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Kussen hat noch nie geschadet

Kussen hat noch nie geschadet

Titel: Kussen hat noch nie geschadet
Autoren: Gibson Rachel
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Geld stank. Während er die Straße entlangging, drehten sich Passanten nach ihm um, von denen einige sogar seinen Namen riefen. Er hob zwar zum Gruß die Hand, lief aber weiter. Dieses Ausmaß an Beachtung war neu für ihn. Klar, er hatte seine Fans. Sogar eine Menge. Die seine Karriere verfolgten und auf ihren Trikots stolz seinen Namen und seine Spielernummer trugen. Doch seit dem Pokalgewinn im Juli hatte sich sein Bekanntheitsgrad um das Hundertfache gesteigert, was durchaus okay für ihn war. Seine Fans wollten bloß Autogramme oder ihm die Hand schütteln, und damit kam er klar.
    Nach der Hälfte des Blocks überquerte er die Straße. Das Leben meinte es gut mit Sam. In der letzten Saison hatten die Seattle Chinooks den Stanley-Cup gewonnen, und sein Name wäre bis in alle Ewigkeit auf der höchsten Eishockeyauszeichnung eingraviert. Die Erinnerung, wie er, den Pokal über den Kopf gereckt, vor den Zuschauern im Heimstadion seine Siegesrunde auf dem Eis gedreht hatte, zauberte ihm ein Lächeln auf die Lippen.
    Seine Karriere befand sich auf dem Höhepunkt. Mit Blut, Schweiß und Schinderei hatte er alle Ziele erreicht, die er sich je gesteckt hatte. Er verdiente mehr Geld, als er je für möglich gehalten hätte, und investierte es mit Vorliebe in Immobilien, Designeranzüge, guten Wein und schöne Frauen.
    Als er unter die schwarze Markise des Rainier Clubs trat, begrüßte ihn ein Empfangsportier. Sein Privatleben lief auch ziemlich rund. Eine feste Freundin hatte er zwar nicht, aber das war ganz nach seinem Geschmack. Die Frauen waren verrückt nach ihm, und er nach ihnen. Manchmal vielleicht ein bisschen zu sehr.
    Die Inneneinrichtung des exklusiven Clubs war so spießig, dass er den Drang verspürte, die Schuhe auszuziehen, wie früher als kleiner Junge, wenn seine Mom einen neuen Teppich erstanden hatte. Ein paar seiner Mannschaftskameraden lungerten am Fuß der breiten Treppe herum und schienen sich leicht unwohl zu fühlen, sahen ansonsten allerdings gut aus mit ihren teuren Anzügen und ihrer Sommerbräune. In zwei Monaten würden einige von ihnen mit mindestens einem blauen Auge und mit genähten Wunden im Gesicht rumlaufen.
    »Schön, dass du’s noch geschafft hast«, meinte Stürmer Daniel Holstrom, als Sam sich näherte.
    Harfenmusik waberte die Treppe hinab. Sam schob die Manschette seines Smokinghemds zurück und sah auf seine TAG-Heuer-Herrenuhr. »Noch zehn Minuten«, verkündete er. »Worauf wartet ihr noch?«
    »Vlad und Logan sind noch nicht da«, antwortete Torwart Marty Darche.
    »Ist Savage denn hier?«, fragte Sam, womit er den Bräutigam und ehemaligen Chinooks-Kapitän, Ty Savage, meinte.
    »Ich hab ihn etwa vor zehn Minuten gesehen«, erwiderte Daniel. »Das erste Mal, dass er jenseits der Eisfläche in Schweiß ausbricht. Zumindest soweit ich weiß. Wahrscheinlich hat er Angst, dass die Braut zur Vernunft gekommen und auf halbem Weg nach Vancouver ist.«
    Marty senkte verschwörerisch die Stimme. »Da oben warten mindestens vier Playmates auf uns.«
    Was keine Überraschung war, wenn man in Betracht zog, dass die Braut nicht nur die Eignerin der Seattle Chinooks, sondern in grauer Vorzeit auch einmal Playmate des Jahres gewesen war. »Wird bestimmt ’ne tolle Party«, lachte Sam, der aus den Augenwinkeln einen glänzenden rotbraunen Pferdeschwanz und ein sanftes Profil wahrnahm. Als er sich umdrehte, blieb ihm das Lachen im Halse stecken. Alles in ihm kam zum Stillstand, während sein Blick der Frau mit dem Pferdeschwanz folgte, die durch die Lobby auf die Eingangstüren zusteuerte. Sie trug ein Headset und gab Anweisungen in das winzige Mikrofon vor ihrem Mund. Ein schwarzer Pullover schmiegte sich an ihren Körper, und an ihrer schwarzen Hose war ein Mini-Akku befestigt. Irritiert zog Sam die Augenbrauen zusammen, und in seinem Magen sammelte sich Säure. Wenn es auf diesem Planeten eine Frau gab, die ihn nicht liebte, die ihn sogar abgrundtief hasste, war es die Frau, die gerade durch die Eingangstüren verschwand.
    Daniel legte ihm die Hand auf die Schulter. »Hey, Sam, ist das nicht deine Frau?«
    »Du hast eine Frau?« Marty wandte sich neugierig nach vorn.
    » Ex frau.« Die brennende Säure in seinem Magen stieg langsam nach oben.
    »Ich wusste gar nicht, dass du mal verheiratet warst.«
    Daniel lachte, als fände er das saukomisch.
    Sam warf Daniel aus den Augenwinkeln einen strafenden Blick zu. Eine stumme Warnung, die den Flügelstürmer nur noch lauter lachen ließ,
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