihre Reaktion einzuschätzen und potenzielle Probleme im Keim zu ersticken.
    »Das wusste ich schon. Du stehst auf der Gästeliste.«
    »Ach so. Klar.« Er bückte sich und hob ihr die Mappe auf. »Hast du einen Drink nötig?«, witzelte er, als er sich wieder aufrichtete.
    »Das ist Cidre, und der ist nicht für mich.«
    Von den heutigen Gästen hätte er keinen für einen Abstinenzler gehalten. Wenigstens keinen von denen, die er kannte. »Was treibt denn Conner heute Abend?«
    »Hängt mit Vince ab.«
    Vince. Die männliche Ausgabe von Autumn. Nur größer. Fieser und aufs Töten gedrillt. Sam hasste Autumns Bruder Vince. »Und wie geht’s dir so?«
    »Gut.« Sie blickte auf die große silberne Armbanduhr an ihrem Handgelenk, deren rundes Zifferblatt auf
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