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Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe

Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe

Titel: Kuss des Tigers - Eine unsterbliche Liebe
Autoren: C Houck
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ich in den Schlund der Verzweiflung hinabgezogen werden. Das Letzte, was ich wollte, war Essen. Ich fühlte mich ausgelaugt und leblos, wie zerknülltes Geschenkpapier nach Weihnachten.
    Nilima räumte den Teller ab und versuchte, mich mit meinem Lieblingsgetränk – eiskaltes Zitronenwasser – aufzumuntern, aber ich rührte es nicht an. Ich starrte das Glas eine gefühlte Ewigkeit an, beobachtete, wie sich an seiner Außenseite Wassertropfen bildeten und herabperlten.
    Ich versuchte zu schlafen, um alles zumindest ein paar Stunden vergessen zu können – aber die dunkle, friedvolle Besinnungslosigkeit wollte sich nicht einstellen. Erinnerungen an meinen weißen Tiger und den jahrhundertealten Fluch, der ihn gefangen hielt, schossen mir durch den Kopf, während ich ins Nichts starrte. Ich sah zu dem leeren Sitz mir gegenüber, blickte aus dem Fenster oder betrachtete ein blinkendes Licht an der Wand. Gelegentlich fiel mein Blick auf meine Hand, und ich fuhr mit dem Finger über die Stelle, an der sich Phets unsichtbare Hennazeichnung befand.
    Nilima kehrte mit einem MP3-Player mit indischer und amerikanischer Musik zurück. Ich scrollte mich durch die Liste der Songs, um die traurigsten Liebeslieder zu finden. Nachdem ich mir die Kopfhörer ins Ohr gesteckt hatte, drückte ich auf PLAY .
    Ich öffnete den Reißverschluss meines Rucksacks, um die Steppdecke meiner Großmutter herauszuholen, da erinnerte ich mich, dass ich Fanindra darin eingewickelt hatte. Als ich den Rand der Steppdecke zurückschob, erspähte ich die goldene Schlange, ein Geschenk der Göttin Durga, und stellte sie neben mich auf die Armlehne. Das verzauberte Schmuckstück lag eingerollt da und ruhte. Zumindest nahm ich das an. Ich strich Fanindra über den glatten goldenen Kopf und flüsterte: »Du bist jetzt alles, was mir geblieben ist.«
    Nachdem ich die Steppdecke über meinen Beinen ausgebreitet hatte, klappte ich meinen Sessel zurück, starrte zur Flugzeugdecke und lauschte einem Lied mit dem Titel »One Last Cry«. Ich legte mir Fanindra in den Schoß und streichelte ihr über den eingerollten, glitzernden Körper. Das grüne Schimmern der juwelenbesetzten Schlangenaugen tauchte das Flugzeug in ein sanftes Licht und spendete mir Trost, während die leise Musik die Leere in meiner Seele füllte.

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