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Kuss der Ewigkeit

Kuss der Ewigkeit

Titel: Kuss der Ewigkeit
Autoren: K Price
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bekommt, deshalb erzähle ich jedem davon, der vielleicht hingehen könnte, und bei deiner Frisur… Ich dachte, es könnte dich interessieren. Auf der Rückseite ist ein Lageplan.«
    » Danke.« Ich schob den Flyer in die Manteltasche, ohne ihn mir anzusehen. Wir erreichten die Tür, und als ich sie aufmachte, strömte eisige Winterluft herein, und mit ihr die Großstadtgerüche und etwas, das die Verkäuferin nicht wahrnehmen konnte. Der Jäger.
    Verdammt. Ich ließ die Tür wieder zufallen und sah mich nach einem anderen Ausgang um. Es gab einen auf der anderen Seite des Gebäudes, doch darüber hing ein Schild mit der Aufschrift » Nur im Notfall benutzen«. Nun ja, das hier zählte als Notfall, oder etwa nicht? Etwas wartete draußen vor der Eingangstür auf mich. Andererseits könnte es Alarm auslösen, wenn ich durch den Notausgang hinausspazierte, und diese Art von Aufmerksamkeit konnte ich nicht gebrauchen.
    » Gibt es hier eine Kundentoilette?«, fragte ich. Wenn ich mich über Nacht im Bücherladen einschließen lassen oder auf die Art hinausschlüpfen könnte, wie ich es in der U-Bahn-Station gemacht hatte…
    » Nein, tut mir leid. Die Toiletten werden gerade sauber gemacht. Hast du die Ansage nicht gehört? Der ganze Laden ist schon geschlossen.«
    Ich starrte sie an und versuchte, mir die Panik nicht anmerken zu lassen, während ich mich umsah. Die einzige andere Kundin, eine Frau mittleren Alters mit einem kleinen Kind, wartete an der Theke. Alle anderen gingen herum und sortierten Bücher ein.
    Die Verkäuferin zupfte an den Taschen ihrer Schürze. Das Knallen ihrer Kaugummiblasen eskalierte. Es hörte sich an, als feuere ein kleines Maschinengewehr aus ihrem Mund. » Ähm… Der Laden ist geschlossen. Wenn es sonst nichts gibt, was ich für dich tun kann…«
    Die Kundin von der Theke marschierte zur Tür, das Kind an der einen Hand, eine Tüte in der anderen. Als sie geschäftig vorbeieilte, folgte ich ihr hinaus. Ein scharfes Klicken schnitt durch die Nacht, als die Angestellte die Tür hinter uns verriegelte. Bei dem Geräusch durchzuckte mich zusätzliche Anspannung und ließ mich nicht mehr los. Ich konnte spüren, dass Blicke mich durchbohrten. Er war dort draußen, doch ich konnte nicht ausmachen, wo.
    Ich hielt den Kopf gesenkt und heftete mich Mutter und Kind mit ein paar Metern Abstand an die Fersen. Vorher waren die Gehwege viel dichter bevölkert gewesen, nun gab es nur sie und mich. Die Frau warf einen Blick über die Schulter und zog das Kind näher zu sich heran.
    Die Lichter des letzten Autos auf dem Parkplatz blinkten auf, als sie sich ihm näherte und die Zentralverriegelung aktivierte. Hastig scheuchte die Frau das Kind auf den Beifahrersitz und schlüpfte hinters Steuer. Sie hielt sich nicht einmal mit den Sicherheitsgurten auf. Ich hatte die Straße noch gar nicht ganz überquert, als auch schon der Motor aufheulte, die Wagentür zuschlug und ich auf dem leeren Gehweg zurückblieb.
    Ich sah dem Auto nach. In der Luft, die mich umwirbelte, hing der unmenschliche Geruch eines anderen Gestaltwandlers.
    Der Jäger hatte mich gefunden.
    Tief sog ich die kalte Luft ein, die mir in der Nase brannte. Nein, nicht nur ein Jäger. Mehrere. Da war mehr als eine Witterung. Fluchend versuchte ich eine Spur oder irgendeinen Hinweis darauf aufzunehmen, wo meine Jäger auf mich warteten, doch die Witterung war verstreut. Sie umkreisten mich. Wie Geier. Oder Canidae , die ihre Beute einkreisten.
    Ich erschauderte. Noch nie hatte ich davon gehört, dass Jäger im Rudel jagten. Die Gerüche waren zu vermischt, um abschätzen zu können, wie viele Jäger es waren oder welchen Familien sie angehörten. Die Wolfsclans waren die zahlreichsten unter den Shiftern, deshalb tippte ich darauf, dass sie es waren, die mich jagten.
    Ich sah mich um. Nichts bewegte sich in der Dunkelheit. Ich brauchte dringend ein neues Versteck. Da ich die Gegend nicht kannte, überließ ich die Entscheidung, in welche Richtung ich gehen sollte, dem Wind. Eine eisig kalte Brise wehte die Straße entlang. Wenn ich gegen den Wind lief, konnte ich wittern, was vor mir lag, doch jeder, der meiner Spur folgte, hatte leichtes Spiel. Wenn ich mit dem Wind ging, wusste ich, was hinter mir war, aber jeder Jäger vor mir würde wissen, dass ich in seine Richtung kam. Lieber hätte ich es mit Jägern zu tun, die von vorn auf mich zukamen, als sich von hinten an mich heranschlichen. Also ging ich mit dem Wind.
    Alle Läden in der Straße
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